Ratingen Stadt betreut Mutter des toten Babys

Ratingen · In Ratingen herrscht Fassungslosigkeit. Ein junger, erst 19-jähriger Vater steht unter dringendem Tatverdacht, sein Kind getötet zu haben. Erst vor wenigen Tagen hatte jemand vom sozialen Dienst die Familie besucht und die Wohnung mit einem guten Gefühl verlassen.

Rolf Steuwe, der Erste Beigeordnete, kann nicht so einfach zum Tagesgeschäft übergehen. Die Ereignisse vom vergangenen Sonntag haben ihn fassungslos gemacht — und auch ein Stück ratlos, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion einräumt. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft einem 19-jährigen Mann vor, seiner 16 Monate alten Tochter innere und äußerliche Verletzungen zugefügt zu haben. Der Rettungsdienst, der am Sonntag zur Mittagszeit eintraf, konnte dem Kind nicht mehr helfen.

Steuwe betonte, dass man der 19-jährigen Mutter, die zur Tatzeit nicht in der Wohnung war, weiterhin helfen will. Das Jugendamt werde die junge Frau weiter betreuen, so Steuwe, es bestehe ein enger Kontakt. "Mit dem nötigen zeitlichen Abstand werden wir die Dinge dann auch noch einmal intern aufarbeiten", erklärte der Jugenddezernent. Nach den bei der Stadt vorliegenden Informationen leben beide Elternteile des Kindes getrennt. Aufgrund der mit der Trennung verbundenen Konflikte hatte sich die Mutter im Sommer des zurückliegenden Jahres an das Jugendamt gewandt und um Unterstützung gebeten, die auch umfassend gewährt wurde.

Insbesondere sollte die gemeinsame Verantwortung für die Sorge um das Kindeswohl gestärkt werden; deshalb wurde von Anfang an auch der Vater des Kindes in die Unterstützungsmaßnahmen des Jugendamtes einbezogen.

Beide, Mutter und Vater, hätten in positiver Weise kooperiert. Noch am 1. März besuchte der soziale Dienst Mutter und Kind und konnte eine stabile Mutter-Kind-Beziehung feststellen. Der Entwicklungsstand des Kindes sei sogar außerordentlich gut gewesen, betonte Steuwe, deshalb sei man angesichts dieser doch sehr positiven Entwicklung innerhalb der Familie besonders fassungslos. Das Ratinger Betreuungsnetz für junge Eltern sei sehr engmaschig, betont Steuwe.

So wurde im Jahr 2012 das Netzwerk "Frühe Hilfen" gegründet, zuletzt fand der zweite Ratinger Fachtag zum Thema Kinderschutz statt. Letztlich geht es den Experten darum, ihr Angebot noch deutlicher zu machen. "Wir können viel initiieren. Nutzen tun wir nur, wenn wir auch angesprochen werden", sagt Barbara Sorgnitt, die Koordinatorin der "Frühen Hilfen" im Jugendamt. Mit dem niederschwelligen, freiwilligen, ressourcenorientierten und in den meisten Fällen kostenfreien Angebot soll Zielgruppen wie Teenager-Müttern, Alleinerziehenden oder Eltern, die beispielsweise durch die Versorgung eines kranken Kindes überfordert sind, praktische Unterstützung geboten werden. Damit soll einer Überforderung und auch Erkrankungen entgegengewirkt werden.

Bekanntermaßen sind es die allerersten Lebensphasen, die für die Entwicklung eines Kindes maßgeblich sind. "Im Amt erfahren wir von Problemen aber oft erst, wenn das Kind eine Kita besucht." Deshalb soll die Zusammenarbeit mit den Familienhebammen, vor Ort tätigen Frauen- und Kinderärzten weiter intensiviert werden — "denn die wissen oft früher Bescheid".

Über drei Familienhebammen verfügt Ratingen. Als sie 2010 ihre Tätigkeit als so etwas wie "Familienbeauftragte" begannen, hatten sie nur sieben Einsätze.

Inzwischen stoßen sie mit 35 Betreuungen im Jahr aber fast schon an ihr Limit.

(kle)
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