Boxen Ratingen sieht die Zukunft des Box-Sports

Ratingen · Selçuk Aydn ist längst ein Idol für die türkischen Fans und Avni Yilderim trauen manche eine großartige Karriere im Ring zu.

 Chef im Ring: Selçuk Aydn (links) beherrschte seinen Gegner Nodar Robakidze aus Georgien zeitweise nach Belieben.

Chef im Ring: Selçuk Aydn (links) beherrschte seinen Gegner Nodar Robakidze aus Georgien zeitweise nach Belieben.

Foto: Falk Janning

Kein Zweifel. Die meisten der rund 500 türkischen Box-Fans sind seinetwegen nach Ratingen gekommen: Selçuk Aydn. Mit "Selçuk! Selçuk!" und "Türkiye, Türkiye" feiern sie den 32-jährigen Box-Helden aus Trabzon, als er im AHI-Festsaal zu lauter Musik und einer Lichtshow über den Laufsteg zum Boxring tänzelt. Der Linksausleger, der unter dem Kampfnamen "Mini-Tyson" bekannt wurde, 15-facher türkischer Meister im Weltergewicht ist und in seiner zehnjährigen Karriere als Profi 27 von 30 Kämpfen gewann (davon 20 durch Knockout), setzt sich auch diesmal durch. Aber die Auseinandersetzung, die ein türkischer Fernsehsender live überträgt, ist lange ausgeglichen. Immer dann, wenn er während seines Kampfes gegen Nodar Robakidze in Bedrängnis gerät, branden die Anfeuerungsrufe auf. Der elf Jahre jüngere Georgier erweist sich als zäh, gibt dann jedoch nach fünf von acht Runden zermürbt und entkräftet auf.

Die Zusammenkunft der Boxszene im AHI-Festsaal ist ein Erlebnis - und das nicht nur wegen des Sports. Viele der Besucher erfüllen alle Klischees, die oft mit dem Boxsport in Verbindung stehen. Türkische Hells Angels haben sich in großer Zahl unters Publikum gemischt. Sie sorgen durch martialisch wirkendes Auftreten für Aufsehen.

Für die meisten Besucher war der Auftritt ihres Idols Selçuk Aydn der Höhepunkt des Abends. Im Anschluss werden sie und die Zuschauer vor den Fernsehern Zeuge des Auftritts des 24 Jahre alten Avni Yilderim, der nach Ansicht der Fachleute vor einer großen sportlichen Zukunft steht. Promoter Ahmet Öner, der die Veranstaltung an der Kaiserswerther Straße mit insgesamt vier internationalen Titelkämpfen auf die Beine gestellt hat, hält große Stücke auf ihn - und ist sein Trainer. Yilderim hat seine sieben Profikämpfe alle gewonnen, vier davon durch Knockout.

Sein jüngster Sieg war der bislang größte sportliche Triumph: In Miami besiegte er den ehemaligen Weltmeister Glen Johnson einstimmig nach Punkten und sicherte sich dadurch den Titel des "WBC Silver International Champions" im Halbschwergewicht. In Ratingen machte er mit Janne Forsman kurzen Prozess, denn den Finnen setzte er schon nach 67 Sekunden durch einen Schlag in den Magen außer Gefecht. Sein Gegner ging mit einem Schmerzensschrei zu Boden und stand nicht mehr auf.

Öner ist sicher, dass die Besucher in der Ratinger Halle die Zukunft des türkischen Boxsports gesehen haben. "Er ist der beste türkische Boxer, den ich je gesehen habe", sagt der 44-Jährige, der eine schillernde Figur in der Box-Szene ist. Früher lebte er in Duisburg, später in Florida, derzeit hat er seinen Lebensmittelpunkt in Istanbul. Avni Yilderim habe bessere Anlagen als Selcuk Aydin in diesem Alter. "Ich bin mir sicher, dass er bald Weltmeister ist", betont der Mann, der vor einigen Jahren dadurch für Aufsehen sorgte. Damals schmuggelte er kubanische Boxer aus ihrem Land, um ihnen in Miami zu einer größeren Laufbahn zu verhelfen.

Die Besucher freuen sich über den Erfolg ihres Landsmannes. Sie sind aber auch enttäuscht, dass der Kampf so schnell vorüber ist. Der Vorkampf zwischen dem Libanesen Mohamed Al Zein aus Düsseldorf und Sasa Dajic aus Bosnien war ebenfalls schon nach 26 Sekunden zu Ende. Al Zein hatte seinen Kontrahenten mit einem Treffer an die Schläfe auf die Bretter geschickt.

(jan)
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