Ratingen "ZeltZeit" ist Eine Hommage an den Ruhrpott

Ratingen · 20 Jahre werden mit einem "RuhrpottSpezial" gefeiert. Ingo Appelt, Herbert Knebel, Hennes Bender und Fritz Eckenga kommen.

 Ein Bild aus dem Gründungsjahr 1998 zeigt Jürgen Becker bei seinem Auftritt in Ratingen.

Ein Bild aus dem Gründungsjahr 1998 zeigt Jürgen Becker bei seinem Auftritt in Ratingen.

Foto: Blazy Achim

West Humor ist das neue Grubengold des Ruhrgebiets - eine schöne, gut klingende Metapher mit viel Wahrheitsgehalt. Helge Schneider, Hape Kerkeling, Jochen Malmsheimer, Frank Goosen, Hans-Werner Olm - sie alle stammen "ausm Pott" und sind wahre Großmeister der bissigen Wortwitzigkeit und des trockenen Humors. Und weil man von Ratingen aus quasi dorthin spucken kann, stand für die Veranstalter anlässlich der anstehenden Jubiläums-ZeltZeit schnell fest: Nichts kann den Ursprungsgedanken dieser Ratinger Kultveranstaltung besser repräsentieren als ein "RuhrpottSpezial".

"Es ging uns damals, als wir die ZeltZeit ins Leben riefen, vor allem darum, der Kleinkunstszene einen Raum zu geben", erinnert sich Heiner van Schwarmen, "vor allem für die vielen guten Nachwuchskünstler Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen."

 Im Gründungsjahr 1998 gab es ein richtiges Zirkuszelt.

Im Gründungsjahr 1998 gab es ein richtiges Zirkuszelt.

Foto: Blazy Achim

Damals - das war 1998. Bereits einige Jahre zuvor hatte van Schwamen, engagierter junger Lehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, die Vision mehr Kultur, mehr Leben in seine Schule zu bringen - und ging damit konform mit dem Kultusministerium, das zeitgleich Ratingen West für ein Pilotprojekt im Rahmen der Kampagne "Stadtteile mit Erneuerungsbedarf" ausgewählt hatte. "Wir starteten die Kabarettgruppe Westhäkchen an unserer Schule und nutzen das Freizeitzentrum für Auftrittsmöglichkeiten. Damals trat zum Beispiel auch Bülent Ceylan bei uns auf", erzählt van Schwamen grinsend, "vor 29 Personen und viele von denen hatten sogar noch Freikarten."

Gemeinsam mit Bruno Schmitz, selbst Kabarettist (unter anderem bei der Kölner Stunksitzung), entwickelten die beiden gebürtigen Klevener das Projekt "ZeltZeit", das erstmalig Pfingsten 1998 viele Kleinkunst- und Kulturbegeisterte an den grünen See lockte. "Wir hatten beim allerersten Mal unter anderem Jürgen Becker dabei, heute ein bekannter Mann, ebenso wie Ingo Appelt, Dieter Nuhr, Volker Pispers, die bei uns ihre ersten Auftritte vor einigen hundert Menschen hatten."

 Lokale Gruppen und Künstler, wie hier die Westhäkchen, stehen ebenfalls im Mittelpunkt.

Lokale Gruppen und Künstler, wie hier die Westhäkchen, stehen ebenfalls im Mittelpunkt.

Foto: Blazy Achim

Heute, 20 Jahre später, sind viele von ihnen gewöhnt, in großen Hallen zu spielen, vergessen aber haben sie die Ratinger Kulturmacher nicht. "Bülent Ceylan hat vor fünf Jahren hier gespielt, obwohl sein Management das nicht wollte und es sehr aufwendig war, das technische Drumherum mit dem er sonst Hallen beschallt und ausleuchtet, auf die Gegebenheiten in unserem kleinen Zeit abzuspecken. Er wollte das aber unbedingt, weil er von unserem Konzept, Nachwuchs zu fördern extrem angetan ist", weiß Bruno Schmitz.

Denn - obwohl an drei der vier Veranstaltungstagen ganz Große spielen in diesem Jahr Ingo Appelt, Herbert Knebel und sein Affentheater, Lioba Albus, Hennes Bender und Fritz Eckenga - steht an einem Abend die Bühne ausschließlich den Ratinger Nachwuchskünstlern zur Verfügung. "Auch diesmal wird wieder Dirk Wittmer durch das Programm führen, dann sind natürlich die Westhäcken dabei, die siebenfache Ratinger Tanzweltmeisterin Maria Dortmann, das Tragödchen Ensemble und Heinz Hülshoff, also ein Querschnitt der Ratinger Kultur aller Genres", verspricht Heiner van Schwamen.

Der 66-Jährige und sein fünf Jahre älterer Mitinitiator brennen auch nach zwei Jahrzehnten noch für ihr Projekt und erinnern sich gerne an die viele kleine Anekdötchen rund um das Festival.

"Ich erinnere mich, dass Bülent Ceylan bei seinem Auftritt ständig von einem seltsamen Insekt gestört wurde, das dann unter einem der glühenden Scheinwerfer sein jähes Ende fand. Er hat es als Andenken noch im Publikum versteigert", erzählt der Gymnaiallehrer. Oder er schwärmt vom Ehepaar Stratmann, das seit zwanzig Jahren die Kasse betreut und dessen Sohn Robert seine Bachelorarbeit über die ZeltZeit geschrieben hat.

Bruno Schmitz freut sich über Paare, die sich durch die ZeltZeit gefunden haben. Und dann bleibt noch Zeit, um den ganzen Unterstützern zu danken, ohne die dieses schöne Kulturfestival in Ratingen absolut nicht möglich wäre. "Die Stadt hat uns immer unterstützt, wir haben wunderbare Sponsoren - und nicht zuletzt sind wir absolut glücklich über die vielen Menschen, die hier Jahr für Jahr ehrenamtlich mit anpacken."

(dani)
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