Jens Stieghorst "Wir wollen Zuschauer begeistern"

Ratingen · Der Vorsitzende von Ratingen 04/19 über die Ziele des Fußball-Oberligisten.

Jens Stieghorst: "Wir wollen Zuschauer begeistern"
Foto: Blazy Achim

Herr Stieghorst - Sie sind gerade im Urlaub. Mitten in der Phase, in der bei ihrem Verein, Ratingen 04/19, die letzten Transfers getätigt werden, in der noch Lose für Ihre Trikot-Lotterie verkauft werden müssen. Können Sie sich den Urlaub überhaupt leisten?

Jens Stieghorst Natürlich! Ich stehe im regelmäßigen Kontakt zu unserem Sportlichen Leiter Karl Weiß und zu Trainer Peter Radojewski. Die beiden haben alles im Griff. Ich habe heute Morgen noch mit Karl über die Testspieler und mögliche Zugänge gesprochen.

Wie ist da der Stand?

Stieghorst Karl Weiß hat von mir das Okay bekommen, mit den Testspielern Samuel Limbasan, Lutz Radojewski und einem ganz starken Abwehrspieler, dessen Namen wir gerade aber noch nicht nennen können, zu verhandeln. Es kann sein, dass wir diese Spieler alle drei verpflichten - das wäre ein Qualitätsschub für unsere Mannschaft. Diese Personalien werden sich am Wochenende entscheiden.

Die Mannschaft scheint besser besetzt als noch im Vorjahr. Wo soll die sportliche Reise in der kommenden Saison hingehen?

Stieghorst Wir sind vor zwei Jahren Dritter geworden, in der vergangenen Saison leider nur Elfter. Ich gehe davon aus, dass wir in der kommenden Spielzeit irgendwo zwischen diesen beiden Positionen landen werden. Das ist aber nicht unser Haupt-Anliegen. Mein ganz klar formuliertes Ziel ist, dass wir die Zuschauer begeistern müssen. Wir müssen Zuhause wieder eine Macht werden und einen begeisternden Offensivfußball spielen.

Glauben Sie, damit mehr Zuschauer ins Stadion locken zu können?

Stieghorst Das schon - aber nicht gleich Hunderte. Das Zuschauerproblem haben wir in der Oberliga, sogar in der Regionalliga ja nicht exklusiv. Der ganze Amateurfußball kämpft gegen den Zuschauerschwund, der dank Sky und der Bundesliga eingetreten ist. Wir werden kreativ sein, um dem entgegenzuwirken: Unser Verein hat über 700 Mitglieder, wir peilen sogar die 800 an. Aus diesem Potenzial müssen wir mehr herausholen. Gerade beim Heimspielen, schließlich ist die Erste Mannschaft das Aushängeschild des Vereins.

Wo Sie den Verein ansprechen - wundern Sie sich manchmal selbst über das Wachstum?

Stieghorst Eigentlich nicht. Seit wir den Sportpark Keramag haben, hat sich die Anzahl unserer Jugendmannschaften verdoppelt. Wir haben nun 27 Jugendmannschaften, insgesamt 500 Kinder und Jugendliche. Dabei gehen wir sowohl mit Leistungs-Mannschaften, als auch im Breitensport an den Start. Aber auch im Unterbau haben wir klare Ziele. Neben der A- und C-Jugend wollen wir auch die B-Junioren in der Niederrheinliga etablieren. Und die Zweite Mannschaft hat den Auftrag, in die Bezirksliga aufzusteigen. Nur so können wir dafür sorgen, dass bald auch echte Ratinger für uns in der Oberliga spielen. Trotz allem vergessen wir die Breite nicht: Für unsere Hobbyspieler haben wir eine Vierte Herrenmannschaft eingerichtet, die in der Kreisliga C spielen wird.

Wie sieht es abseits des Sportlichen aus?

Stieghorst Solide. Unser neuer Vorstand mit Michael Schneider, André Schulz und mir ist sehr harmonisch unterwegs. Das zieht sich durch den ganzen Verein, alle ziehen an einem Strang. Auch die Kommunikation nach Außen ist perfekt. Michael zum Beispiel ist unser Ansprechpartner bei der Stadt, da läuft alles reibungslos.

Und finanziell? Wie sieht es um den Schuldenstand aus?

Stieghorst Den haben wir im Griff. Wir sind noch nicht schuldenfrei, hoffen habe, dass wir in den kommenden zweite Jahren unsere Altschulden komplett abgebaut haben. Der Gesamtetat unseres Vereins beträgt - wie auch in den Vorjahren - etwa 250.000 Euro. Das sind alles befriedigende Werte.

Aktuell werben Sie darum, Lose für Ihre Trikot-Lotterie zu kaufen. Für 1000 Euro kann man beim RSV auf der Brust stehen - theoretisch.

Stieghorst Diese Aktion führen wir ja bereits im vierten Jahr sehr erfolgreich durch. Vergangene Saison haben wir 51 Lose verkauft. Ich gehe aber davon aus, dass wir keinen neuen Rekord schaffen werden. Unsere Priorität ist nicht, möglichst viele Lose zu verkaufen. Wir wollen uns auch um unser eigentliches Brot-und-Butter-Geschäft kümmern - und verstärkt "normale" Sponsoren an den Verein binden. Auch da sind wir auf einem guten Weg.

Schmerzt der Wegfall des Wuppertaler SV in der Oberliga? Der Klub ist ja immer ein Garant für viele Zuschauer.

Stieghorst Ehrlich gesagt bin ich nicht traurig, dass Wuppertal aufgestiegen ist. Spiele gegen den WSV oder Uerdingen sind aufgrund der hohen Sicherheitsauflagen für uns ein Zuschussgeschäft. Da freue ich mich mehr auf Teams wie Velbert, die auch viele Zuschauer mitbringen, wir aber nicht alles wieder in die Sicherheit ausgeben müssen.

Zuschauerträchtig sind Testspiele gegen Fortuna Düsseldorf.

Stieghorst Das hat im vergangenen Jahr wegen der Stadionproblematik nicht geklappt. Wir suchen aber gerade mit Fortuna einen Termin zwischen Sommer- und Herbstferien. Wäre ja schön, wenn sich Fortuna wieder in Ratingen präsentiert.

ANDRÉ SCHAHIDI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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