Heiligenhaus Stadt klagt über Mangel an Kinderärzten

Heiligenhaus · Es gibt zwei Kinderarzt-Praxen in Heiligenhaus. Eine Ärztin ist seit Wochen krank, der Kollege macht bald Urlaub.

 Alternative für Heiligenhauser Eltern, zumindest an Wochenenden und bei Notfällen: die Notfallpraxis in Ratingen. Selbst dann ist das Wartezimmer voll, wie dieses Bild an einem Samstag zeigt.

Alternative für Heiligenhauser Eltern, zumindest an Wochenenden und bei Notfällen: die Notfallpraxis in Ratingen. Selbst dann ist das Wartezimmer voll, wie dieses Bild an einem Samstag zeigt.

Foto: Achim Blazy

Da waren sich die Politiker in der jüngsten Sitzung des Rates zum großen Teil einig - auch wenn das Ganze mehr ein Zeichen als eine wirkliche Option ist: Die Verwaltung möge versuchen, zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eine Lösung für das derzeitige Kinderarztproblem in der Stadt zu finden.

Zwei Ärzte gibt es in der Stadt, doch die Praxis im Rathauscenter wird derzeit nur von den Arzthelferinnen besetzt. Kinderärztin Heidemarie Pankow-Culot ist nämlich seit mehreren Wochen krank, wird auf jeden Fall bis Ende September ausfallen. "Das ist für eine Stadt wie Heiligenhaus eine untragbare Situation. Es gibt derzeit nur einen Kinderarzt", so CDU-Fraktionschef Ralf Herre. Verschärfend hinzu kommt, dass dieser in den nächsten Wochen selbst seine Praxis schließt, um in den Urlaub zu gehen. Entsprechende Vertretungen gäbe es dann in den Nachbarstädten.

Bürgermeister Jan Heinisch sieht das Problem, macht aber wenig Hoffnung: "Wir suchen das Gespräch, aber wir sind hier nicht die Entscheider." Abhilfe könnte eben die KV schaffen, doch die wiegelt ab: "Die Situation ist nicht einfach. Auf der anderen Seite liegt Heiligenhaus aber in einer Region, die sehr gut mit Kinderärzten versorgt ist. In solchen Ausnahmesituationen müssen die Eltern dann leider in umliegende Städte ausweichen." Mehr als 40 niedergelassene Pädiater gäbe es im Kreis, eine wesentlich bessere Versorgung als anderswo im Land. Anders geht es auch kaum, denn die noch verbleibende Praxis in der Stadt kann gar keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Die Kapazitäten seien erschöpft, heißt es. Notfälle würden zwar behandelt, es sei aber mit langen Wartezeiten zu rechnen. Das Problem liegt vor allem in der Weiterbehandlung kleiner Patienten, die spezielle Therapieformen oder Medikationen brauchen. Denn bei Kindern wird nicht einfach das übernommen, was ein anderer Arzt vorher veranlasst wird. Hier muss genau hingeschaut werden, Fließbandmedizin sieht anders aus. Doch dafür fehlt schlicht die Zeit, wenn es nur eine Praxis in der Stadt gibt. Immerhin ist die Praxis im Rathauscenter weiter erreichbar und geöffnet, so dass die Eltern zum Beispiel die Möglichkeit haben, die Krankenakten der Kinder abzuholen, um sie einem neuen Arzt zur Verfügung zu stellen. Wie es aber ab dem Oktober weiter geht, das weiß zurzeit noch niemand.

Die Eltern in Heiligenhaus fühlen sich von der KV im Stich gelassen - und das nicht zum ersten Mal. Erinnert sei nur an die Diskussion um die Reduzierung der Notfallpraxen im Kreis, die letztlich nicht durchging. Da stand auch die kinderärztliche Notfallpraxis in Ratingen zu Disposition, die sich in der Region großer Beleibtheit erfreut und auch von Patienten aus anderem Städten häufig außerhalb normaler Sprechstunden genutzt wird.

(RP)
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