Remscheid Beckmann verzaubert mit dem Cello

Remscheid · Der Weltklasse-Musiker spielte ein beeindruckendes Benefizkonzert für Wohnungslose in der Stadtkirche.

 Ganz in die Musik vertieft: Thomas Beckmann beim Konzert in der Stadtkirche.

Ganz in die Musik vertieft: Thomas Beckmann beim Konzert in der Stadtkirche.

Foto: Jürgen Moll

Wenn Thomas Beckmann Cello spielt, ist schon das Einstimmen ein Genuss. Bevor der Weltklasse-Cellist am Donnerstagabend in der evangelischen Stadtkirche am Remscheider Markt die Reisekleidung mit dem Konzertanzug tauschte, spielte er auf seinem edlen Instrument ein paar Töne und weckte damit frohe Erwartung bei den rund 70 Zuhörern.

Zum fünften Mal war der in Düsseldorf lebende Musiker in Remscheid zu Gast und stellte sich hier erneut in den Dienst der guten Sache. Denn Beckmann spielt nicht nur Cello, sondern verbindet die Kunst mit dem Spendensammeln für die Wohnungslosenhilfe. Von den Einnahmen des Benefizkonzerts hat mehrfach auch der Tagestreff, den die Remscheider Caritas für obdachlose Menschen anbietet, profitiert.

Künstler, die gegen Missstände eintreten, hätten ihn bereits als junger Musiker beeindruckt, bekannte er. "Es war mir immer ein Anliegen, mit künstlerischen Mitteln gesellschaftlich zu wirken", erklärte er sein Engagement für den von ihm gegründeten Verein "Gemeinsam gegen Kälte". "Wohnungslose stehen nicht im Blickfeld, sondern werden schlichtweg vergessen", bestätigte Caritas-Vorsitzende Sandra Engelberg. Dankbar für die Unterstützung des renommierten Cellisten zeigten sich genauso Hartmut Demski, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lennep, und Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz. "Wir dürfen die Menschen, die bei uns in prekären Verhältnissen leben, nicht aus den Augen verlieren", mahnte der OB.

Sodann tauchten die Konzertgäste hoch konzentriert und fasziniert ein in die betörenden Klänge der Suite "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saens, in der das Cello den Schwan porträtiert. Anschließend standen zwei barocke Sonaten auf dem Programm, das Beckmann selbst unterhaltsam und informativ moderierte. In Vivaldis viersätziger Sonate Nr. 5 e-moll kontrastieren zwei langsame und zwei schnelle Sätze. Mit unendlicher Ruhe interpretierte der Star-Cellist das einleitende Largo und ließ die Rondothemen des Allegro im zweiten und vierten Satz mit grandioser Leichtigkeit erklingen. Nach der Pause standen kleine, pittoreske Werke verschiedener Komponisten in Bearbeitungen für Cello solo im Mittelpunkt - Perlen der Musikliteratur, die jenseits des Mainstreams einen wahren Zauber entfalteten. Faszinierend dabei zu beobachten und zu hören, wie der Musiker etwa in den "5 piece en concerte" von Francois Couperin jeden einzelnen Ton ausformt, wie Klänge sanft entschwinden oder brausend über den Köpfen der Zuhörer niederprasseln. Weiterhin zeichnet seinen Vortrag aus, wie sehr er selbst in die Stücke eintaucht und sie mit eigenen Akzenten interpretiert.

Bezaubernd heiter einige Wiener Volksweisen und dann kam mit der Pastorale von Couperin vielleicht das klangvollste Stück des Abends. Bevor sich Thomas Beckmann mit dem Arioso von Bach - dem Lieblingsstück seiner verstorbenen Mutter - verabschiedete, erklatschten sich die Zuhörer mehrere Zugaben, bei denen der Instrumentalist seine ganze Virtuosität nochmals in den akustisch sehr ansprechenden Raum der Stadtkirche warf.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort