Remscheid Armen Kindern bessere Chancen bieten

Remscheid · Projekt "Jedem Kind alle Chancen" gegen Kinderarmut soll auch ohne finanzielle Förderung weitergeführt werden.

Hilfen, um Kinderarmut zu vermeiden, fangen in Remscheid ganz früh an: bei Schwangeren. Doch wie sieht das konkret aus? Als Beispiel nennt Beate Nierhoff vom Caritasverband den Fall einer sehr jungen, alleinerziehenden Mutter. Von der Schwangerenberatung beim Frauenarzt geht sie zur Schwangerschaftsberatung bei Diakonie, Pro Familia oder Caritas. "Wir rechnen durch, was ein Kind kostet, was es braucht und sagen, wo es die Sachen günstig gibt oder weisen auf Geld von Stiftungen hin", berichtet Nierhoff. Die bereits vor Jahren eingerichtete Fachstelle "frühe Hilfen" koordiniert alles. Die junge Mutter erhält Adressen, Ansprechpartner und nach Möglichkeit die Begleitung durch eine Familienhebamme über ein Jahr. Sie betreut die junge Mutter, indem sie sie zu den richtigen Stellen lotst wie zur Kita oder auch zum Jobcenter. "Denn es ist wichtig, dass sie den Weg zurück in den Beruf findet", betont Nierhoff.

Hier funktioniert das Netzwerk gut, die Präventionskette gegen Kinderarmut greift früh. Entsprechend positiv fällt das Fazit der Beteiligten des zweijährigen Projekts mit dem Titel "Jedem Kind alle Chancen", das vom Landschaftsverband finanziell gefördert und auch begleitet wurde, speziell für dieses Thema aus: "Willkommen in Leben". An den anderen drei Schwerpunkten mit den Titeln "Guten Appetit - alle Kinder essen mit", "gesund aufwachsen", "Eltern stärken - Kinder schützen" muss noch stärker weiter gearbeitet werden.

Das Projekt ist jetzt zwar ausgelaufen, die Arbeit soll jedoch nachhaltig weitergeführt werden, betonte Petra Hellmann-Wien, Leiterin des Fachdienstes Jugend, Soziales und Wohnen bei der Stadt, gestern in einem Pressegespräch. Denn obwohl die Wirtschaft floriert, die Arbeitlosenquote vergleichsweise gering ist, und es für Eltern mehr Hilfen denn je gibt, ist die Kinderarmut groß. Rund 20 Prozent der Kinder in Remscheid seien von Armut betroffen.

Projekt-Koordinatorin Sabine Poppe, die in dem Fachdienst für Qualitätsmanagement zuständig ist, will die im Projekt gesponnenen Fäden im Netzwerk weiter ausbauen, damit Folgen von Kinderarmut wie schlechtere Bildungschancen und Ausgrenzung eingedämmt und jungen Menschen Teilhabe eröffnet werden. Dafür müssen nicht nur die Rädchen beteiligter Stellen ineinandergreifen, auch die Eltern müssen mit ins Boot geholt werden. Dabei sei das Ziel ein geebneter Weg in die Selbstständigkeit, sagt Hellmann-Wien. Eltern benötigen nicht nur konkrete Ansprechpartner, die als Lotsen fungieren, sondern beispielsweise auch Elternkurse. Weil die Nachfrage nachließ, müsse das Angebot neu ausgerichtet werden.

(RP)
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