Ratingen Verkehrsclub kämpft gegen den Bahnlärm

Ratingen · Experten des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) halten die Bahnpläne für völlig unzureichend. Ab sofort gibt es regelmäßige Treffen in Hösel.

 Der Bahnlärm am Tag: blau bedeutet über 75 Dezibel (A), violett über 70 dB (A) tiefrot über 65 dB (A), rot über 60 dB (A), orange über 55 dB (A).

Der Bahnlärm am Tag: blau bedeutet über 75 Dezibel (A), violett über 70 dB (A) tiefrot über 65 dB (A), rot über 60 dB (A), orange über 55 dB (A).

Foto: Stadt Ratingen

In Sachen Bahnlärm macht der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Druck: Bei monatlichen Treffen im Bahnhof Hösel sollen Aktionen besprochen werden. Hintergrund ist die die soeben von der Stadt Ratingen herausgegebene Lärmkartierung fürs Stadtgebiet: Die Stadt war tätig geworden, weil zwar von anderen Krachquellen wie Straßen und Fliegerei Daten vorhanden waren, das Eisenbahnbundesamt aber nicht in die Gänge gekommen war. Der VCD kämpft nun darum, den Bahnlärm entlang der Güterzugstrecke zu senken.

Hintergrund: Alle EU-Mitgliedstaaten müssen Schallimmissionen — getrennt für jede Lärmart — auf Landkarten eintragen und veröffentlichen. Das ist die Grundlage für Lärmaktionspläne der Kommunen.

Nach Angaben von Dr. Hans Jörgens, Sprecher im Vorstand VCD-Kreisverband Düsseldorf/Mettmann/Neuss, sei eine drastische Senkung des Bahnkrachs machbar. Jörgens betonte: "Während von der Bahn auf Veranstaltungen wie in Ratingen das verschwommene Ziel propagiert wird, bis zum Jahr 2020 den Bahnlärm zu halbieren, werden wir fordern, bis zum Ende der kommenden Legislaturperiode den Bahnlärm unter einen konkreten, nach eindeutigen Regeln zu bestimmenden Wert zu senken."

Technisch machbar sei nach Aussage anerkannter Fachleute heute ein Wert von 25 dB(A). Ausgehend von einem heute verbreiteten Lärmpegel von 90 dB(A) fasse der VCD einen Wert von 65 dB(A) ins Auge. "Führt man die von der Bahn propagierte Halbierung durch, landet man je nach Vorgehensweise bei Werten von 85 bis 80 dB(A), was medizinisch völlig unzureichend ist", so Jörgens. Das sei immer noch gesundheitsgefährdend.

Zuständig für die Lärmart "Schienenlärm" ist das Eisenbahnbundesamt (EBA). Es hätte, so der VCD, bis zum 30. Juni 2007 die Kartierung für alle Haupteisenbahnstrecken mit mehr als 60 000 Zugbewegungen pro Jahr und bis zum 30. Juni 2012 für alle Haupteisenbahnstrecken mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als 30 000 Zügen pro Jahr erstellen müssen.

Für das Jahr 2008 sei dies erst verspätet erfolgt, für das Jahr 2012 bis heute überhaupt noch nicht. Jörgens: "Nach dem 30. Juni 2012 haben wir beim Eisenbahnbundesamt nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass sich die Lärmkartierung wegen eines Vertragsverletzungsverfahrens mit dem Subunternehmer um nicht vorhersehbare Zeit verzögern würde. Wir haben die Bürgermeister von Meerbusch und Ratingen angeschrieben und ihnen empfohlen, die für die Aufstellung der Lärmaktionspläne benötigten Angaben notfalls einzuklagen." Er lobte die Stadt Ratingen, die die Bahnlärmkartierung in eigener Regie erledigt habe.

Die vorliegenden alten Karten der Bahn für Strecken in Meerbusch-Osterath (2610) und Lintorf (2324) weisen "Ungereimtheiten" auf, fanden die VCD-Experten bei Plausibilitätsprüfungen heraus.

"Wir haben daraufhin sowohl bei der Bahn als auch beim Eisenbahnbundesamt nachgefragt und um konkrete Zahlen zum Verkehrsaufkommen gebeten. Dies wurde uns verweigert, unter anderem mit dem Hinweis auf die nächste Stufe der Kartierung, in der nach Angaben des EBA diese Zahlen enthalten seien." Auf eine Klage vor dem Verwaltungsgericht habe man damals verzichtet, da der Termin für die zweite Stufe der Lärmkartierung angestanden habe.

Am vergangenen Dienstag gab es im Restaurant am Höseler Bahnhof den VCD-Stammtisch "Umwelt und Verkehr. Dabei ging es um die Lärmkartierung vor allem für die Hauptgüterzugstrecke durch Ratingen-Lintorf und die daran anschließende Aufstellung eines Lärmaktionsplans für die Stadt Ratingen. Auch die lang ersehnte Modernisierung der S-Bahn-Linie 6 stand auf der Tagesordnung.

Das Treffen des Verkehrsclubs soll künftig an jedem dritten Dienstag im Monat im Bahnhof Hösel stattfinden.

(RP/EW)
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