Lokalsport RSV: Zum Aufstieg fehlt ein Torjäger

Ratingen · Der Fußball-Oberligist hat eine gute Mannschaft. Doch um ganz oben mitzuspielen, mangelt es an Kleinigkeiten.

 Chamdin Said kämpft und ackert viel - wie hier im Spiel in Velbert. Doch der große Torjäger ist der 27-Jährige nicht.

Chamdin Said kämpft und ackert viel - wie hier im Spiel in Velbert. Doch der große Torjäger ist der 27-Jährige nicht.

Foto: Blazy

Peter Radojewski schaut auf den Fernseher, der im Vereinsheim von TuRU Düsseldorf hängt. Eingeblendet wird gerade die Torschützenliste der Oberliga - doch der Name Ratingen prangt kein einziges Mal in weißen Lettern auf schwarzem Grund. "Das ist unser Problem", sagt der Coach nach dem 2:2-Remis seiner Mannschaft bei TuRU Düsseldorf.

Radojewski trauert besonders Kleinigkeiten hinterher. Wie der Szene kurz nach der Halbzeitpause, als Chamdin Said frei vor dem TuRU-Keeper auftauchte. "Mach ihn direkt, Chammes", rief Torwarttrainer Klaus Böhs noch von der Bank. Doch statt eines direkten Abschlusses versuchte der Stürmer den Ball anzunehmen - und legte ihn sich zu weit vor. "Chamdin arbeitet so viel im Spiel, ist anspielbar, spielt selber viele Bälle. Aber am Ende fehlt, nicht nur ihm, die Kaltschnäuzigkeit", gibt Radojewski zu. Nun kann das angesichts von 14 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Velbert nicht das einzige Manko der Ratinger in dieser Spielzeit sein - es ist jedoch ein großes.

Die im Sommer neu zusammengestellte Mannschaft gehört qualitativ zur Spitze in der Oberliga. Technisch gibt es kaum eine Mannschaft, die mit dem RSV mithalten kann. Auch der Teamgeist der Radojewski-Truppe wird woanders selten erreicht. Und doch stellen sich die jungen Ratinger gerne selbst ein Bein. Natürlich sind es die Stürmer-Tore, die fehlen. Wenn von 47 erzielten Treffern nur elf von der Abteilung Angriff erzielt werden, "ist das einfach zu wenig", wie Radojewski sagt. Er ist zwar, wie er betont, froh, dass so viele Schützen für Ratingen treffen. "Doch wenn wir einen hätten, der die Dinger vorne einfach mal reinknipsen würde - wer weiß, was dann wäre", sagt er. Ja, was wäre dann?

Betrachtet man, wie oft sich 04/19 in dieser Spielzeit selbstverschuldet aus dem Spiel nahm - wie zuletzt bei TuRU, als aus dem 2:0 ein 2:2 wurde - drängt sich unweigerlich der Verdacht auf, dass im zweiten Jahr dieser jungen Mannschaft durchaus mehr drin ist. Radojewski spricht sein Ziel zwar nicht so ganz offen aus. Doch im Subtext wird deutlich, was der Trainer mittelfristig will. Ein Beispiel: Ali Can Ilbay. Dessen Vertragsverhandlungen sind noch nicht wirklich vorangeschritten. "Ich würde ihm aber raten, bei uns zu bleiben", sagt Radojewski. "Was hätte er davon, in die Regionalliga zu gehen und dort womöglich herumzudümpeln. Bei uns könnte er mit einer intakten Mannschaft selbst aufsteigen. Das ist doch viel schöner."

Da ist es doch, das Saisonziel Aufstieg. Die Verantwortlichen wissen aber auch, dass dafür im Angriff nachgebessert werden muss. Eine Verstärkung war eigentlich schon da. Doch nun ist sie wieder weg: "Daniel Keita-Ruel ist ein Spieler dieser Klasse, die wir brauchen", sagt der Trainer. "Er trifft nicht nur selber, sondern macht auch andere Spieler besser. Er wäre der ,Knipser', den wir brauchen." Das Problem nur: Keita sitzt aktuell im geschlossenen Vollzug. "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir ihn kommende Saison wieder bei uns haben", sagt Sportdirektor Michael Kulm. Keita wäre ein Spieler, der in der Torjägerliste ganz oben landen könnte - dann hätte Radojewski beim Blick in den Videotext auch mehr zu lachen.

(RP)
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