Hösel Tierischer Besuch in der Busch-Schule

Hösel · Seit Mitte Juni gibt es in einem abgezäunten Teil des Schulgartens der Höseler Grundschule fünf Leihhühner. Sie werden von den Kindern, Lehrern, Mitarbeitern der Ogata, dem Hausmeister sowie den Eltern versorgt.

 Schulleiter Wilhelm Schmitz schaut mit (v.l.) Liya, Mara, Roman, Laurenz und Greta aus der Wilhelm Busch-Schule nach den Hühnern im Schulgarten.

Schulleiter Wilhelm Schmitz schaut mit (v.l.) Liya, Mara, Roman, Laurenz und Greta aus der Wilhelm Busch-Schule nach den Hühnern im Schulgarten.

Foto: Dietrich Janicki

Vier Wochen lang erleben die Schüler "Natur zum Anfassen". Die dafür benötigten Tiere nebst Stall und Material zum Versorgen wurden ihnen von einem Biobauern aus Breckerfeld zur Verfügung gestellt. Auch ein dicker Ordner mit vielen Informationen und Vorlagen zur Unterrichtsgestaltung oder für den Einsatz in der Ogata wurde mitgeliefert.

Jede Woche ist eine andere Jahrgangsstufe für den Hühnerstall verantwortlich, am Nachmittag die Ogata. Auch abends, am Wochenende oder Feiertagen ist für die Tiere gesorgt. Eltern und Lehrer haben sich organisiert und kümmern sich um die Hühner, wenn keiner mehr in der Schule ist. Und der Hausmeister schaut bei seiner morgendlichen und abendlichen Runde noch mal in den Schulgarten, ob alle okay sind. "Ohne diese hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten wäre solch ein Projekt gar nicht stemmbar", sagte Schulleiter Wilhelm Schmitz stolz. "Selbstverständlich wird trotz unseres Schullogos nicht wie bei Max und Moritz mit den uns anvertrauten Tieren verfahren", ergänzte Lehrerin Katja Ruhrländer augenzwinkernd.

Was sie genau zu tun haben, erklärt Schülerin Lya. "Erst einmal müssen wir die Eier einsammeln, erst dann dürfen wir die Hühner herauslassen. Wir müssen sie füttern, ihnen Wasser geben und auch den Stall sauber machen", so die Zweitklässlerin. Dabei ist es wichtig, sich langsam, ruhig und behutsam im Gehege zu bewegen. Wenn die Tiere dann einmal Zutrauen gefasst haben, können sie mit ausgestreckter Hand gefüttert oder gar gestreichelt werden. Und alle Kinder wissen, dass es nach dem Verlassen des Geländes unbedingt erforderlich ist, sich ordentlich mit spezieller Seife die Hände zu waschen.

Mitschüler Tim aus der vierten Klasse hat derzeit noch keinen "Hühnerdienst", ist aber trotzdem im Schulgarten, um die Tiere zu beobachten. "Es macht ganz viel Spaß, zuzusehen, wie sie herumlaufen und auch mal das ein oder andere Huhn zu streicheln", sagte er begeistert und erklärt auch gleich, was mit den Eiern geschieht. "Die kommen erst einmal in den Kühlschrank in der Küche der Ogata. Dann wird dort frisches Essen damit zubereitet."

Die Idee zu diesem Projekt hatte Schmitz in den Osterferien, als er in der Zeitung von Leihhühnern las. Innerhalb kürzester Zeit hatte er ein Konzept entwickelt, die Zustimmung von Schulaufsicht, Schulverwaltung, Ordnungsamt, Veterinäramt und natürlich der Lehrer und Eltern eingeholt. Alle waren von diesem Projekt begeistert, die pädagogischen Ansätze hatten sie sofort überzeugt. Die Kinder lernen nämlich durch Beobachtung Verantwortung zu übernehmen und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger. Spielerisch werden sie dabei an die Natur herangeführt, lernen ihren Kreislauf kennen. "Sie lernen beispielsweise, dass ein Huhn Kalk braucht, damit es Eier legen kann. Den Kalk nimmt es durch die Nahrung zu sich. Werden also die Eierschalen nicht einfach weggeworfen, sondern wieder dem Futter beigemengt, bekommt das Huhn seine natürliche Ration wieder, um neue Eier legen zu können", berichtete Schmitz.

"Dabei sind Praxis und die eigenen Erfahrungen bessere Lehrmeister als die Theorie. Sieht ein Kind selber, dass ein Huhn mangels Essen und Trinken immer schwächer wird und keine Eier legen kann, merkt es schnell, dass es keine Eier zum Essen gibt. Oder es kann beobachten, dass wenn Eier nicht eingesammelt werden, die Hühner beginnen, sie auszubrüten", fügte er hinzu.

Die Menschheit habe sich immer weiter von der Natur entfernt, und wenn dann die Kinder auch noch zukünftig schon beim Einkaufen im Supermarkt sich bzw. ihren Eltern die Frage stellen, woher die Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden, dann habe der pädagogische Ansatz des Projektes Erfolg gehabt, so der Schulleiter.

(mvk)
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