Handball TV Ratingen darf beim Schlusslicht nicht stolpern

Ratingen · Die Aufgabe in Mühlheim müssen die Handballer trotz Favoriten-Status hochkonzentriert angehen.

Wie gut, dass die Handballer des TV Ratingen der englischen Sprache mächtig sind. Denn als der aus Zypern stammende Michaelis Antoniadis vor knapp zwei Jahren plötzlich am Europaring auf der Matte stand und mitspielen wollte, da kannte der nun 31 Jahre alte Kreisläufer kaum ein deutsches Wort. Dafür sprach er perfekt Englisch, denn er lebte in seiner Kindheit sechs Jahre auf der Insel. Und jetzt beherrscht Antoniadis Deutsch, als würde er schon ewig hier leben. "Ich konnte von meinen Mannschaftskameraden viel lernen, alle gaben sich viel Mühe damit", erzählt der baumlange Handballer, der seiner Schätzung nach etwa 50 Länderspiele für sein Heimatland auf dem Buckel hat. "Gezählt hat sie niemand", sagt er zu diesem Thema.

Über die Ostertage war er wieder in seiner Heimat. "Ich sah meine Eltern, dann das herrliche Wetter, das Meer - Zypern ist ein tolles Land", schwärmt er. Es war seine Verlobte Koula, eine Griechin, die schon lange hier lebt, die ihn nach Ratingen lockte. Die beiden leben in Lintorf, Antoniadis fand dort in einem Kindergarten als studierter Erzieher schnell einen Arbeitsplatz und nun ist er in Düsseldorf beschäftigt. Er fühlt sich im Turnverein längst pudelwohl, betont aber: "Wir müssen aufsteigen. Wir alle wollen höher spielen. Die Oberliga sollte die richtige Liga für uns sein." Und dann ist er gleich mit seinen Gedanken beim Spiel am Samstagabend beim RSV Mülheim. "Jeder weiß, dass wir auswärts oft Probleme haben", gesteht "Jakob", wie ihn die TV-Handballer nennen - das ist leichter auszusprechen.

Die Ratinger fahren nach ihrem 34:24-Hinspielsieg als hoher Favorit ins nahe Mülheim. 20 Punkte holten sie aus den letzten elf Spielen, während der Abstieg von Mülheim im Grunde feststeht. Nur sechs Zähler stehen beim Schlusslicht auf der Habenseite, da sprechen höchstens Träumer noch von Rettung. Aber der Druck lastet auf Ratinger Seite, denn der einen Punkt besser stehende Tabellenführer SG Langenfeld II hat im Heimspiel gegen den Aufsteiger LTV Wuppertal II kaum etwas zu befürchten. Schon ein Ratinger Unentschieden beim Schlusslicht könnte am Europaring alle Aufstiegsträume zerstören.

Trainer Ralf Trimborn wird noch in dieser Woche im Gespräch mit seinem Chef Thomas Oberwinster entscheiden, ob sein Vertrag verlängert wird. "Ich habe so meine Bedenken, ob wir dieses Spiel in Mülheim voll konzentriert angehen", so der 52-Jährige, der den Turnverein von einem ständigen Abstiegskandidat zu einem Spitzenteam formte. "Nächste Woche Samstag kommt es bei uns zum Top-Spiel gegen Langenfeld. Da sind die Mülheimer, die sich mit einem Sieg über uns vielleicht doch noch retten können, eigentlich ein idealer Testgegner." Stolpern ist für die ambitionierten Ratinger jedenfalls streng verboten.

(w-m)
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