Hösel Was Schlesien isst und trinkt

Hösel · Neue Ausstellung: Das Oberschlesische Landesmuseum nimmt derzeit Nahrungs- und Genussmittel aufs Korn.

 Stolz auf die Braukultur: Marken wie "Tyskie" aus der traditionsreichen Fürstlichen Brauerei in Tichau haben auch überregional Bedeutung erlangt.

Stolz auf die Braukultur: Marken wie "Tyskie" aus der traditionsreichen Fürstlichen Brauerei in Tichau haben auch überregional Bedeutung erlangt.

Foto: achim blazy

"Weil Speis und Trank in dieser Welt doch Leib und Seel' zusammenhält" heißt es. Und die Zubereitung der segensreichen Nahrung wurde keinesfalls in einer 1000-Euro-Renommiermaschine vorgenommen, sondern überwiegend von Hand, allenfalls mit Unterstützung kleiner mechanischer Helferlein. Zurzeit ist all das zu begutachten im Oberschlesischen Landesmuseum, das allerdings den Schwerpunkt schlesischer Nahrungs- und Genussmittel aufs Korn genommen hat.

Dank fruchtbarer Böden wurde Schlesien seit jeher mit Ackerbau und Viehzucht verbunden. Metzger, Müller, Bäcker, Imker und Brauer entwickelten im Laufe der Zeit die Verarbeitung von Agrarprodukten und verfeinerten die Rezepturen. Die erste Rübenzuckerfabrik Europas zum Beispiel wurde 1802 in Kunern (Niederschlesien) gebaut.

Christine Pleus, die die Ausstellung verantwortet, erinnert daran, dass Marken wie "Schneekoppe" oder "Tyskie", das aus der traditionsreichen Fürstlichen Brauerei in Tichau hervorging, überregionale Bedeutung erlangten. "Daneben wurden Bunzlauer Keramik und die unverwechselbaren Liegnitzer Bomben - das sind kleine runde Kuchen aus braunem Lebkuchenteig mit einer Frucht-Marzipan-Füllung - vor allem bei den Vertriebenen zu Symbolen ihrer schlesischen Identität. Heute gehören in der EU der schlesische Streuselkuchen, der niederschlesische Honig und der traditionelle Schafskäse aus der Tatra-Region zu den polnischen Produkten mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Sie sind weithin bekannt und mit ihrer Erzeugungsregion untrennbar verbunden.

Schon das 16. Jahrhundert kannte Bilder von höfischen Festmahlen als Teil der Selbstinszenierung - eigentlich auch nicht viel anders als die Fotos vom gefüllten Teller bei Facebook. Damals wie heute gilt: Man ist, was man isst. Auf mehr als 500 Quadratmetern und mit rund 1000 Exponaten präsentiert die Ausstellung ein Panorama mit umfassenden Einblicken in das spannende Thema der Kultur des Essens und Trinkens, das jeden betrifft: Hunger stillen und Durst löschen. Da stehen aber auch (oder werden fotografisch dokumentiert) Gerätschaften, die der Hausfrau das Leben erleichterten.

Zum Beispiel der Eisschrank: Er war in der Tat ein Schrank, hatte ein mit Metall ausgekleidetes Fach, in das ein gefrorener Wasserklotz eingefüllt wurde. Nach und nach ließ man dann über einen kleinen Hahn das Schmelzwasser ab. Oder die "Kochmaschine" genannten Herde, die manche Museumsbesucher zum Satz "Genau sowas hatte meine Oma auch" hinreißt. Es sind weiße Ungetüme mit gusseisernen Platten oberhalb der eingebauten Feuerstelle. In diese Platten waren Metallringe eingepasst, in die man zum Beispiel einen Wasserkessel positionieren und so warmes Wasser vorhalten konnte.

Zur Erleichterung der Kocharbeit gibt es heutzutage viele Maschinen - aber meist brauchen sie Strom. Die Ausstellung im Oberschlesischen Museum zeigt hingegen die unterschiedlichsten Gerätschaften, mit denen man auch bei seinem Ausfall Sahne schlagen, Mandeln mahlen, Obst entkernen und Teig rühren kann. Und das mit ziemlich geringem körperlichen Einsatz.

(gaha)
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