Ratingen Wo man im Advent garantiert Ruhe findet

Ratingen · Gerenne, Getue und Hektik, das verbinden viele mit der Zeit vor Weihnachten. Es gibt allerdings Raum genug für stille Momente.

 Zwischen den Besorgungen kann man in einer überschaubaren Stadt wie Ratingen tatsächlich in die Kirche gehen, wie hier in St. Peter und Paul.

Zwischen den Besorgungen kann man in einer überschaubaren Stadt wie Ratingen tatsächlich in die Kirche gehen, wie hier in St. Peter und Paul.

Foto: a. blazy

Stadtauf, stadtab beklagen edle Menschen das so genannte Gerenne und Getue im Advent - auch Hektik geschimpft - wenn man doch eigentlich ruhig auf die Erinnerung an Jesu Geburt warten solle. Eigentlich ist nichts gegen Lichterketten zu sagen und auch nichts gegen Weihnachtsmärkte. Man muss ja nicht hingehen. Und ganz ohne Fehl werden auch die nicht sein, die sich über andere erheben.

Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man noch Backpapier für die Plätzchen oder glitzernde Ohrringe für die Freundin gekauft und dabei nicht an das Kind in der Krippe gedacht hat - also ohne ein übles Gefühl kann man gerade in einer überschaubaren Stadt wie Ratingen zwischen den Besorgungen tatsächlich in die Kirche gehen. Und zwar täglich von 8 bis 18 Uhr zum Beispiel in St. Peter und Paul.

Wenn man gern früh aufsteht, findet man sich dort vielleicht bei einer Frühschicht ein - einem Freitags-Gottesdienst um 6 Uhr mit anschließendem Frühstück -, in St. Suitbertus donnerstags um 6 Uhr. Spätschichten - Gottesdienste ab 20.30 Uhr - sind in Peter und Paul immer dienstags geplant.

Geplante "Stille Momente" gibt es am Freitag, 18. Dezember, um 19.30 Uhr in der Kapelle des St. Marien-Krankenhauses, Werdener Straße 3, wenn der Ratinger Physiotherapeut Peter Schmalenbach eigene Texte und zur Gitarre gesungene eigene Lieder vorträgt.

Doch die selbstgemachten ruhigen Momente sind auch nicht zu verachten. Wer je ziemlich allein in einer Kirche gesessen und Kerzen beobachtet hat, wer andere Besucher - seien sie gläubig oder nicht - betrachtete, die mit der ihnen eigenen Ehrerbietung die Kirche betraten und sich dort niederließen, hat die helfende Kraft eines ruhigen, großen Raums erleben können.

Im Sommer kann man diesen Zustand zum Abkühlen genießen, wenn es draußen heiß ist, im Winter, wenn man einfach mal nachdenken oder überhaupt nicht denken möchte. Man kann sein Mobiltelefon ausschalten, weil die Verbindungen nach ganz, ganz oben anders funktionieren, man kann auf die Hände und auf die Schuhspitzen schauen, aber auch mal die Kirchenfenster genau betrachten, die Leuchter, die Blumen. Demnächst sind auch Aktivitäten zu beobachten, wenn zum Beispiel an der Krippe gebaut oder die Christbäume im Chor aufgestellt werden.

Auch im Kölner Dom ist diese Ruhe möglich. Wobei dort auch Näheres über die Temperatur zu erfahren ist: Der Sensor in drei Meter Höhe im Langhaus misst gegenwärtig elf Grad Celsius, während draußen eine Temperatur von zehn Grad herrscht.

Ein weiterer, wenig bekannter Ort zur Ruhe ist ein paar Kilometer entfernt: Der Raum der Stille im Flughafen Düsseldorf, der sich auf der dritten Ebene, nicht weit vom Durchgang zur Zuschauerterrasse, befindet. Er wurde zum Gedenken an die Opfer des Brandunglücks 1996 eingerichtet und ist überkonfessionell. Es ist der einzige Platz, an dem man keine Durchsagen hört.

(gaha)
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