Ratingen. Wenn die Hand nicht mehr funktioniert

Ratingen. · Christian Marx, Chefarzt am St. Marien-Krankenhaus, erläutert, wie man das Karpaltunnelsyndrom beseitigen kann.

 Blick aufs Röntgenbild: Christian Marx hat allein in Ratingen schon 100 mal eine OP beim Karpaltunnelsyndrom vorgenommen.

Blick aufs Röntgenbild: Christian Marx hat allein in Ratingen schon 100 mal eine OP beim Karpaltunnelsyndrom vorgenommen.

Foto: Achim Blazy

Der chirurgische Eingriff zur Beseitigung ist fast schneller geschehen als die Beschwernis buchstabiert werden kann: Karpaltunnelsyndrom. Das sind die kribbelnden Finger, meist vom Daumen bis zum Mittelfinger, meist in der Nacht, eher bei Frauen als bei Männern, statistisch bei jedem siebten Menschen auftretend. Und, weiter hochgerechnet, ist es ein Befund, der 13000 Ratinger im Laufe ihres Lebens trifft. Doch ihnen allen kann geholfen werden, und das ortsnah.

Der Förderverein Marien-Krankenhaus und seine Vorsitzende Karin Weidner-Hegenbarth, dies alles wissend, haben für ihren jährlichen Vortragsabend nun Dr. Christian Marx, den Chefarzt der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie, zu einem Vortrag eingeladen. Dabei geht es rund um die Hand und zielführend um das oben genannte Syndrom. Immerhin hat er vor seiner Tätigkeit in Ratingen schon 700 mal diese Operation gemacht, in den elf Monaten am hiesigen Haus schon insgesamt 100 mal. Und die Ratinger Besonderheit: Außer in den Fällen, in denen Patienten ins Marienkrankenhaus kommen, um zum Beispiel eine frühere Behandlung nacharbeiten zu lassen, erledigt Marx die Operation in der Regel endoskopisch - mit einem kleinen Schnitt da am Handgelenk, wo eine winzige Narbe nicht mal beim Aufstützen hinderlich ist.

Vor die helfende, meist ambulante Operation hat die Gesundheitspolitik bislang aber noch ein paar Umständlichkeiten gesetzt, mit denen der Patient zurecht zu kommen hat. Mit seinen Beschwerden muss ihn der Hausarzt zum Neurologen überweisen, der dann erst eine Einweisung ins Krankenhaus veranlassen kann. Es gibt allerdings Bemühungen, diesen Weg zu begradigen und zu verkürzen.

Der Karpaltunnel ist ein Nerven-Muskeldurchgang an der handflächenseitigen Seite des Unterarms auf Höhe des Handgelenks. Er stellt einen durch Knochen und Bindegewebe gebildeten Tunnel dar. Seine Hinterwand bilden unter anderem die Handwurzelknochen, vorn schließt ihn ein Band ab. Findet eine Verengung des Karpaltunnels statt, kommt es erst zum Kribbeln der Finger, später kann zum Beispiel der Daumen seine Beweglichkeit und Kraft verlieren.

Der Eingriff wird mit einer Anästhesie vorgenommen, die den ganzen Arm betäubt, kann aber auch unter Vollnarkose erfolgen, wenn es dafür eine Indikation gibt.

"Die Ursachen schmerzender Hände reichen von beruflicher Belastung bis hin zu körperlichen Faktoren (Alterung oder auch Schwangerschaft). Viele Menschen, die zu mir in die Sprechstunde kommen, können sich den Schmerz in ihrer Hand oft nicht erklären. Und verwechseln natürlich auch Ursachen. Unterschiedliche Erkrankungen verursachen oft ähnliche Schmerzempfindungen" erklärt Dr. Marx, und: "Flaschenverschlüsse aufdrehen, Brot schneiden, Schuhriemen zubinden: Für rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland sind derartige Tätigkeiten entweder mit Schmerzen verbunden oder überhaupt nicht mehr möglich. Nicht selten wird hierdurch das alltägliche Leben extrem negativ beeinflusst".

Mit dem handchirurgischen Bereich beweist sich die erklärte Absicht des Krankenhauses, über die gesetzlich beschriebene Grund- und Regelversorgung hinaus Schwerpunkte zu setzen, die den Ratingern nicht weit von ihrer Wohnung eine qualitativ hochwertige Versorgung zukommen lassen. Wenngleich diese Operation nicht einmal zu den hochpreisigen gehört. Und wer für eine solche Operation vorgesehen ist, kann sich in der kommenden Woche dann noch mal schlau machen.

(RP)
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