Remscheid Besinnlich bis heiter - von Urlaub und Liebe

Remscheid · Beim 57. Literaturcafé in der Denkerschmette ging es nicht nur um die richtige Rechtschreibung. Auch Gedanken zum Sonnenuntergang und zu romantischer Zweisamkeit waren Thema.

 Lesung in der Denkerschmette mit Ursula Peters, Thorsten Kelsch und Heinz Wohlenberg (von links).

Lesung in der Denkerschmette mit Ursula Peters, Thorsten Kelsch und Heinz Wohlenberg (von links).

Foto: Schütz Michael

Bereits zum 57. Mal traf man sich am Samstagnachmittag in der Denkerschmette zum Vorlesen und Zuhören. Zur liebgewordenen Tradition, die die im Januar überraschend verstorbene Ilse Figge vor zehn Jahren ins Leben gerufen hatte, waren diesmal fünfzehn Besucher gekommen. Um Geschichten und Gedichten zu hören. Um zu lachen über Obskures, zu schmunzeln über Absurdes und zu diskutieren über Ernstes.

Nun zeigte sich das Leseteam diesmal ein wenig ersatzgeschwächt, denn drei der sechs Autoren - Gudrun La Torre, Hans Jürgen Conrad und Arntraud Kieke - waren verhindert. So war es also an Ursula Peters, Torsten Kelsch und Heinz Wohlenberg für einen schönen Nachmittag zu sorgen. Das war kein Problem, denn schon mit seinem ersten Beitrag über die "Verkürzung der Sprache" sorgte Heinz Wohlenberg für große Heiterkeit im Publikum. "Bei Jugendlichen ist das ja oft festzustellen, wenn sie sich etwa 'GN8' - anstatt von 'gute Nacht' - per SMS schreiben, oder 'ich fanta, du Bus?' - für: 'Ich fahre noch tanken, du fährst mit dem Bus?'", sagte Wohlenberg.

Aber es sei dann doch bedenklich, dass in den Medien dies auch zu bemerken sei. Denn dadurch würde der Sinn oftmals entstellt: "Das ganze Gelände der Terrasse am Freibad wird neu gestrichen - entweder fehlt da ein "r" oder das ganze Gelände der Terrasse bekommt einen neuen Anstrich", meinte Wohlenberg schmunzelnd. Aber auch andere Meldungen waren vor seinem Adlerauge nicht sicher: "Nicole Berendsen singt Gesang - ja, mein Gott, was soll sie denn sonst singen?", rief er aus - und hatte die Lacher auf seiner Seite. Auch seine eigenen Gedichte kamen gut an.

Heitere Beiträge, unter anderem im Stil des großen Heinz Erhardt, brachte Ursula Peters, etwa wenn sie über ihren gerade zurückliegenden Urlaub auf Borkum an der Nordsee berichtete. In kurzweiligen Reimen brachte sie Interessantes und Schönes der beliebten Ferieninsel auf den Punkt: "Strandkonzerte sind der Renner, tolle Bands treten hier auf, gerne lauscht so mancher Kenner heißen Rhythmen im Verlauf." Aber auch Gedanken zum Sonnenuntergang und den Lebenslauf der Scholle gab sie eloquent und mit viel Charme zum Besten.

Etwas düsterer waren da die Werke von Torsten Kelsch, der bei seinem Jubiläum - vor einem Jahr war er zum ersten Mal aufgetreten - zwar wieder auf Romantisches statt Blutiges setzte, aber in Gedichten wie "Tänzerin" oder "Schlucht" dennoch eine gewisse Schwere nicht ablegen konnte. Schließlich sagte er über sich selbst: "Ich schreibe Liebesgedichte. Ohne jemanden zu lieben - oder ohne von jemandem geliebt zu werden. Ich alter Menschenhasser."

Dass es dann aber wohl doch nicht gar so schlimm war, zeigte der laute Applaus aus dem Publikum - und nicht zuletzt auch die gute Stimmung bei Kaffee und Kuchen.

(wow)
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