Ratingen Stadt führt neues Knöllchen-System ein

Ratingen · Geräte spucken den Strafzettel wie einen Kassenbon direkt aus. Bisher gab es Kärtchen an der Windschutzscheibe.

 So sieht das neue mobile Datenerfassungsgerät aus: Die Mitarbeiter wurden in einem dreistündigen Kursus entsprechend geschult.

So sieht das neue mobile Datenerfassungsgerät aus: Die Mitarbeiter wurden in einem dreistündigen Kursus entsprechend geschult.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Zwar wird es fast liebevoll "Knöllchen" genannt. Dabei bereitet es niemandem, der es hinter seine Windschutzscheibe geklemmt vorfindet, Freude. Neuerdings ärgern sich Parksünder nicht mehr über ein festes Stück Karton. Jetzt ist es ein Stück Thermopapier, auf dem die Details des Vergehens akribisch notiert sind.

Seit Mittwoch vergangener Woche hat die Stadt ihr Knöllchensytem modernisiert. Mobile Datenerfassungsgeräte machen das möglich. Zu Anzahl der angeschafften Geräte sowie deren Kosten wurden keine Angaben gemacht. Die wichtigste Neuerung: "Diese Geräte spucken wie ein Kassenbon den Strafzettel direkt aus", erklärt Gerwin Holzberg, zuständiger Mitarbeiter des Ordnungsamts. Das Verfahren ist nicht nur aus dem Kassenbereich des Supermarkts bekannt. Jeder Benutzer von Kreditkarten ist damit vertraut. Stichwort ",Zahlungsbeleg".

Der Kontrolleur sieht also ein Vergehen, nimmt die neue Gerätschaft, tippt die Fakten ein und erhält unmittelbar den Strafzettel. Im oberen Abschnitt des neu gestalteten Bußgeldbescheids sind für den Delinquenten dann alle Details verzeichnet: Datum, Uhrzeit, Tatort ebenso wie polizeiliches Kennzeichen, Hersteller und natürlich der Tatbestand. "Bislang fand der Fahrzeugführer ein Kärtchen vor und wartete dann auf Post vom Ordnungsamt mit der eigentlichen Zahlungsaufforderung", führt Holzberg aus. Das ist passé, denn im unteren Abschnitt des Strafzettels sind Aktenzeichen, die für die Überweisung notwendige Bankverbindung sowie die Höhe des Bußgeldes verzeichnet. "Es kann das Bußgeld also unmittelbar überwiesen werden."

Komplettiert wird das Strafprotokoll mit Informationen auf der Rückseite. Unter anderem ist dort der Hinweis notiert, innerhalb welcher Frist die Summe überwiesen werden soll. "Der Austausch fand wegen der Überalterung der Vorgängermodelle statt." Die waren etwa zwölf Jahre alt und zeigten nach diesem Dauereinsatz so etwas wie Verschleißerscheinungen. Außerdem ist es nicht mehr zeitgemäß, handschriftlich Bußgeldkarten zu beschriften. Das geschieht jetzt alles maschinell. Integriert ins Gerät ist übrigens auch eine Kamera. Mussten bislang Beweisfotos geschossen werden, erledigten das die Politessen per Diensthandy.

Vor allem geht es um Kosten. "Die Stadt hofft, wesentlich weniger schriftliche Verwarnung verschicken zu müssen." Die neue Methode würde eine Menge Porto sparen. Denn angeschrieben werden die Verkehrssünder nur dann, wenn innerhalb der gesetzten Frist die geforderte Summe nicht überwiesen wird. "Dann haken wir nach."

Bevor die mobilen Datenerfassungsgeräte zum Einsatz kamen, gab es für die Benutzer einen Einführungskurs. Die Umstellung sei keine besondere Herausforderung an die Mitarbeiter. "Das ist ungefähr so, als bekäme man ein neues Handy." Eine erste Resonanz der Bürger gibt es: "Die gucken erstaunt und reagierenS prompt."

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