Serie stadtgeschichte(n) Als Arnold (8) ins Waisenhaus kam

Remscheid · In einer kleinen Serie stellen wir besondere Fundstücke aus dem Remscheider Stadtarchiv vor. Es sind historische Dokumente, die Geschichte und Geschichten erzählen - wie die des achtjährigen Waisenjungen Arnold Halbach im Jahr 1806 .

 Fein säuberlich eingetragen sind alle Aufnahmen von Kindern ins Remscheider Waisenhaus. Unter der Nummer 9 ist Arnold Halbach verzeichnet. Am 7. Juni 1806 wurde er aufgenommen und versprach auch immer "gehorsam zu seyn".

Fein säuberlich eingetragen sind alle Aufnahmen von Kindern ins Remscheider Waisenhaus. Unter der Nummer 9 ist Arnold Halbach verzeichnet. Am 7. Juni 1806 wurde er aufgenommen und versprach auch immer "gehorsam zu seyn".

Foto: Jürgen Moll

Viel wissen wir nicht von dem kleinen Arnold. Doch immerhin soviel: Am 7. Juni 1806 wurde er ins Remscheider Waisenhaus aufgenommen als "Nummer 9". Es war das Zeitalter Napoleons. Noch im selben Jahr sollte der Franzosenkaiser die Preußen bei Jena und Auerstedt besiegen und sich anschicken, nahezu ganz Europa unter seine Herrschaft zu bringen.

In dem handschriftlich geführten Aufnahmebuch des Waisenhauses ist der Vorgang von Arnolds Einweisung ordentlich erfasst, in Form eines Interviews. "Du hast keine Eltern mehr? Wie lange sind sie fort?", wird Arnold gefragt. "Ich glaube, es ist wohl ein Jahr lang, dass ich sie nicht mehr habe", sagt Arnold. Was ihnen widerfuhr, wie sie gestorben sind, erfahren wir nicht. Doch hatten sie Arnold und seinem Bruder Gottlieb immerhin ein Buch mitgegeben, in dem die Geburtsdaten der Kinder eingeschrieben waren. Für Arnold der 29. August 1798.

Nein, antwortet Arnold, krank sei er nicht. Er habe ein wenig in der Schule gelernt und könne spinnen. "Willst du denn hier noch lernen, arbeiten, fleißig und brav seyn?", wird der Junge, der keine Eltern mehr hat, gefragt. "Oh ja!", antwortet er, "sehr gerne, und gehorsam seyn."

Wie Archivleiterin Viola Schwanicke von einer Nachfahrin der kleinen Arnolds, Angela Halbach aus Ronsdorf, erfuhr, muss sich Arnold an sein Versprechen gehalten und gut entwickelt haben. 1822 heiratete er Friederika Lenz, und einige Jahre später wanderten beide nach Amerika aus und hatten Kinder, die in St. Louis eine Familiendynastie gründeten.

(bu)
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