Lokalsport Turnflöhe gehören zur deutschen Spitze

Ratingen · Die Ratinger Lucy Bodewein und Isabel Rogaa durften bei den Deutschen Meisterschaften in Heidelberg starten. Bodewein verpasste am Boden das Finale um gerade einmal 0,4 Wertungspunkte.

Lokalsport: Turnflöhe gehören zur deutschen Spitze
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Es ist so ein verflixt schmaler Grat. Zehn Zentimeter. Mehr nicht. Eigentlich müsste das Turngerät "Schwebeplanke" heißen und nicht "...-balken". Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften der Turner in Heidelberg stürzt Lucy Bodewein prompt am Schwebebalken ab. Sofort steht sie wieder auf, da ist das zwölf Jahre alte Turntalent aus Ratingen hart im Nehmen. Doch die Wertungsrichter kennen kein Pardon. Am Ende bleibt Platz 23 unter den 28 Mädchen, die in dieser Altersklasse im Olympischen Turnen angetreten sind. Der zweiten jungen Ratingerin im Feld der besten Deutschen, Isabel Rogaa, flattern die Nerven. Sie landet am Ende auf Platz 27.

"Wir haben uns beide überraschend für Heidelberg qualifizieren können", ordnet Lucy ein - daher ist sie auch ohne Erwartungen nach Heidelberg gereist. Für sie war die Zeit vor dem Deutschlandvergleich wie eine Berg- und Talfahrt. Um einige Hundertstel-Punkte verpasste sie den direkten Einzug, war aber erste Nachrückerin. Und wäre um Haaresbreite, um gerade einmal 0,4 Wertungspunkte, in das Finale der besten sechs Sportlerinnen beim Bodenturnen gekommen. "Das war wirklich knapp", sagt Lucy trocken und schaut voraus zu den kommenden Herausforderungen.

Bei diversen Wettbewerben gilt es, das eigene Punktekonto zu füllen - und weiterhin auf sich aufmerksam zu machen. Das ist kein leichter Plan. Beim Olympischen Turnen kommen Sprungtisch, Stufenbarren, Balken und Boden zusammen - völlig unterschiedliche Anforderungen an die jungen Sportlerinnen. Die vielen Trainingsstunden in der Woche und die Reisen zu den Wettkämpfen wollen erst einmal mit dem Besuch der Liebfrauenschule und weiteren Verpflichtungen koordiniert werden. "Da hilft es uns jedes Mal sehr, wenn die Lehrer auf die Turnleidenschaft von Lucy eingehen können", sagt Mutter Jutta Bodewein.

Vor den Deutschen Jugendmeisterschaften hatte es im Familienrat eine Aussprache gegeben. Mit dem Hochleistungspensum weitermachen wie bisher - oder die Schraube eine paar Umdrehungen zurückdrehen?

"Dass Lucy sich fürs Weitermachen entschieden hat, das hat sie in Heidelberg gezeigt", sagte ihre Mutter. Zusammen mit Isabell zu den besten 30 deutschen Turnerinnen ihrer Altersklasse zu gehören - das ist eine Leistung für sich und ein Ansporn, noch besser zu werden. Das muss Lucy Bodewein niemand einimpfen, wenn sie mit ihrer Trainerin an der neuen Bodenkür feilt - oder wie in Heidelberg, sich zwar auf die bewährte Barrenprogramm verlässt, den Abgang aber mit einer Schraube schwieriger gestaltet als früher.

Bei internationalen Wettbewerben zeigen die Turnerinnen aus osteuropäischen Staaten regelmäßig, dass sie in einer anderen Liga auftreten. "Das ist schon beeindruckend, was die können", sagt Lucy anerkennen, "aber die konzentrieren ihr ganzes Leben auf das Turnen." Das will sie nicht.

Manchmal muss man mit zwölf auch einfach ein paar Stunden lang irgendetwas spielen. Und nicht an den verflixt schmalen Schwebebalken denken.

(dne)
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