Heiligenhaus Zuletzt fällt der Hitzbleck-Schornstein

Heiligenhaus · Der Abriss der über 100 Jahre alten Gießerei hat begonnen. In zwei Jahren soll an gleicher Stelle ein Einkaufszentrum stehen.

 Dieser Blick zeigt das Hitzbleck-Areal aus dem alten Hallenkomplex heraus. Der alte Schornstein bleibt noch so lange stehen, bis das übrige Gelände planiert und für die Neubauten in Form gebracht ist.

Dieser Blick zeigt das Hitzbleck-Areal aus dem alten Hallenkomplex heraus. Der alte Schornstein bleibt noch so lange stehen, bis das übrige Gelände planiert und für die Neubauten in Form gebracht ist.

Foto: Achim Blazy

"Bagger haben wir genug." Sagt Frank Sauermilch mit ganz leichtem Augenzwinkern. Der Projektleiter der Abbruchfirma Moß kennt sich halt aus auf Flächen, die sich binnen kürzester Zeit vollkommen verwandeln. Genau solch ein Projekt ist seit gestern der Abriss der seit Jahren leerstehenden Gießerei Hitzbleck mitten in der Stadt.

In Zahlen klingt da so: 70.000 Kubikmeter Rauminhalt werden dem Erdboden gleichgemacht, wobei 830 Tonnen Stahlschrott entstehen. Bei Erdbewegungen und Geländemodellierung des Riesenareals in Hanglage entstehen 19.500 Kubikmeter Aushub, verfüllt werden 13.800 Kubikmeter.

Es sind allerdings weniger diese Kerndaten, als die Heiligenhauser Besonderheiten, die den Abbruchfachmann umtreiben. Schon eher die Frage, wie der alte Fabrikschornstein mitten in der Stadt zum Einsturz gebracht werden soll. Die Entscheidung fiel Anfang der Woche. "Wir werden sprengen." Allerdings erst in etwa zehn Wochen. Bis dahin wird die künftige Baufläche bodentechnisch hergerichtet sein. Wie das im Detail vonstattengehen soll, erklärten Planer, Abrissfachleute und Verwaltung gestern bei einem Ortstermin.

 Der Bagger beendet über 100 Jahre Industrietradition im Heiligenhauser Zentrum. Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben.

Der Bagger beendet über 100 Jahre Industrietradition im Heiligenhauser Zentrum. Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben.

Foto: Blazy Achim

"Ein schönes Stück Strukturwandel" sei in Heiligenhaus zu beobachten, sagt Architekt Matthias Pfeifer vor Beginn eines Projekts, das ihn wie auch den Investor HBB in den kommenden beiden Jahren beschäftigen wird. Ein neues Nahversorgungszentrum wird zwischen Panoramaradweg und Rathaus auf der alten Industriebrache entstehen.

Seit der Insolvenz der Gießerei Hitzbleck im Jahr 2009 war in der Stadt klar: Industrie wird es an diesem Standort nie wieder geben. Trotzdem will man sich auch angesichts eines Projektvolumens von rund 30 Millionen Euro nicht geschichtsvergessen zeigen. So soll nach Worten von Stadtplaner Siegfried Peterburs aus den Zwischenringen des Schornsteins eine Plastik entstehen, außerdem sollen übriggebliebene Tiegel und Formen aus dem alten Hitzbleck-Bestand als öffentlich am Panoramaradweg präsentierte Kunstwerke weiter dienen.

Für HBB-Geschäftsführer Harald Ortner ist es bereits das zweite Großprojekt in Heiligenhaus. Das Hamburger Unternehmen brachte vor Jahren bereits das Einkaufszentrum Selbecker Markt an den Start. Der Grundstücksverkauf - Anfang dieser Woche per Eilanweisung formal vollzogen - sei "Produkt einer sehr erfreulichen Zusammenarbeit mit der Stadt". Die stadteigene Gesellschaft SBEG hatte ihrerseits die Fläche im Jahr 2014 erworben - für 450.000 Euro. Das entsprach einem Quadratmeterpreis von 28 Euro.

Die Folgen des riesigen Abbruch-Projekts: "Staub- und lärmfreier Abbruch ist noch nicht erfunden", sagt Sauermilch. Man will aber die Beeinträchtigungen auch dadurch mindern, dass die markante blaugraue Stahlfront der Gießerei - direkt an der Westfalenstraße - möglichst lange stehenbleibt. Sie leistet ihren letzten Dienst als Schutzschild. Zumindest bis zum Oldtimerfestival Anfang September werden außerdem die Parkplätze auf dem oberen Hitzbleck-Parkplatz erhalten bleiben. Ersatzparkplätze werden später an der zurzeit unbebauten Ecke Kettwiger Straße/Westfalenstraße entstehen.

(RP)
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