Aktion Gottesdienst zum Leben der Flüchtlinge
Ratingen · Plakate und Info-Zettel zeigen ein überfülltes Schlauchboot, das auf dem Meer treibt: Menschen schauen in die Ferne, sie suchen Geborgenheit, Sicherheit, einen Unterschlupf. Viele Flüchtlinge sind mittlerweile auch in Ratingen gelandet. Als die Idee aufkam, das Schicksal dieser Menschen thematisch in den Blickpunkt zu rücken, sahen die Zahlen noch ganz anders aus. Längst ist klar: Es werden in diesem Jahr deutlich mehr als 800 000 Asylbewerber nach Deutschland kommen.
Am Sonntag, 6. September, gibt es zwischen 10 und 13 Uhr einen besonderen Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche, den auch die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) Ratingen unterstützt, unter anderem mit eigener Band. Friedensinitiativen haben sich angeschlossen, die Ortsgruppe von Amnesty International ist dabei. Man will - später auch bei einem Süppchen - miteinander ins Gespräch kommen. Jürgen Lindemann (BUND) gehört neben den Pfarrern Frank Schulte und Max Zimmermann zu den Organisatoren. "Wir wollen Verständnis für die Situation der Flüchtlinge wecken", sagt er. Noch immer gebe es eine gewisse Distanz, eine Art Zurückhaltung. Flüchtlinge sollen zu Wort kommen, auch ein ehemaliger Schüler des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums, der über ein Projekt mit Flüchtlingskindern sprechen wird.
Sascha Samedi (Amnesty International) blickt bereits auf Mittwoch, 9. September. Dann wird Wolfgang Grenz ab 19.30 Uhr im Haus am Turm zu Gast sein. Er war von 1979 bis 2013 hauptamtlich für Amnesty International tätig, zuletzt als Generalsekretär der Organisation für den Bereich Deutschland. Er ist Gründungsmitglied von Pro Asyl und gehört dem Vorstand der UNO-Flüchtlingshilfe an. Grenz will sich zentralen Fragen widmen: Warum kommen die Flüchtlinge etwa über das Mittelmeer nach Europa? Wie ist die Entwicklung der Europäischen Flüchtlingspolitik konkret einzuschätzen?
Gäste können sich an der Diskussion beteiligen. "Es wird viele Informationen rund um das Thema Flüchtlingspolitik geben, Wolfgang Grenz hat spontan zugesagt", sagt Samedi. Für die Organisatoren ist klar: Es hätte nicht funktioniert, alles an einem Tag zu veranstalten. Dafür hat dieses Thema zu viele Facetten und eine viel zu große Dimension. NORBERT KLEEBERG