Ratingen Verdienter Beifall für so viel Engagement

Ratingen · "Nächster Halt Ratingen", ein Schülerfilm über Flüchtlinge, rüttelt mit starken Bildern und Eindrücken auf.

 Ein Projekt voller Herzblut: Die Macher des Flüchtlingsfilms freuen sich im Jugendzentrum Lux über das große Interesse an ihrer Arbeit.

Ein Projekt voller Herzblut: Die Macher des Flüchtlingsfilms freuen sich im Jugendzentrum Lux über das große Interesse an ihrer Arbeit.

Foto: achim blazy

Irene Schulz sieht man den stolz und die Rührung an. Die Leiterin der Martin-Luther-King-Gesamtschule (MLKS) ist vor allem eines - stolz: "Danke für Euren Einsatz. Dieser Film ist eine Herzensangelegenheit des ganzen Kurses gewesen. Ich bin tief beeindruckt." Worte, die wohl alle der rund 100 Besucher im Jugendzentrum Lux bei der Premiere von "Nächster Halt Ratingen" unterschreiben würden. Fast ein Jahr hatte der Projektkursus Deutsch mit dem Filmteam des Lux an der Umsetzung des Projektes gearbeitet. "Wir wollten zeigen, wie Flüchtlinge hier leben und was Ratingen für sie tut", sagt Merve Kacemer, eine der Schülerinnen.

Dass sie und ihre Mitstreiter dabei immer und immer wieder in den vergangenen Monaten von der Aktualität förmlich überrannt wurden, hätte anfangs niemand gedacht. Dabei gelingt es dem Filmteam sogar, den Anruf auf dem Handy der städtischen Integrationsbeauftragten Zeliha Yetik in den Kasten zu bekommen, in dem ihr die Bezirksregierung spontan mitteilt, dass kurzfristig 150 neue Flüchtlinge in die Notunterkunft am Karl-Mücher-Weg geschickt werden. Yetiks Reaktion darauf ist ungeschminkt und ehrlich - die Fassungslosigkeit über diese Informationspolitik ist ihr anzusehen.

Und so ist ein knapp 25-minütiger Film entstanden, der immer dann besonders exzellent ist, wenn sich die Jugendlichen dem Thema aus ihrer eigenen Sicht nähern - mit Kommentaren, intensiven Nachfragen bei Gesprächspartnern oder einfach nur Bildern, die für sich sprechen. Für den Schwachpunkt des Films können sie dagegen nichts: Denn das sind die Aussagen der Lokalpolitiker, die dort zu Wort kommen. Deren Aussagen wirken wie Plattitüden nach dem Motto "Wir müssen alle etwas tun", haben aber nicht einen Satz für das Engagement parat, das die Schüler aus West an den Tag legen. "Es waren teilweise Zwölf-Stunden-Tage, Abende oder Wochenenden, die nötig waren, um das Projekt fertigzustellen", erzählt Lehrerin Nadja Simon. Zwei Wochenstunden hat der Projektkursus eigentlich, für den es auch Noten gibt, aber letztlich wurde es ein Vielfaches davon. Gezählt hat die Stunden am Ende niemand mehr, zu viel Herzblut steckt in den Film, von dem einige Besucher forderten, ihn einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Bürgermeister Klaus Pesch versprach, den Film vor der nächsten Sitzung des Rates allen Kommunalpolitikern zu zeigen. Nicht nur der Inhalt ist es, der den Zuschauer mitnimmt, auch die dank des erfahrenen Ratinale-Teams aus dem städtischen Jugendzentrum höchst professionelle Umsetzung trägt einen großen Teil zum Gelingen von "Nächster Halt Ratingen" bei. Alleine die Anfangssequenz mit Kriegsbildern aus der Heimat zahlreicher Flüchtlinge, unterlegt mit entsprechender Musik, geht direkt ins Herz - auch wenn die Bilder teilweise grenzwertig sind. Aber andererseits: Wer aufrütteln will, der muss manchmal auch zu solchen Mitteln greifen.

Das Fazit des Films für die jungen Leute: "In Ratingen wird viel für die Flüchtlinge getan. Es ist egal, wo jemand her kommt, er ist ein Mensch!"

(wol)
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