Ratingen Waldbesitzer klagen über Verwüstungen

Ratingen · Müll, Hundekot, Diebstähle und gezielte Zerstörungen machen Landwirte und Waldbauern zu schaffen.

 Wilderich von Ketteler entdeckte mitten in seinem Wald ein regelrechtes "Fort" - errichtet aus Fichten, die ringsum gefällt wurden. Eine Feuerstelle fand er auch.

Wilderich von Ketteler entdeckte mitten in seinem Wald ein regelrechtes "Fort" - errichtet aus Fichten, die ringsum gefällt wurden. Eine Feuerstelle fand er auch.

Foto: Achim Blazy

Für leere Fastfood-Verpackungen gibt es geeignete Abfallbehälter. Überall. Dennoch lassen mehr mutwillige als gedankenlose Zeitgenossen ihre Hamburger-Dose sang- und klanglos neben sich auf den Waldboden oder in die frische Saat sinken, während ihr Hund durch die Botanik jagt. Würde der Übeltäter erwischt, käme es nicht billig. Leider kommt er oft ungesehen davon. In den Wäldern und Feldern rings um Ratingen ereignet sich nicht allein Naherholung - hier wird geklaut, vernichtet, randaliert und zerstört. Und das oft mit voller Überzeugung.

Wer würde Kopfsalat essen, auf den zuvor Nachbars Lumpi sein Geschäft gemacht hat? Wieso aber sollen Pferde Gras fressen, das regelmäßig von vielen Fleisch fressenden Hunden zugekotet worden ist? Deshalb zog Johannes Paas, der in Breitscheid Land gepachtet hat und darauf Grünfutter für Reitställe anbaut, jetzt die Konsequenz und zäumte das Terrain inzwischen ein.

 Nur noch Stümpfe blieben von den Bäumen.

Nur noch Stümpfe blieben von den Bäumen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Ist das Feld abgeerntet, hat auch er nichts dagegen, wenn Spaziergänger seitlich ihrer Wege gehen. Aber unlängst hat hier ein ganz "einfallsreicher" Täter sogar mit dem Rasenmäher eine Schneise ins frisch wachsende Grün geschlagen, damit er besser voran kommt. Andere Wanderer latschten einen breiten Feldrain mitsamt der Saat platt.

Und Hundebesitzer - oder solche Menschen, die außer dem eigenen auch noch andere ausführen - fahren mit dem Auto vor, entlassen gleich mehrere Tiere aus dem Kofferraum und schicken sie in Horden auf die Scholle zum Gassi gehen. Dazu werfen sie armdicke Äste und Bälle jeglicher Größe, die oft liegen bleiben - bis sie sich bei der Heuernte in den Mähmaschinen verheddern und immer wieder von Hand entfernt werden müssen. Auch das soll der Zaun nun verhindern.

Nicht weit entfernt wächst der Wald von Schloss Linnep. Nicht nur, dass sich die Umhüllungen von Burgern und Fritten aus der Nachbarschaft im Unterholz wiederfinden - hier werden auch noch Setzlinge ausgerissen, Spitzen von Tannenbäumen abgebrochen.

Unlängst entdeckte Waldbesitzer Wilderich Freiherr von Ketteler eine zweistöckige Befestigungsanlage aus Baumtrümmern in einer Fichtenschonung; die etwa zehn Meter hohen Bäume waren auf Hüfthöhe abgebrochen und mittig eine Feuerstelle angelegt worden. Ob diese Waldfrevler nun auch noch Hunde bei sich gehabt haben, die "aufs Wort hören und hinter keinem Reh herhetzen"? Dieser oft gehörte Spruch ist falsch. Jeder Hund jagt. Von Ketteler: "Ich fotografiere jedes Stück Wild, das keines natürlichen oder jagdlichen Todes stirbt. Sich im Stacheldraht verfangene Kitze oder zwischen Holzstapeln durch Stresstod verendete Rehe zeigen, dass die Tiere gehetzt worden sind."

Während es schon mutwillig und fahrlässig ist, seinen Hund im Wald nicht anzuleinen, gehört manch Anderes dann in die Rubrik "Schwachsinniger Übermut" - oder so ähnlich. Der Eggerscheidter Landwirt Frank Kückels zum Beispiel fand vor nicht ganz einem Monat in einer lauschigen Ecke eines Rübenackers, etwa oberhalb der Auermühle, ausgerupfte Zuckerrüben auf einer Fläche von rund 400 bis 500 Quadratmetern. Einfach so.

An derselben Ecke hatte er schon einmal Mais angebaut: "Da war dann irgendwann großflächig über mehr als einen Hektar ein Maislabyrinth in meinen Bestand gemacht worden, das heißt, es waren mit System reihenweise die Pflanzen umgetreten worden. Und kurz vor der Ernte hatte dann auch noch jemand versucht, mit einem Auto durch die Pflanzen zu fahren. Entsprechende Schneisen und Reifenspuren waren unübersehbar."

Landwirte und Waldbesitzer fragen sich, wieso es in diesen Fällen weder Respekt vor dem Eigentum anderer, vor der Natur noch vor ihren Erzeugnissen gibt. Und es sind keine Streiche von Kindern, sondern Sachbeschädigungen, die sich Erwachsene erlaubt haben. Wahrscheinlich nicht mal als Einzeltäter.

(gaha)
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