Kreis Mettmann Wenn Patienten das Hospital verlassen

Kreis Mettmann · Seit dem 1. Oktober 2017 müssen die Krankenhäuser für eine lückenlose und präzise Anschlussversorgung sorgen.

 Bevor ein Patient das Marien-Krankenhaus verlässt, sorgt die Klinik für seine anschließende Versorgung.

Bevor ein Patient das Marien-Krankenhaus verlässt, sorgt die Klinik für seine anschließende Versorgung.

Foto: A. Blazy

Wie geht es nach einem Krankenhausaufenthalt weiter? Braucht ein bisheriger Patient eine Reha-Maßnahme? Krücken? Pflege? Medikamente? Die Antworten auf all diese Fragen soll das "Entlassungsmanagement" der Hospitäler geben. Es ist seit dem 1.Oktober 2017 verbindlich. Seit diesem Tag ist das behandelnde Krankenhaus verpflichtet, rechtzeitig für eine lückenlose Anschlussversorgung zu sorgen. Die Klinikleitungen dürfen entscheiden, wie ihre Häuser dieser Verpflichtung nachkommen wollen.

Für das Marien-Krankenhaus in Ratingen ist die Sorge um eine jeweils passende Anschlussversorgung selbstverständlich, teilt Sprecher Martin Heinen mit: "Seit langem ist eine strukturierte Entlassung in unserem Haus etabliert." Als Beispiel nennt er die beiden Seniorenheime direkt neben dem Krankenhaus. "Wir betreiben diese Seniorenheime mit rund 280 Plätzen. Insofern sind beispielsweise Überleitungen zwischen medizinischer Behandlung und stationärer Altenpflege schon immer fester Bestandteil unseres Arbeitsalltages."

Aus der Sicht von Ärzten und Klinikleitung am Marien-Hospital gehörten die Fragen der Überleitung nach einem Klinikaufenthalt schon immer zu den wichtigen Aufgaben bei der Behandlung von Patienten. Es sei von jeher Ziel, die Menschen am Übergang zu einer weiteren medizinischen Behandlung, einer Reha oder in eine Pflege so optimal wie möglich zu betreuen und zu informieren. Das neue Gesetz habe zahlreiche formelle Aspekte hinzugefügt, die man - "natürlich" berücksichtige. Eine eigene, multidisziplinäre Projektgruppe soll im Ratinger Marien-Krankenhaus sicher stellen, dass alle Details dabei berücksichtigt werden.

Das Evangelische Krankenhaus, EVK, in Mettmann geht für sein Entlassungsmanagement einen anderen Weg. Das Haus hat vier Fallmanager benannt, die sich ab dem ersten Tag um die Patienten kümmern sollen. Denn schon bei der Aufnahme können Vorerkrankungen und bislang zu nehmende Medikamente vergessen werden, was sich auf die dann folgende Behandlung im Krankenhaus und die daran anschließende Genesung auswirken kann. "Wichtig ist, dass die Patienten uns eine Einwilligung unterschreiben, dass sie mit dem Einsatz dieser Fallmanager einverstanden sind", sagt Jessica Llerandi, die als Prokuristin auch die Verantwortung für das Patientenmanagement hat.

Diese Einwilligung ist aus Sicht der Klinik wichtig, denn ein Fallmanager muss tief in das Leben der Menschen eintauchen. Leben sie allein oder gibt es Angehörige, die sich um sie kümmern? Können sie nach dem Aufenthalt im EVK ambulant in ihren eigenen vier Wänden betreut werden - oder muss ein Heimplatz gefunden werden? Es braucht ein gerütteltes Maß an Vertrauen zwischen den Patienten und den Fallmanagern, damit die Schnittstellen zwischen der Klinik und dem weiteren Leben nicht unvermittelt zu Stolperfallen werden.

"Zudem bekommen Patienten im Rahmen des strukturierten Entlassungsmanagements von uns sämtliche Verordnungen für Medikamente und Hilfsmittel, die notwendig sind", sagt Jessica Llerandi. Der unmittelbare Gang zum Hausarzt ist dann nicht mehr erforderlich. Gleichwohl kann es im Rahmen der Nachsorge sehr wichtig sein, einen Hausarzt zu informieren und ihm Hinweise für die weiteren Schritte mit auf den Weg zu geben.

"Streng formal stellen wir das sicher, in dem jeder zu entlassende Patient ein vorläufiges Entlassungsschreiben mitbekommt, in dem Medikamente, Therapien und weitere Notwendigkeiten aufgeführt sind", sagt Llerandi. Das endgültige Entlassungsschreiben werde so rasch als möglich hinterhergesandt: "Manchmal fehlen noch die Ergebnisse einiger hier im EVK durchgeführten Untersuchungen."

Die ersten Erfahrungen mit dem Entlassungsmanagement seien einerseits positiv. "Andererseits haben wir nun viel mehr Pflichten, Dinge zu dokumentieren", sagt Llerandi.

(RP)
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