Lokalsport RTC: Beginn oder Ende einer Ära?

Ratingen · Der Bundesligist feiert den zweiten Herren 30-Titel in Folge - und stellt mit dem Gewinn der Damen-Meisterschaft gar einen Rekord auf. Doch Manager Meier zieht nach London. Wird Grün-Weiß so erfolgreich bleiben?

Lokalsport: RTC: Beginn oder Ende einer Ära?
Foto: Christoph Ebner von Eschenbach

Als Daniel Meier gefragt wurde, ob er den Pokal selber entgegennehmen wolle oder jemand anderen schicken will, kam die Antwort schnell und deutlich. "Das mache ich schon selber", sagte der Manager des Ratinger Tennis-Clubs, schritt nach vorne und nahm den schon etwas angeschrammten Silber-Pokal für die beste Herren 30-Mannschaft Deutschlands entgegen, während das goldfarbene Konfetti auf die Aschenplätze am Götschenbeck regnete.

"Das ist das erfolgreichste Jahr unserer einhundertelfjährigen Vereinsgeschichte", hatte RTC-Präsident Helmut Lütcke kurz vorher in seiner Ansprache gesagt. Wohl wahr. Nach dem Deutschen Meistertitel der Frauen folgte nun noch der souveräne Herren 30-Titel. "Das ist noch keinem Verein gelungen, soweit ich weiß."

Alle wussten recht genau, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Denn Meier ist nicht nur Manager, er ist Zweiter Vorsitzender, Sportwart und ganz nebenbei auch noch Herren 30-Spieler der Grün-Weißen. Im wahren Leben ist Meier zwar Banker - doch der Gutteil seiner Freizeit dürfte dafür draufgehen, die Geschicke des RTC zu lenken. Denn, seien wir ehrlich, ohne einen positiv Verrückten wie Meier wären Erfolge wie diese in Ratingen nicht zu realisieren gewesen.

Ständig hängt Meier am Handy, vor allem wenn die Frauen-Saison läuft. Er stellte schon jahrelang mit die besten Kader der Liga mit Andrea Petkovic oder Angelique Kerber. In dieser Saison jedoch zahlte sich das große Engagement erstmals mit dem Meistertitel aus. Vielleicht auch, weil Bocholt als großer Konkurrent um den Titel weggebrochen ist. Wahrscheinlich jedoch, weil Meier einfach eine Top-Mannschaft zusammengestellt hat.

Selbiges ist dem Manager in der Herren 30-Konkurrenz gelungen. Mit einer kleinen Ausnahme jedoch - das Gros der Spieler wie Ivan Bjelica, Boy Wijnmalen oder Jeroen Masson spielt schon viele Jahre für den RTC. Dazu kommen die vielen Eigengewächse wie Manuel Heise oder eben Meier selbst. "Ein so starkes Team wie in diesem Jahr hatten wir aber noch nie auf dem Platz stehen", betonte Meier. Der ehemalige Weltklassespieler Nicolas Kiefer spielte "nur" an Position zwei, Marc Leimbach, Deutscher Vizemeister in der Herren 35-Konkurrenz, gar nur an sechs. "Das zeigt schon, wie stark unser Team ist."

Um die Bedeutung der Herren 30 wusste auch Lütcke. "Die Deutsche Meisterschaft unserer Damen hat sicher die größere Außenwirkung", sagte er. "Doch für das interne Gefüge bedeutet die der Herren 30 etwas mehr. Denn bei ihnen haben wir viele Spieler, die schon seit vielen Jahren für unseren Verein spielen."

Nun ist jedoch die Frage, ob sich die Erfolge des RTC wiederholen lassen. Denn Manager Meier wird künftig in London wohnen. Bereits jetzt jettet der umtriebige Funktionär um die halbe Welt - doch Ratingen ist dann eben nicht mehr sein Heim-Standort. "Da mache ich mir aber keine Sorgen, dass das nicht funktionieren könnte", betont Meier. "Schon für das Finalwochenende haben wir ein achtköpfiges Team gebildet, das viele Aufgaben übernommen hat. Und das Verpflichten der Spieler oder Spielerinnen läuft ohnehin über das Handy. Das kann ich auch von London aus machen. Zumal es ja nur um einen begrenzten Zeitraum im Jahr geht."

Meier ist also zuversichtlich, den erreichten hohen Standard am Götschenbeck halten zu können. Und Nicolas Kiefer? "Ich würde gerne auch nächstes Jahr wieder hier spielen", sagt der Tennis-Star. "Aber das muss Daniel entscheiden." Der grinst. "Wir finden schon zusammen", sagt er, und drückt Kiefer ein Glas in die Hand. So funktioniert Tennis-Erfolg in Ratingen - und das wahrscheinlich auch in Zukunft.

(RP)
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