Handball Stecken: Torhüter ist der einsame Rückhalt der SG

Ratingen · Mathis Stecken ist ein guter Handball-Keeper. Zum Glück - denn ohne ihn hätte Ratingen nicht nur heute gegen Neuss (18 Uhr) Probleme.

 Allein gegen alle: Mathis Stecken (gelbes Trikot) trägt in dieser Saison die Last der Torhüterposition bei der SG Ratingen auf seinen Schultern.

Allein gegen alle: Mathis Stecken (gelbes Trikot) trägt in dieser Saison die Last der Torhüterposition bei der SG Ratingen auf seinen Schultern.

Foto: Achim Blazy

Es gibt Momente, in denen hofft Mathis Stecken, dass es bald vorbei ist. Die lange Saison in der Dritten Handball-Bundesliga hat den Schlussmann der SG Ratingen geschlaucht. Doch die Momente sind eher kurz. Lieber denkt Stecken an seine erste Saison in der Dritten Liga. "Und wer mir vorher gesagt hätte, dass ich fast alle Spiele von Anfang bis Ende bestreite, den hätte ich für verrückt erklärt", sagt der 22-Jährige. Und auch heute (18 Uhr) gegen Neuss wird er selbstverständlich von der ersten bis zur letzten Minute im Kasten des Löwenrudels stehen.

Vor der Saison war Stecken noch einer von dreien. "Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mich auf einen harten Konkurrenzkampf mit Jens Bothe eingestellt", sagt Stecken. "Er hat in der Oberliga super gehalten." Doch dann gingen dem Neu-Drittligisten innerhalb weniger Tage sowohl Bothe als auch Magnus Schumacher verloren - und plötzlich war Stecken alleine. Es sollte der Auftakt zu einer beispiellosen Spielzeit sein. Zumindest aus Torhütersicht. "Wir haben vergangene Woche mal überschlagen, dass wir inzwischen den zehnten Torwart in dieser Saison im Training hatten. Das ist doch krank", sagt der Lehramts-Student. Matthias Piecuch und der Rumäne Alexandru Ionita kamen und gingen. Doch Stecken blieb. Und spielte. Zunächst durchwachsen, wie auch der Rest der Mannschaft, dann immer besser. Plötzlich gewann der Torhüter mit dem markanten Kurzhaarschnitt Spiele für die SG, wurde vom Publikum gefeiert. "Das ist schon unglaublich", sagt er. Sein Trainer Richard Ratka sieht das deutlich nüchterner: "Mathis hat hart gearbeitet, er hat sich sehr stark verbessert."

Der Trainer hat Steckens Krafteinsatz optimalisiert. "Er hat mir beigebracht, effizienter zu spielen, mehr mit den Kräften hauszuhalten. Mit Erfolg. Die guten Leistungen sind an den Verantwortlichen der SG nicht einfach so vorübergegangen. Bis 2018 hat Stecken verlängert - und gleichzeitig studiert er auf Lehramt. "Das kann ich perfekt mit der Arbeit für interaktiv verbinden", sagt er über seinen Job beim Trägerverein der SG. "Wenn ich fertig bin mit dem Studium, kann ich einen super Lebenslauf vorweisen", betont Stecken.

Und die Konkurrenz, die bekommt er jetzt auch. Malte Jaeger wechselt von der HSG Krefeld nach Ratingen. "Ich freue mich drauf, er war schon ein paar mal zu Besuich. Menschlich passt das blendend", sagt Stecken. "Er hat natürlich mehr Erfahrung in der Dritten Liga. Aber wir werden beide unsere Spiele machen und uns gegenseitig entlasten." Genau das fehlt Stecken jetzt nämlich. "Der Akku ist leer", gibt er zu. "Ich habe alle Spiele von Anfang bis Ende gemacht. Aber noch schlimmer: Ich bin ja im Training auch oft der einzige Torhüter. Da gibt es keine Ruhepausen oder Möglichkeiten, sich mal individuell zu verbessern. Das wird kommende Saison anders." Heute jedoch, gegen Neuss, wird Stecken noch einmal 60 Minuten im Tor stehen. Angst vor einem leeren Akku hat er nicht. "Wir spielen gegen Felix Handschke, einen alten Teamkollegen von mir. Wir haben die Würfe von ihm und Christopher Klasmann ausgearbeitet - ich bin bereit."

(RP)
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