Bis zu zehn Prozent der Flüchtlinge schaffen Sprung in den Job

Remscheid · Für Dirk Faust, Geschäftsführer des Jobcenters Remscheid, sind Sprach-kenntnisse das A und O bei der Eingliederung.

 Dirk Faust ist Geschäftsführer des Jobcenters Remscheid.

Dirk Faust ist Geschäftsführer des Jobcenters Remscheid.

Foto: Hertgen

Die Morgenpost sprach mit Dirk Faust, Geschäftsführer des Jobcenters Remscheid, über die Vermittlung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.

Herr Faust, wie viele Flüchtlinge sind bei Ihnen im Jobcenter derzeit gemeldet?

Faust In Remscheid sind bislang rund 1.500 Flüchtlinge registriert worden, etliche der Ankömmlinge sind nach der Registrierung aber weiter gezogen. Bei uns im Jobcenter sind gegenwärtig 193 anerkannte Flüchtlinge über 15 Jahren gemeldet, die gemäß dem Sozialgesetzbuch II (SGB II) Anspruch auf Hartz IV haben. Da aber für viele Flüchtlinge noch die Entscheidungen über ihre Asylanträge ausstehen ist, rechnen wir damit, dass die Zahl deutlich nach oben steigen wird und sich bis Ende des Jahres verdoppeln dürfte. Allerdings sind die Prognosen da recht schwer.

Wie schnell können die Menschen für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden?

Faust Die Integration ist im Regelfall ein langer Weg. Ich denke, dass wir uns glücklich schätzen können, wenn wir im ersten Jahr acht bis zehn Prozent der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren können. Das A und O ist das Erlernen der Sprache und in der Folge eine berufliche Qualifikation. Festzustellen ist auf jeden Fall, dass die Motivation der Menschen, die zu uns kommen, sehr groß ist, etwas zu lernen und ihr eigenes Geld zu verdienen.

In der Diskussion um die Sprachförderung für Flüchtlinge wird immer kritisiert, dass über Sprachkurse nicht die Jobcenter entscheiden, sondern das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Wie sehen Sie die Kritik?

Faust Wir würden es begrüßen, wenn wir die Menschen direkt in Sprachkurse zuweisen könnten. Bislang ist das leider nicht möglich, weil diese Entscheidung nicht in unsere Zuständigkeit fällt.

Fürchten Sie, dass es zwischen den deutschen Hartz-IV-Empfängern und den Flüchtlingen nun zu einem Konkurrenzkampf kommt?

Faust Diese Befürchtung ist aus meiner Sicht in der Regel nicht gerechtfertigt. Die Langzeitarbeitslosen haben Sprachkenntnisse und sind gegenüber den Flüchtlingen im Vorteil. Der zweite Punkt ist: Bei vielen Flüchtlingen ist die formale Qualifikation, wie sie hier auf dem Arbeitsmarkt gefordert wird, noch gar nicht da. Langzeitarbeitslose können aber darüber verfügen. Für uns ist es wichtig, beide Zielgruppen im Auge zu behalten. Im Zweifelsfall wird eher derjenige punkten, der dem Arbeitgeber nachweisen kann, dass er motiviert ist. Das betrifft aber lediglich Jobs im Bereich der niedrig qualifizierten Tätigkeiten.

Wie viele Mitarbeiter haben Sie derzeit im Jobcenter, wie viele sind für die Flüchtlinge zuständig?

Faust Wir haben 150 Mitarbeiter im Jobcenter - davon sind drei in unserem Anfang Februar eingerichteten Integration Point mit der Betreuung von Flüchtlingen betraut. Hinzu kommen zwei Mitarbeiter, die von der Bundesagentur für Arbeit abgestellt wurden. Aufgrund der vermutlich steigenden Zahl an Flüchtlingen rechnen wird damit, dass wir demnächst noch weitere Büros für acht bis zehn Leute benötigen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE MICHAEL BOSSE.

(RP)
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