Ratingen Stadtkirche macht Platz für die lange Nacht

Ratingen · Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Die Bänke werden weggeräumt, es gibt ein Labyrinth aus 500 Lichtern.

 In der evangelischen Stadtkirche werden Küster Dirk Oberbanscheid (rechts) und Bogdan Korowski die Bänke ausräumen und die Kirche dann mit leuchtenden Teelichtern schmücken.

In der evangelischen Stadtkirche werden Küster Dirk Oberbanscheid (rechts) und Bogdan Korowski die Bänke ausräumen und die Kirche dann mit leuchtenden Teelichtern schmücken.

Foto: Achim Blazy

"Ankommen, Schauen und Staunen. Den eigenen Weg durch ein Kerzen-Labyrinth gehen. Innehalten und beten. Eine Kerze entzünden. Licht und Dunkelheit wahrnehmen. Nach innen lauschen und Musik hören." So hört sich ein warmherzig dargebotenes Angebot der evangelischen Stadtkirche an, die sich für die Nacht der Kirchen am 13. Oktober eine der kreisweit aufwendigsten Aktionen vorgenommen hat.

Im Jahr 2010 offerierte sie zum ersten Male das Labyrinth, vier Jahre später das zweite Mal, und nun können die Besucher zum dritten Mal den Irrweg überwinden und in vielfacher Bedeutung eine Mitte finden. Vor die Besinnung aber hat die Planung erst einmal eine mächtige Räumaktion gestellt. Dirk Oberbanscheidt und sein Helfer Bogdan Korowoski sind im Räumen bereits erprobt. Immerhin wird die Kirche alljährlich zum Reformationsmahl leergeräumt und eben zum Labyrinth. Auch beim ökumenischen Gottesdienst auf dem Markt waren sie in Bank-tragenden Rollen tätig.

Am Freitagnachmittag werden die Bänke - bis auf wenige, die an den Wänden stehen sollen - ins Freie geschafft und für alle Regenfälle gut abgedeckt. Und Samstagmorgen kommen sie wieder zurück. "Sie sind wegen der Metall-Holz-Konstruktion ziemlich schwer", weiß Oberbanscheidt. Als Hilfe steht die Diakonie den Kirchenleuten auch noch mit tatkräftigen Leuten zur Seite.

Das Labyrinth wiederum besteht aus 500 Lichtern: In Honiggläsern stehen besonders große und deshalb lange brennende Teelichter, und das alles steht in eigentlich ziemlich simplen Pergament-Butterbrottüten. "Auch, wenn am oberen Rand mal ein bisschen Papier nach innen ragt, hat noch nie was gebrannt", sagt der Küster mit großem Gottvertrauen. Immerhin ist er Energieanlagenelektroniker - eine Ausbildung, die auch hier nicht vergebens sein dürfte. Auf jeden Fall kann man sicher sein, dass für den Fall der Fälle vorgesorgt ist.

Der Fußboden aus Schieferplatten hilft eigentlich ganz gut beim Aufbau, denn man kann man sich an seinen Fugen orientieren, um gerade Wege zu legen. Korrektheit ist erforderlich. Nicht nur wegen des Aussehens, sondern auch, weil sich im Boden die Metall-Gegenstücke für die Kirchenbänke befinden. Die Wege wurden breit genug zum Schlendern sein, die Anordnung niedriger Lichter erlaubt auch jemandem, der sich nicht wie geplant durch das Labyrinth hindurch finden kann, mit einem großen Schritt einen ungefährdeten Weg nach draußen oder nach drinnen.

Außer dem kontemplativen Gang durch die Kerzenwege kann man in der Stadtkirche auch Kerzen in eine große Schale mit Sand stecken, man kann natürlich beten und mal mit freiem Kopf an der Seite sitzen und das Spiel von flackerndem Licht in einem dunklen Raum genießen.

Keine Frage, auch in der Kirche werden zu festlichen geselligen Treffen Snacks gereicht: Es gibt Baguettes mit Butter, Tee, Kaltgetränke in einem Raum nebenan.

Die Honiggläser sind eine sinnbringende Anschaffung. Sie werden nach der Nacht der offenen Kirchen beim "Anderen Advent" in den Bänken wieder aufgestellt, wenn es zwischen 18 und 18.30 Uhr Andachten in besinnlicher Zeit gibt.

Nun ist erst einmal zum Beginn des Herbstes Interessantes für Gläubige und andere vorgesehen. Damit auch die Ökumene nicht zu kurz kommt, wird es wahrscheinlich auch einen von Kerzen gesäumten Weg zwischen der evangelischen Stadtkirche und der katholischen Kirche St. Peter und Paul geben - zu nutzen von hier nach dort und umgekehrt.

(RP)
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