Ratingen Wenn die Brühe aus dem Kanal steigt

Ratingen · In West werden immer wieder Keller durch Rückstau überflutet - Spezialventile halten dem Druck nicht stand.

 Der Druck aus dem Gulli sei zuletzt so stark gewesen, dass die Ventildichtungen nachgegeben hätten, berichtete Wolfgang Jenning von der Bachstraße.

Der Druck aus dem Gulli sei zuletzt so stark gewesen, dass die Ventildichtungen nachgegeben hätten, berichtete Wolfgang Jenning von der Bachstraße.

Foto: Achiim BlazY

West Immer wenn Regen angekündigt wird, läuten in einigen Straßen in West bei Hausbesitzern alle Alarmglocken. "Läuft mein Keller wieder voll?", fragen sich leidgeprüfte Bürger. Sie warten nach der jüngsten Überflutung im Januar immer noch auf eine Stellungnahme der Stadtverwaltung: Damals hatte es eine Panne in einer Pumpstation gegeben, übelriechendes Abwasser konnte nicht mehr abfließen und staute sich bis in Keller hinein - und das trotz aller Sicherheitsventile, die die Hausbesitzer installiert haben. Der Druck aus dem Gulli sei zuletzt so stark gewesen, dass die Ventildichtungen nachgegeben hätten, berichtete Wolfgang Jenning von der Bachstraße. Die Betroffenen sind ratlos und aufgebracht: Denn viel mehr, als ein Rückstauventil zwischen Abfluss und Kanal anzubringen und regelmäßig zu warten, können sie nicht tun. Einige haben sich im Pumpensumpf Alarmanlagen installiert und halten weitere Pumpen bereit: Ein Schwimmer löst Alarm aus, wenn die Brühe mal wieder aus dem Kanal steigt. Jenning kennt sich aus mit der eigentlich simplen Technik von Rückstauventilen.

Als im Januar nach einem Regenguss bei Jenning und anderen Hausbesitzern von Bachstraße, Neunerweg, Dechenstraße und Scheifenkamp die Kellerpegel stiegen, war es für Jenning bereits das vierte Mal. Die Nacht vor seinem Flug in den Urlaub hatte er sich anders vorgestellt. So bewachte er, mit einem Drehmomentschlüssel ausgerüstet, den Pumpensumpf und die Rückstauklappe: "Die Dichtung hat nicht standgehalten. Es muss ein enormer Druck geherrscht haben." Um die Klappe wieder dicht zu bekommen, habe er die Schrauben vorsichtig mit dem Drehmomentschlüssel nachgezogen - um ja nichts zu beschädigen. Denn "nach fest kommt ab". Aber auch das sei erfolglos gewesen. Die Brühe ergoss sich in den Keller, nicht sehr hoch, aber ärgerlich und stinkend für Wochen. Mittlerweile läuft das Alarmsystem in den betroffenen Straßen ganz gut, die Nachbarn warnen sich oft gegenseitig, denn nicht jeder hat einen Wasser-Alarm installiert. Und nicht jeder ist daheim, wenn das Unheil naht. Seit Anfang Februar versuchten die Betroffenen immer wieder, beim Tiefbauamt eine Erklärung zu bekommen. Dazu Christian Stollenwerk, Büro Bürgermeister: "Der abgerissene Schieber in der Pumpstation Dechenstraße wurde umgehend instandgesetzt. Inwiefern dieser Schaden allein ursächlich für die Überflutungen war bzw. inwieweit eine fehlende oder nicht funktionstüchtige Rückstausicherung der angeschlossenen Objekte die Überflutungen tieferliegender Bereiche begünstigt hat, wird den Anwohnern schriftlich mitgeteilt.

"Die nicht wenigen Betroffenen möchten wissen, warum seit Jahren ausschließlich dieser Bereich betroffen ist und was die Stadt dagegen zu tun gewillt ist", so wandte sich ein weiterer Hausbesitzer hilfesuchend an die Redaktion.

(JoPr)
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