Ratingen Stadt will Häuser auf alten Sportplätzen

Ratingen · Der Sportentwicklungsplan rückt ins Abseits. Die Verwaltung ziehe ihren Kurs durch, kritisiert die Bürger Union.

 Neuer Wohnraum in Ratingen Süd: Dieser Sportplatz in der Nähe zur ehemaligen Elsa-Brandström-Hauptschule (vorne rechts) soll teilweise bebaut werden. Bürgermeister Klaus Konrad Pesch verfolgt diese Pläne schon länger.

Neuer Wohnraum in Ratingen Süd: Dieser Sportplatz in der Nähe zur ehemaligen Elsa-Brandström-Hauptschule (vorne rechts) soll teilweise bebaut werden. Bürgermeister Klaus Konrad Pesch verfolgt diese Pläne schon länger.

Foto: RP-AF- Achim Blazy

Der neue Sportentwicklungsplan (SpEP), der rund 65 000 Euro gekostet hat und von Steuergeldern finanziert wurde, gerät mehr und mehr ins Abseits. Zahlreiche Handlungsempfehlungen, die von der Stuttgarter Firma IKPS in Zusammenarbeit mit Fraktionen, Ämtern, Vereinen und der Aktionsgemeinschaft der Behinderten erarbeitet wurden, sollen erst gar nicht umgesetzt werden. Dieses unbefriedigende Fazit zieht die Fraktion der Bürger Union (BU). Einer der Hauptkritiker ist BU-Ratsmitglied Detlev Czoske. Er war in seiner damaligen Rolle als Vorsitzender des Stadtsportverbandes die treibende Kraft hinter dem Vorstoß, einen SpEP erarbeiten zu lassen.

Kernbotschaft: Ratingen sollte in Sachen Sport und Freizeit zukunftsfähig gemacht werden - mit dem Hintergedanken, bei einer fundierten Planung Kosten zu sparen. Zwei Jahre lang hat das Stuttgarter Fachinstitut an Befragungen gearbeitet. Es gab einen Arbeitskreis, der sich intensiv mit Handlungsempfehlungen beschäftigt hat. Laut Czoske lag der Abschlussbericht der Firma IKPS seit Mai 2015 der Verwaltung vor. Dann tat sich - jedenfalls öffentlich - lange Zeit nichts. Die Verwaltung begründete die langwierige Verzögerung mit der intensiven Abstimmungsarbeit in den zuständigen Ämtern. Die BU monierte diesen erheblichen zeitlichen Verzug, schließlich gehe es darum, möglichst schnell Perspektiven für Freizeit und Sport zu schaffen - dies auf der Basis der aktuellen Daten, die teilweise wahrscheinlich nicht mehr brauchbar sind. Czoske betonte: "Die Verzögerung in der Bearbeitung war und ist bis heute nicht nachvollziehbar."

Im September gab Bürgermeister Klaus Konrad Pesch die Vorlage frei, die aus Sicht der BU eine absolute Enttäuschung ist. Einige wichtige Handlungsempfehlungen, die sich laut IKPS auf fundierten Daten aus den verschiedenen Bedarfsermittlungen und auf lokalem Expertenwissen basieren, würden schlichtweg ignoriert, befand Czoske. Der Politiker fügte an: "Für diese Beschlussvorlage bedurfte es keines Zeitablaufes von 15 Monaten." Der Plan sieht vor, die Sportplätze "Talstraße/An der Lilie", "Auf der Aue" und "Schwarzbachstraße" generell zu erhalten und teilweise neu auszurichten. Die Stadt plant hingegen, die Anlagen "Talstraße/An der Lilie" und "Auf der Aue" fast vollständig aufzugeben, zudem soll der Platz "Schwarzbachstraße" für einen Verein mit Kunstrasen und neuen Sozialräumen versehen werden. Der IKPS-Abschlussbericht sieht aber an der Schwarzbachstraße keine weitere Notwendigkeit einer vereinssportlichen Nutzung.

Bürgermeister Klaus Pesch betonte gestern im RP-Gespräch, dass man weiteren Wohnraum schaffen will - und dazu seien eben auch Sportanlagen geeignet, die nicht mehr intensiv genutzt werden. Damit verfolgt er die Ziele seiner "Agenda 2020", die er bei seinem Amtsantritt präsentiert hat (die RP berichtete).

Dass es bei der Erarbeitung der Beschlussvorlage zu erheblichen Verzögerungen gekommen ist, wollte der Verwaltungschef nicht verhehlen. Ein Grund dafür sei die Personalknappheit. Pesch wollte den Fraktionen aber auch aufzeigen, wie er sich konkret die künftige Nutzung der genannten Sportanlagen vorstellt. Diese Pläne sollten in die Vorlage einfließen. Nun muss die Politik entscheiden.

(RP)
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