Remscheid Arbeit beschert Bewohnern Akzeptanz

Remscheid · Konzentriert wickelt André Weißenborn das Band auf. Lage für Lage. Eine Kiste voll mit den weinrot-violetten Bändern warten darauf, aufgezogen zu werden. Dieser Arbeitsschritt ist einer von vielen, damit der Auftrag für die Bandfirma korrekt abgewickelt werden kann. Der 43-Jährige hat somit eine wichtige Aufgabe, ist Teil eines Teams.

 Am Europäischer Protesttag zeigten André Weißendorn und seine Ergotherapeutin Anke Kreys, wie welche Arbeitsaufträge von Firmen erledigt werden. Hier werden zum Beispiel Geschenkbänder aufgewickelt.

Am Europäischer Protesttag zeigten André Weißendorn und seine Ergotherapeutin Anke Kreys, wie welche Arbeitsaufträge von Firmen erledigt werden. Hier werden zum Beispiel Geschenkbänder aufgewickelt.

Foto: Jürgen Moll

Die geordnete Tagesstruktur, die sinnvolle Tätigkeit und der soziale Kontakt zu den anderen Mitarbeitern sind der Kern des Zentrums für Arbeitsdiagnostik und berufliche Integration (ZABI) auf dem Gelände der Stiftung Tannenhof. Rund 100 Bewohner aus dem Integration-Wohnverbund, Patienten der Klinik sowie der ambulanten Betreuung der Stiftung arbeiten hier. Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai lud die Einrichtung Vertreter von Politik und Verbänden ein, um sich ein Bild von der arbeitstherapeutischen Maßnahme zu machen.

"Wir nutzen diesen Tag, um auf lokaler Ebene Bedürfnisse dieser Menschen bekannt zu machen. Es ist wichtig, dass die Belange berücksichtig werden", erklärt der Leiter des Integration-Wohnverbundes Günter Fuchs.

Im ZABI werden reale Aufträge von realen Firmen bearbeitet. Vom Einfüllen von besonders saugfähigen Granulat, dem Zuschneiden und Verpacken von Duschwannendichtungen oder dem Perfektionieren von Werkzeugen gibt es für jeden Bewohner und Patienten eine Aufgabe, die zu den persönlichen Leitungsfähigkeiten passt. Zusätzlich kommen sie wohngruppenübergreifend mit anderen in Kontakt. "Grundsätzlich kommen die Bewohner gerne zur Arbeit. Es bedeutet für sie ein Stück Selbstständigkeit und sie sind stolz", erklärt Ergotherapeutin Anke Kreys. Sie betreut die leistungsstärkste Gruppe, in der die Beschäftigten sowie Weißenborn sowohl vor- als auch nachmittags arbeiten und anspruchsvolle Tätigkeiten haben. Sie motiviert ihre Schützlinge, achtet aber auch darauf, dass sich keiner überfordert fühlt. Durch die psychische Erkrankung fällt vielen der Alltag oder auch der Umgang mit Problemen schwer. Deshalb steht Kreys auch in Kontakt mit den anderen Mitarbeitern der Stiftung. Auch das Gespräch mit den Bewohnern selbst sei wichtig, wenn es einmal ein Problem gibt.

"Mir macht es Spaß. Ausdauer zu zeigen", erklärt Weißenborn. Bei einer kniffligeren Arbeit bleibt er dank der Therapeutin auch am Ball. Er wohnt in einer WG in einer der betreuten Außentherapiewohnungen. "Die Arbeit ist sehr wichtig für mich. Man hat was zu tun und gammelt nicht zu Hause rum. Man ist in einem Kreislauf, wird akzeptiert und normal behandelt. Das tut richtig gut", betont Weißenborn mit einem Lächeln.

(RP)
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