Remscheid Ärzte helfen Kindern ohne Krankenversicherung

Remscheid · Das Projekt Pro Bambini startet im November in den Räumen der Remscheider Tafel in Lennep.

 Dr. Bernhard Ibach und viele Kollegen wollen helfen.

Dr. Bernhard Ibach und viele Kollegen wollen helfen.

Foto: Moll

Im November geht eine besondere Arztpraxis in Remscheid an den Start. Immer montags wird Kinderarzt Dr. Bernhard Ibach in einem Raum der Remscheider Tafel an der Wülfingstraße Kinder behandeln, die nicht krankenversichert sind.

Er tut das ehrenamtlich, genau wie seine 16 Facharzt-Kollegen, die sich zu einem Netz der Hilfe zusammengeschlossen haben. Ibach wird die Erstuntersuchung und -versorgung machen und kann dann an die Fachärzte überweisen.

"Nur ein Augenarzt fehlt uns noch, sonst sind alle Disziplinen abgedeckt", sagt Tanja Münnekehoff, Vorsitzende der Remscheider Lerose-Stiftung, die das Projekt "Pro Bambini" angestoßen hat. Der Impuls kam von Gründer Salvatore Lerose. Er hatte einen Bericht über Kinder gelesen, die keinen Versicherungsschutz haben und darum nicht mit ihren Eltern zum Arzt gehen. Die Stiftung hat nun die Erstausstattung der Praxisräume finanziert und wird für die laufenden Kosten aufkommen, sagt Münnekehoff. Und: "Das ist für uns ein Projekt, das wir dauerhaft unterstützen wollen."

Zwei Jahre dauerten die Vorarbeiten, berichtet Oliver Witte, der Vorsitzende der Remscheider Tafel. Auch ein Labor gehört zum Hilfsnetz, das die Blutproben der Kinder kostenlos untersuchen wird. Mit der Bergischen Apotheke an der Kölner Straße wurde ein Partner gefunden, der Medikamente kostenlos zur Verfügung stellt.

188.000 Menschen haben nach offiziellen Angaben in Deutschland keine Krankenversicherung, sagt Witte. Die Dunkelziffer wird auf 300.000 geschätzt. Wie viele davon Kinder sind, weiß man nicht. Und damit auch nicht, wie groß der Andrang in der Praxis in Lennep werden wird. "Wir werden um 15 Uhr öffnen und dann schauen, wie viel Zeit wir brauchen", sagt Witte. Das Angebot müsse sich erst einmal herumsprechen. Laut Armutsbericht lebt jedes fünfte Kind in Remscheid in Armutsverhältnissen.

Zum Arbeitsauftrag der beteiligten Ärzte gehört für Witte auch die Aufklärung der Eltern. Aus seinen Gesprächen mit den Kunden der Remscheider Tafel weiß er, dass viele Eltern gar nicht genau wissen, wie schnell man seinen Versicherungsschutz verlieren kann. Etwa dann, wenn ein Ehepaar sich trennt und das Kind bei der Mutter bleibt. Waren sie zuvor über den Vater versichert, erlischt nun die Familienversicherung.

(RP)
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