Remscheid Ausnahmegitarrist mit Händen und Füßen

Remscheid · Luca Stricagnoli zeigt sich im Rack'n'Roll als unkonventioneller Meister seines Instruments.

 Mag Experimente: Luca Stricagnoli begeisterte die Besucher beim Konzert im Rack'n' Roll.

Mag Experimente: Luca Stricagnoli begeisterte die Besucher beim Konzert im Rack'n' Roll.

Foto: Jürgen Moll

Als aufmerksamer Musikliebhaber denkt man irgendwann, man hätte alles gehört und gesehen. Dann geht man an einem verregneten Montagabend ins Rack'n'Roll und staunt mit der gleichen Freude, die ein Kind empfinden mag, wenn es das erste Mal einen Magier auf der Bühne sieht.

Der Herr der Gitarren, Luca Stricagnoli, war zu Gast in Remscheid und verblüffte die lokale Musikszene genauso wie Besucher, die einfach nur Musik hören wollten, denen es egal war, welche technischen Meisterleistungen der Musiker vollbrachte. Bei Stricagnoli gingen Virtuosität und Spielfreude eine meisterhafte Verbindung ein.

"Thunder!", sagte ein Besucher mit tiefer Stimme, nachdem der Italiener zum Einstieg in sein Set mit AC/DCs "Thunderstruck" ein echtes Schwergewicht der Rockgeschichte coverte - und das alleine auf einer Akustikgitarre. Mit pfeilschnellen und doch unglaublich präzisen Bewegungen schaffte der Gitarrist es, den Job seiner beiden Kollegen der Rock-Legende zu erfüllen und trommelte fast wie selbstverständlich auch noch den Beat auf dem Gitarrenkorpus nach. Doch was passiert, wenn Streicher vorkommen?

Filmmusik scheint es dem Italiener auch angetan zu haben und so wagte er sich an den Soundtrack zu "Braveheart". Eine Gitarre umgeschnallt, ein weitere - im übrigen ein von Stricagnoli selbst durchgeführter Umbau - auf einem Barhocker positioniert und mit einer Mundharmonika umgeschnallt ersetzte der Gitarrist eine ganze Schar Musiker und griff ganz nebenbei zum Streicherbogen. "Das ist einfach nur der Wahnsinn", meinte ein Besucher. "Das rockt einfach", sagte hingegen Phillip Helduser, der selbst Musik macht, als Stricagnoli "Seven Nation Army" coverte. Von gefühlvoller Filmmusik bis hin zu einer der populärsten Rock-Hymnen der Gegenwart waren es beim Italiener nur wenige Handgriffe, um seine Instrumente entsprechend zu stimmen.

"Willkommen in meiner Welt der verrückten Experimente", meinte Stricagnoli, dem man seinen italienischen Charme zwischen den Songs nicht absprechen konnte, als er "Misirlou" coverte, jenes Lied, das als Eröffnungsstück im Soundtrack zu Pulp Fiction Filmgeschichte geschrieben hat. Umringt von fünf Gitarren setzte der Italiener schließlich sogar seine Füße ein, indem er die Saiten antrat, spielte mit der Abschlaghand und einem Schläger ausgestattet nebenbei noch ein wenig Schlagzeug auf seiner - man muss es so sagen - Hauptgitarre und erhielt wie bei jedem Stück des Abends begeisterten Beifall und Jubel.

(hathi)
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