Kreis Mettmann Städte setzen auf Papier-Bewerbungen

Kreis Mettmann · Immer noch blockieren Kommunen bestimmte Dateianhänge, die Erpresser-Software enthalten könnten.

 Wer sich bei den Verwaltungen im Kreis Mettmann bewerben will, muss in den meisten Fällen eine Mappe erstellen und diese per Post verschicken.

Wer sich bei den Verwaltungen im Kreis Mettmann bewerben will, muss in den meisten Fällen eine Mappe erstellen und diese per Post verschicken.

Foto: dpa

Derzeit sucht die Stadt Ratingen wieder etliche neue Mitarbeiter für die verschiedensten Abteilungen. Eine Beigeordneten-Stelle ist wie berichtet bereits vergeben: Oliver Flohr soll sich künftig um das Digitale in der Stadt Ratingen kümmern. Auf ihn wartet erst mal eine analoge Baustelle, das hat er schon bei der Bewerbung mitbekommen.

Dick und fett prangt seit einiger Zeit auf der Stellen-Seite der Stadt Ratingen ein "wichtiger Hinweis": "Bitte beachten Sie, dass aus Sicherheitsgründen derzeit leider keine Online-Bewerbungen zugelassen werden können." Auch Flohr musste sich analog, also in Papierform, bewerben. So wie einst anno Tobak. Heute erleichtern Bewerbungs-Apps in modernen Unternehmen Kandidaten und Entscheidern das Leben. So weit ist man nur in wenigen Kommunen wie beispielsweise Leverkusen. Ratingen will aber nachziehen.

Während Ratingens Erster Beigeordneter Rolf Steuwe sich neulich in einem RP-Interview die Zukunft so vorstellte, dass "zukünftig die direkte digitale Interaktion mit Unternehmen und Bürgern im Vordergrund steht", kämpft die IT-Abteilung der Verwaltung mit Sicherheitsproblemen ganz profaner Art.

Das ergab eine Anfrage der RP: "Es sind nicht nur die Viren, sondern auch Trojaner, die leider immer wieder in den Anlagen vorhanden sind, zunehmend auch bei Bewerbungen. Daher ist derzeit diese Sicherheitsmaßnahme notwendig. Es ist aber vorgesehen, im Rahmen des Ausbaus von E-Gouvernement ein Online-Bewerbungssystem einzuführen, was nicht nur bedeutet, dass Bewerbungen online versendet werden können, sondern direkt online auch Lebensläufe, Personalbögen etc. ausgefüllt werden können."

Auch in anderen Städten haben die IT-Experten alle Sicherheitshebel bis zum Anschlag umgelegt. In Mettmann heißt es auf der Seite Ausschreibungen/Stellenangebote ebenfalls: "Bitte beachten: Aus aktuellem Anlass der Viren-Verbreitung über Dateianhänge werden vorübergehend alle E-Mails mit MS-Office-Anhängen (.doc, .docx, .xls, .xlsx,. ppt, pptx) systemseitig geblockt." Im Klartext: Die E-Mails mit solchen Anhängen aus der MS-Office-Schmiede von Microsoft werden wegen ihrer erwiesenen Anfälligkeit gegen Schädlingsbefall ausgesondert. In Mettmann gibt es eine Ausnahme: Das sind Dokumente in PDF-Form. Bewerbungen als PDF können also eingesandt werden. Auch in Heiligenhaus heißt es: "Onlinebewerbungen können derzeit leider nicht zugelassen werden." Es seien im E-Mail-Verkehr nur Anhänge im pdf oder jpg-Format zugelassen, so Kai Oschlies von der Stadt Heiligenhaus. Wegen der Chancengleichheit habe man Online-Bewerbungen aber generell gesperrt.

In Langenfeld setzt man ebenfalls aufs Papier: Die Verwaltung bittet um Bewerbungen "auf dem Postweg". Anders bei der Stadt Hilden: Neben Bewerbungen auf dem Postwege werden auch E-Mails mit angehängten PDF-Dateien akzeptiert. In Leverkusen geht man mit der Zeit. Dort wird eine E-Recruiting-Software genutzt: Sie läuft auf den Internetseiten des Herstellers und bietet neben einem Bewerbungsformular auch eine Einwahl-Möglichkeit für bereits registrierte Bewerber. Es können mehrere Dateien, zum Beispiel Bewerbungsunterlagen, Fotos etc. als Dateien (maximal 50 Mb) hochgeladen werden. Der Software-Hersteller wirbt mit "Bewerbungen in 90 Sekunden" und schnellen Reaktionszeiten der Personalabteilung auf "Top-Bewerber". Offenbar hat dieser Anbieter ein wirkungsvolles Sicherheitssystem, das den Empfang verschiedenster Dateitypen erlaubt.

2016 hatten Erpresser EDV-Systeme von Krankenhäusern und Kommunen mit Verschlüsselungstrojanern infiziert. In Rheine schlug "TeslaCrypt 3" zu und machte Daten unlesbar. Das System musste heruntergefahren werden. Das Landeskriminalamt nahm die Ermittlungen auf. Cyberkriminelle lassen sich den Freischaltcode von den Opfern gut bezahlen. Viele Betroffene dürften wohl zahlen, um wieder an ihre Daten zu kommen, ohne das der Polizei zu melden.

(JoPr)
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