Ratingen Städtische Beauftragte schaut auf fairen Handel

Ratingen · Lena Steinhäuser soll die Bewerbung der Stadt Ratingen als Fairtraide-Stadt auf den Weg bringen. Dafür hat sie zwei Jahre Zeit.

 Lena Steinhäuser hat das Ratinger Angebot im Blick, was Produkte aus fairem Handel angeht.

Lena Steinhäuser hat das Ratinger Angebot im Blick, was Produkte aus fairem Handel angeht.

Foto: Achim Blazy

Bei der Bezeichnung "Fairtrade" fallen den meisten überwiegend die Produkte Kaffee, Tee, Schokolade und Baumwolle ein. Dann kommt erst mal nichts. Um was also kümmert sich eine Mitarbeiterin mit dem sperrigen Titel "Projektkoordinator für kommunale Entwicklungspolitik der Stadt Ratingen" nun zwei Jahre lang? Lena Steinhäuser, seit dem 1. Juni im Dienst, kann dazu eine ganze Menge sagen.

Im Zentrum ihrer Arbeit steht die kommunale Beschaffungspraxis mit der Frage: "Was kaufen wir ein?". Und dabei soll es nicht nur um den fair gehandelten Kaffee gehen, sondern beispielsweise auch um Pflastersteine und Dienstkleidung gehen. Mit Experten will Steinhäuser analysieren, was sich in diesem Bereich machen lässt. "Tolle Ideen helfen nicht, wenn sie sich nicht realisieren lassen", sagt die Mutter zweier Kinder, die vor ihrer Elternzeit bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung gearbeitet hat.

Die Stelle im Rathaus hat sie dem Umstand zu verdanken, dass sich die Stadt auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt um Förderung bemüht hat. Die Projektstelle wird nun zum größten Teil durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. Für Bürgermeister Klaus Pesch ein Glücksfall: "Ich freue mich, dass nun die personellen Ressourcen für diesen wichtigen Prozess gegeben sind, und hoffe sehr, dass sich viele Akteure in der Stadt anschließen werden." Die Halbtagsstelle ist zunächst auf zwei Jahre befristet.

Um den Prozess zur Fairtrade-Stadt so richtig in Gang zu setzen, bedarf es noch eines entsprechenden Ratsbeschlusses. Der ist laut Steinhäuser aber nur noch eine Formalie. An Steinhäuser ist es dann, eine Steuerungsgruppe ins Leben zu rufen, die für die Nachhaltigkeit des Projektes sorgen soll. Nämlich für die Zeit, wenn sie nicht mehr da sein sollte. Um Fairtrade-Stadt werden zu können, muss Ratingen auch ein gewisses Sortiment an Produkten vorweisen können: 18 Einzelhandelsgeschäfte und neun Gastronomiebetriebe müssen mindestens zwei Produkte aus fairem Handel im Sortiment anbieten. Beim Einzelhandel sieht Steinhäuser schon jetzt das Soll erfüllt. "Jeder Discounter hat heute solche Produkte im Sortiment", sagt sie. Bei den Gastronomiebetrieben scheint noch Nachholbedarf. Allerdings "Im Café Bös wird bereits fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt, aber wenn das nicht in der Karte steht", sagt die Projektkoordinatorin. In Zukunft jedoch will das Café offensiv damit umgehen. Im Buch-Café Peter und Paula ist das schon lange Zeit Realität. Ebenso bei der Stadtverwaltung. Im Freizeithaus in West ist Fairtrade-Kaffee im Angebot, ebenso wie ehemals in der rathaus-Kantine.

Wichtig auf dem Weg zur Fairtrade Stadt sind aber auch die örtlichen Gruppierungen, Vereine, Kirchengemeinde und Schulen. deren bereits vorhandenen Aktivitäten in diesem Bereich sollen gebündelt und ausgebaut werden. Und schließlich heißt es für Lena Steinhäuser auch, das Projekt in die Öffentlichkeit zu tragen. Ein ehrgeiziges Ziel für zwei Jahre. Allerdings kann sie auf knapp 500 weitere Städte in Deutschland schauen, die bereits Fairtrade Stadt sind.

(RP)
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