Lokalsport Tennis: RTC zieht Bundesliga-Damen zurück

Ratingen · Der Deutsche Meister von 2015 findet keine Sponsoren mehr. Die Verantwortlichen sind von der Stadt Ratingen bitter enttäuscht.

 Ein Foto aus besseren Tagen: Die Ratinger Tennis-Frauen feiern den Meistertitel 2015. Im Hintergrund mit Mütze Team-Manager Daniel Meier.

Ein Foto aus besseren Tagen: Die Ratinger Tennis-Frauen feiern den Meistertitel 2015. Im Hintergrund mit Mütze Team-Manager Daniel Meier.

Foto: Blazy

Nach fünf Jahren ist Schluss: Der Ratinger TC zieht seine Damenmannschaft aus der 1. Bundesliga zurück. Der Deutsche Meister von 2015 ist dem Verein schlichtweg zu teuer geworden. Die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Helmut Lütcke und Team-Manager Daniel Meier haben bis zuletzt nach einer Lösung gesucht. Doch die Bemühungen waren vergeblich. Und so richtet sich die Enttäuschung der Verantwortlichen auch Richtung Stadtspitze: "Wir hätten uns von der Stadt wenigstens irgendeine Unterstützung gewünscht", sagt Meier. "Da kam leider sehr wenig."

Schon die letzte Saison bestritt der RTC mit einem stark abgespeckten Team. Denn nach dem Meistertitel 2015 war Dieter Krönlein, der Mäzen des Vereins, plötzlich und unerwartet ausgestiegen. Er hatte jährlich einen mittleren sechsstelligen Betrag in den Klub gepumpt. "Nach seinem Ausstieg wurden wir schlagartig vom Krösus zum Armenhaus der Liga", sagt Meier. "Diese Lücke konnten wir einfach nicht mehr schließen, da wir für die Bundesliga-Teams auch keine Mitgliedsbeiträge verwenden", fügt Helmut Lütcke, der Vorsitzende, an. "Sponsorensuche ist momentan völlig hoffnungslos. Die Unternehmen in der Stadt spinnen alle wegen der Tour de France. Da wird aktuell an nichts anderes mehr gedacht." Meier, der einen Großteil seiner Freizeit für das Management des RTC aufwendete, ist bitter frustriert. "Nach dem Ausstieg unseres Geldgebers haben wir Gespräche mit der Stadt geführt, ob man uns bei der Sponsorensuche helfen könnte", sagt er. "Nur mal zum Vergleich: In Mönchengladbach sind die Herren Deutscher Meister geworden - und die Stadt baut denen die komplette Anlage um. Und in Bocholt, als die Mannschaft noch gut war, hat das Stadtmarketing den Verein großartig unterstützt. Und wir? Wir mussten sogar die Verkehrskadetten bei wichtigen Spielen selbst bezahlen."

Finanzielle Gründe waren jedoch nicht alleine ausschlaggebend für den Rückzug. Auch das Zuschauerinteresse sowie der Rückhalt innerhalb des eigenen Vereins waren dramatisch gesunken. "Die Mitglieder haben sich einfach nicht mehr so dafür begeistert wie zur Anfangszeit", sagt Lütcke. "Dazu kommt noch, dass die öffentliche Wahrnehmung im Tennis-Sport gegen Null tendiert. Als wir Meister geworden sind, wurde das gerade einmal im Videotext vermeldet. Das Fernsehen zeigt lieber Fußball aus der Vierten Liga - aber keinen Deutschen Meister im Damentennis. Wie sollen wir das potenziellen Sponsoren verkaufen?"

Man habe noch versucht, den Spielbetrieb auch künftig aufrecht zu erhalten und eine Spielgemeinschaft mit dem Lintorfer TC und dem TC Angerland angestrebt. "Alle Vereine waren grundsätzlich positiv gestimmt", betont Lütcke. "Allerdings konnten wir die rechtlichen und finanziellen Hürden in der Kürze der Zeit bis zum Stichtag nicht mehr stemmen." Er habe zwar beim Deutschen Tennis-Bund (DTB) noch um einen Aufschub von zwei Wochen gebeten, dieser sei jedoch nicht gewährt worden. "Das ist schade, aber verständlich", meint Lütcke. "Schließlich gelten ja für alle die gleichen Regeln."

Wie es mit der Frauenmannschaft weitergeht, ist noch nicht klar. Laut Regularien steigt das Team in die Regionalliga ab und würde dort in der kommenden Spielzeit unter anderem auf den Lintorfer TC treffen. "Wir haben uns da aber noch nicht endgültig beratschlagt", sagt Lütcke.

Die Herren 30 des Vereins werden indes weiter in der Bundesliga an den Start gehen. "Aber auch hier haben wir natürlich finanzielle Nöte", sagt Lütcke. "Die Mannschaft wird dreimal in Folge Deutscher Meister und wir finden kein Unternehmen, das ein Namenssponsoring übernehmen möchte. Das ist eigentlich zu traurig, um wahr zu sein."

(RP)
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