Remscheid Berichte aus dem Stadtrandbiotop

Remscheid · Christian Ehring - bekannt aus der Heute-Show - gastierte mit seinem neuen Programm in der Klosterkirche.

 Christian Ehring trat in Lennep in einem vollem Minoritensaal auf.

Christian Ehring trat in Lennep in einem vollem Minoritensaal auf.

Foto: Jürgen Moll

Im Leben geht's mal auf und mal ab und manchmal kann es richtig hart kommen. Und wer dann wie der Kabarettist Christian Ehring darüber nachdenkt und irgendwann an einem Punkt anlangt, an dem er "Keine weiteren Fragen" (der Titel seines Programms) stellt und auch keine mehr hören will, "wenn er also das Leben nicht aushält - dann ist es besser, auch mal einen Witz darüber zu machen."

Nach diesem Motto wurde es angesichts drohender Klimakatastrophe, Terror des Islamischen Staates, wankendem Schengen-Raum, bröckeliger Europa-Solidarität und Millionen Menschen auf der Flucht doch ein recht lustiger Dienstagabend in der Klosterkirche. Wie immer, wenn bekannte Leute aus dem TV dort auftreten - Ehring ist bekannt durch die ZDF Heute-Show - , ist der Minoritensaal gerammelt voll.

Die Besucher kamen auf ihre Kosten, wenngleich die Schenkelklopfer nicht dabei waren. Das hatte wohl auch niemand erwartet. Ehrings Figur auf der Bühne war ein "authentischer" Bewohner des Stadtrandbiotops mit "ganz normalen, durchschnittlichen Nachbarn wie Notar, Arzt, Professor und Unternehmensberater". Sie wählen die Grünen. Die handeln wie die anderen Parteien, gucken dabei nur betroffener.

Ehring denkt mit: Im Häuschen ist die 40-Quadratmeterwohnung mit getrenntem Eingang integriert. Für später. Die Wohnung ist für die externe Pflegekraft aus dem Osten. Weil Pflege im Alter ja heute keine Familiensache mehr ist: "Wenn ich 80 bin - wer weiß, ob Mama und Papa das noch schaffen?" Das ist Ehrings Standardrezept: Die Zuhörer in eine Richtung schicken und aus einer anderen zuschlagen. So findet er es gut, wenn der Kirchenkreis ein Kennenlernfest zwischen Deutschen und Flüchtlingen organisiert. Wer dabei Angst vor Muslimen hat, sollte sich näher bei den Mettbrötchen hinstellen. Dieses Treffen eignet sich hervorragend "für Interessenten", um einen Flüchtling als Mieter auszuwählen. Das sei deutsche "Willkommenskultur" - zwar ein hässliches Wort, aber eine schöne Sache. Wie "Ehehygiene": auch ein hässliches Wort, aber eine schöne Sache. Ehring findet auch seinen "Traumflüchtling David aus Eritrea - zwar kein Syrer, aber Hauptsache gesund."

Und als er die Geschichte mit David erzählt, kann er am Rande seine Gedanken loswerden, darunter über Jugend, über Ober- und Höchstgrenzen, über Merkel bei der CSU ("die einzige Frau mit Eiern unter vielen Männern"), über selbst fahrende Autos ("das Prinzip Zug"), Emissionshandel, Veganer, Pegida und über die effektive ökologische Seite von Hartz IV. Am Ende entscheidet sich David gegen die Wohnung und für das Flüchtlingsheim. Und Ehring singt am Klavier: "Das Leben hat mit Leben nichts zu tun." Da bleiben dann doch noch ein paar Fragen offen.

(begei)
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