Dating-Plattform Betrüger sucht Frau im Internet mit Politiker-Foto

Remscheid · Auf einer Dating-Plattform versucht ein Betrüger, mit dem Foto des Remscheiderr CDU-Chefs Frauen kennenzulernen. Der Unbekannte gibt sich als Witwer und Geschäftsmann aus.

Hätte sich nicht eine Frau in sein Foto verliebt, hätte Jens Nettekoven wohl niemals erfahren, dass und auf welche Weise ein unbekannter Betrüger im Netz sein Unwesen treibt. Das Foto, dass den Remscheider Landtagsabgeordneten und CDU-Parteivorsitzenden zeigt, hat möglicherweise bereits vielen Frauen in aller Welt die Köpfe verdreht. Wie viele von ihnen tatsächlich auf den unbekannten Betrüger hereingefallen sind, wird wohl niemals ermittelt werden. Inzwischen ist die digitale Annonce auf POF, der nach eigenen Angaben "führenden kostenlosen Online-Datingseite für Singles" mit drei Millionen Nutzern, gelöscht.

Das Angebot für weibliche Singles klang verlockend: Ein noch junger Geschäftsmann, halb Amerikaner, halb Deutscher, ist Witwer, hat eine sechsjährige Tochter und sucht einen Neuanfang. Sybille B. ist interessiert. Dann erhält sie Fotos von Jens Nettekoven. Sie zeigen ihn mit einem Kind, es ist Nettekovens Tochter, und viele weitere Fotos, die im Netz zu finden sind. Auch auf einer eigens erstellten Firmenseite eines Entwicklers für Bauprojekte prangt Nettekovens Konterfei, lächelnd im weißem Hemd und mit quergestreifter Krawatte. Auf der aufwendig gestalteten Homepage in englischer Sprache sind sogar angeblich realisierte Bauprojekte genannt und mit Fotos versehen.

Ein Zufall macht Sybille B. dann doch stutzig. In einem völlig anderen Zusammenhang - Nettekoven ist nicht nur Politiker sondern auch Präsident des Ringerbundes NRW - erkennt sie das Bild, das augenscheinlich ihren Online-Flirtpartner zeigt, aber mit einem ihr unbekannten Namen. Sie recherchiert weiter und erfährt, dass die Firmenwebsite in Nigeria erstellt wurde. Mehr aber auch nicht. Sofort kontaktiert sie die Betreiber der Online-Dating-Seite, die die Annonce sperren, und das Landtagsbüro des Remscheider Abgeordneten.

"Der Fall hat mich sehr nachdenklich gemacht", sagt Jens Nettekoven, "gerade auch, wenn ich auf Facebook poste." Als Kommunal- und Landespolitiker stehe er zu dem häufig im Licht der Öffentlichkeit. "Da gibt man manches preis und wird schnell ein gläserner Mensch."

Anzeige hat er bisher nicht erstattet, und seine Aussichten auf Aufklärung dürften eher gering sein. "Wenn Täter im Ausland sitzen, stoßen wir schnell an unsere Grenzen", sagt Polizeisprecherin Hanna Meyerratken. Im Schatten der Anonymität des Internets würden eben vielfach zudem ausländische Serveradressen genutzt. "Oft sind diese Accounts nicht nachzuverfolgen und uns fehlen überprüfbare Daten, die zu den Tätern führen könnten." Fälle wie dieser spezielle aus Remscheid seien aber eher selten. Häufiger würden Menschen Opfer von Cybermobbing, etwa in der Form, dass enttäuschte Männer kompromittierende Fotos ihrer früheren Partnerin ins Netz stellten. In solchen Fällen sei die Strafverfolgung leichter, weil der Tatverdächtige und sein Motiv bekannt sind.

In Deutschland ist das Recht am eigenen Bild im Strafgesetzbuch und im Kunsturheber-Gesetz geregelt. In schweren Fällen drohen hohe Geldstrafen und Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren.

(bu)
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