Ratingen Stadthotel nimmt junge Flüchtlinge auf

Ratingen · Das Jugendamt will Jugendliche, die ohne Begleitung sind, in Zimmern an der Angerstraße unterbringen. Die AfD ist dagegen.

 Im Kleinen Stadthotel an der Angerstraße sollen bis zu 41 jugendliche Flüchtlinge untergebracht werden. Sie werden rund um die Uhr betreut.

Im Kleinen Stadthotel an der Angerstraße sollen bis zu 41 jugendliche Flüchtlinge untergebracht werden. Sie werden rund um die Uhr betreut.

Foto: Achim Blazy

Die Gerüchteküche um Flüchtlinge im Kleinen Stadthotel an der Angerstraße brodelte schon länger. Eine Anfrage bei der Stadt Ratingen gab nun Klarheit: "Das Jugendamt hat derzeit einige Zimmer im Kleinen Stadthotel angemietet, in denen allein eingereiste minderjährige Flüchtlinge in Zusammenarbeit mit der Neanderdiakonie betreut werden", hieß es.

"Inzwischen sind alle verfügbaren Plätze in Jugendhilfeeinrichtungen belegt, so dass der LVR zur Vermeidung von Obdachlosigkeit bei der Unterbringung auf eine Betriebserlaubnis verzichtet und somit auch alternative Unterbringungsmöglichkeiten genutzt werden können", so Jugendamtsleiterin Dagmar Niederlein. Dies solle vorübergehend im Stadthotel im Rahmen der Anmietung von Zimmern erfolgen. Es können dort 41 Personen untergebracht werden. Ferner stünden zwei Schlafräume für das pädagogische Personal, Küche, Gemeinschaftsräume und ein Betreuerbüro zur Verfügung.

Die Belegung erfolge nach Zuweisung durch den Landschaftsverband Rheinland. "Die Jugendlichen werden an sieben Tagen pro Woche 24 Stunden täglich betreut", so Niederlein. Das beginne mit dem gemeinsamen Frühstücken über den Deutschunterricht bis hin zu Freizeitaktivitäten. Es werde eine "detaillierte Tagesstruktur" geben: "Die Kerndienste wie Tisch decken und Raum-Reinigung werden jeweils von zwei Jugendlichen absolviert. Hierbei wechseln diese sich ab und lernen somit, für die Gruppe Verantwortung zu übernehmen und alltägliche Aufgaben zu meistern. Der Dienstplan wechselt wöchentlich."

Als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (im Verwaltungsjargon "umF" genannt) werden Menschen bezeichnet, die noch nicht volljährig sind und ohne sorgeberechtigte Begleitung aus ihrem Heimatland in ein anderes Land flüchten oder dort zurückgelassen werden.

Aus der Politik kommt nur von der AfD Gegenwind. Uwe Meisenkothen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD, hält den Standort nicht für geeignet. Meisenkothen: "In dem nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung wurde ein unverantwortlicher Beschluss gefasst. In einer Tischvorlage als Eilvorlage 11/2016 wurde dem Rat mitgeteilt, dass in Kürze 41 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Hotel untergebracht werden."

Dies habe die AfD-Fraktion aus folgenden Gründen abgelehnt: "Der Standort ist durch die enge Bebauung in der Angerstraße für die Anwohner nicht zumutbar." Meisenkothen spricht von "Lärmbelästigung" und "eventuellen Angsträume für Senioren". Ein Altenheim befinde sich in unmittelbarer Nähe, wodurch sich die Heimbewohner verunsichert fühlten. Es werde der Neanderdiakonie nicht gelingen, die Jugendlichen 24 Stunden zu beaufsichtigen: "Wir nehmen die Bedenken der Anwohner ernst. Dieser Standort ist keinesfalls geeignet."

Niederlein: "Mit den Vertretern einer Wohnungseigentümergemeinschaft wurde nach dem Ratsbeschluss ein Gespräch geführt." Es sei der Wunsch geäußert worden, die Anwohner über das Vorhaben mittels eines Anschreibens zu informieren. Trotz ihrer Herkunft aus einem anderen Kulturkreis seien die Jugendlichen sehr bemüht, alle Regeln einzuhalten, so ihre Erfahrung.

(JoPr)
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