Ratingen Sprach-Bilder erklären Ratingen

Ratingen · Die Erklärung zu seinem Werk liefert Martin Schilken mit: "Die aktuelle Installation ist eine ortspezifische künstlerische Arbeit." Es geht um die Künstlerloge und um die Stadt.

 Fünf eigenwillige Sätze über Ratingen hat Martin Schilken in das Furnier des amerikanischen Seesternbaums gefräst. Die Arbeit mit Holz ist für ihn Neuland.

Fünf eigenwillige Sätze über Ratingen hat Martin Schilken in das Furnier des amerikanischen Seesternbaums gefräst. Die Arbeit mit Holz ist für ihn Neuland.

Foto: Achim Blazy

"Was will der Künstler uns damit sagen?" ist genau die Frage, die der gemeine Kulturschaffende einem mit Recht und Schmackes um die Ohren haut. Bei Martin Schilken ist das anders.

Er liefert die Deutung gleich schriftlich mit: "Die aktuelle Installation ist eine ortspezifische künstlerische Arbeit, die sich sowohl auf die Architektur der Künstlerloge als auch auf die Stadt Ratingen als Ort bezieht. Sie führt eine Phantasie über eine fiktive Figur vor, die in einem nicht näher definierten Zeitraum in Ratingen gewesen ist. Fotos an den Wänden dokumentieren die Eindrücke, die sie dabei gewonnen hat. ... Das Werk stellt die These auf, dass beim Betrachten von Bildern die Sprache immer wieder unweigerlich ins Spiel kommt."

Genau: Es schwebt Sprache im Raum. Genauer: Es sind fünf Sätze zu lesen, wenn man denn kann und will, die in etliche Streifen von dünnem Furnier des amerikanischen Seesternbaums gefräst worden sind. Und es sind nicht wirklich einfache Sätze, die mit dem in Ratingen-Sein zu tun haben. Schilken hat sie durch die vollendeten Zeiten geprügelt: war gewesen, bin gewesen, werde gewesen sein - also, das ganze Konjugationssortiment durch vom Plusquamperfekt bis zum Futur II.

Der Mann liebt Sprache und Wörter - gesagte, gedachte, geschriebene und nun auch gefräste. Auch das Spiel damit - wie sonst hätte er die Gestalt Ernst Spielmann erfunden, der nicht allein den homo ludens, den spielenden Menschen, darstellt, sondern sich immer noch was Gescheites dabei denkt - zum Beispiel tiefsinnige Worte aus dem Munde eines Philosophen der beginnenden Aufklärung. "Esse est percipi. "Sein ist Wahrgenommenwerden." Horst Spielmann, die Kunstfigur, ist der mit Sätzen zitierte Ratingen-Besucher, nicht nur in der vollendeten Vergangenheit. Ist Martin Schilken einfach stolz darauf, ein so schlaues Haus zu sein? Kann sein, muss nicht sein. Immerhin beschert er den Ratinger Passanten und denen, die ganz gezielt zur Ausstellung in der ehemaligen Calor Emag Pförtnerloge gehen, eine gleichermaßen denk-würdige wie sehens-werte Installation. Und er ist sich sicher, dass auch am Sonntag, wenn die Vernissage um sich greift, niemand in den Logenraum gehen wird. Schwebendes Furnier, zierlich ausgeschnitten, würde dem einfach nicht gewachsen sein. Auch nicht in der einfachen Gegenwart. Der 58 Jahre alte gebürtige Duisburger, der in Münster und Düsseldorf Kunst studiert, der Streitgespräche mit Bazon Brock und Otto Schily organisiert und Bühnenbilder gestaltet hat, sagt von sich: "Ich komme ja aus der Bildhauerei." Und wohin ist er gegangen? Aktuell zu einem für ihn neuen Material, zum Holz. Da waren erst mal keine dicken Bretter zu bohren - da reichten Wille, Ideen und eine Oberfräse.

Die Ausstellung in der alten Pförtnerloge läuft bis Ende Oktober.

(RP)
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