Kreis Mettmann Wolfgang Gettmann mag das Wort "Ruhestand" überhaupt nicht

Kreis Mettmann · Zum Auftakt der RP-Serie "Was macht eigentlich...?" berichtet der ehemalige Aquazoo-Chef von seinem Zwergotter "Nemo".

Kreis Mettmann: Wolfgang Gettmann mag das Wort "Ruhestand" überhaupt nicht
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Von Ruhe kann im Leben des Hildeners Wolfgang Gettmann nach dem Job nun wirklich nicht die Rede sein. Dafür sorgt vor allem ein Tier: Otter Nemo - aber nicht nur. 20 Jahre lang war er Direktor des Aquazoos in Düsseldorf. Dort war der promovierte Zoologe Gettmann seiner Passion, den Tieren, stets ganz nah. Ein Tier konnte er sogar mit nach Hause nehmen: Zwergotter Nemo wurde ihm geschenkt - urkundlich bestätigt. "Als Zoologe bin ich nicht im Ruhestand", erklärt der 65-jährige Tierliebhaber. Das führt dazu, dass sich in seinem Tagesablauf nicht viel geändert hat, die Aufgabenfelder sind andere.

"Mit Personal- und Budgetplanung habe ich jetzt nichts mehr am Hut." Dafür muss er Nemo jetzt zweimal täglich Gassi führen, an seiner ehemaligen Wirkungsstätte haben das mit Vorliebe Praktikanten übernommen, und auch in sein Otter-Archiv im Keller fließt viel Herzblut. Nebenbei hält er Vorträge, schreibt Artikel, organisiert Infostände auf Veranstaltungen, engagiert sich für den Tier- und Umweltschutz. "Das Wort Ruhestand mag ich nicht", erklärt Gettmann und deshalb sollte auch niemand ihn darauf ansprechen. "Ich führe kein klassisches Rentnerleben." Gewiss nicht. In all seine Aufgaben fließt noch immer die Zeit eines Fulltime-Jobs. "Ich habe meiner Frau gesagt, mit 80 arbeite ich nur noch halbtags", sagt er verschmitzt. Aber natürlich bleibt noch Zeit für die Familie und Hund Balou. Sein zweites großes Standbein seien die Wölfe, erzählt Gettmann, der sich über die Rückkehr der pelzigen Raubtiere freut und für die er sich beim deutschen Naturschutzbund (NABU) engagiert. Aber auch sonst ist er in der Tierwelt an fast allem interessiert. "Das wissenschaftliche Crossover, das liebe ich", sagt er. Querbeet begeistert er sich für alles was da läuft, kreucht und fleucht. Sogar einer Fliege, die beiläufig auf seiner Schulter landet, bringt er wissenschaftliches Interesse mit, identifiziert sie als gewöhnlichen Zweiflügler und lässt sie dann weiterfliegen. An dritter Stelle steht für Gettmann der Sport. Mit dem Kajak Club Hilden trainiert er ein- bis zweimal die Woche, geht auf Kajakwanderungen. Hier kann er der Natur und seinem Lieblingselement Wasser ganz nah sein. "Dr. Gettmann ist ein ganz feiner Mensch", sagt Zweiter Vorsitzender Johannes Brück: "Er paddelt gerne und nimmt sich persönlich nicht so wichtig." Den Küchendienst im Verein übernehme seine Frau: "Er ist ja häufig auf Vortragsreise." Und Nemo ist der "Botschafter" des KCH, der auch sportlich bundesweit von sich reden macht.

Als Gettmann seinen Otter vor zehn Jahren im Aquazoo in Obhut nahm, löste dieser ungeahntes Medieninteresse aus. "Von einem Tag auf den anderen hatte Nemo das Sommerloch gefüllt", erinnert sich der Otter-Fan. Von da an hatte Nemo mehr als 100 TV-Auftritte. Gettmann hat ihm eine Briefmarke gewidmet. Und noch etwas hat er ausgelöst, der Otter: Gettmann sammelt seitdem von Fachliteratur bis hin zu Figuren und Tassen alles was es zum Otter-Thema gibt - sogar Kochrezepte. "Bis 1890 fand man Gerichte mit Otter in jedem guten Kochbuch." Mit den Auftritten seines Zöglings will Gettmann keinen Gewinn machen: "Mir ist es wichtig zu sensibilisieren." Zumal Nemo ein Familienmitglied sei und "das vermarktet man nicht". Nemos Gage wird an den IOSF, den International Otter Survival Fund, gespendet. Derzeit sortiert Gettmann seine besten Sammler-Stücke, die er ab dem 29. Oktober im Hildener Fabry-Museum zeigen will.

(RP)
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