Lokalsport Profi-Tennis klappt auch mit weniger Geld

Ratingen · Der Ratinger TC musste vor der Bundesliga-Saison abspecken. Besonders die Frauen traf es. Platz drei ist dennoch ordentlich.

 Nicolas Kiefer spielte diese Saison nicht mehr am Götschenbeck - die Zuschauerzahlen litten unter dem Wegfall des Zugpferdes der Herren 30.

Nicolas Kiefer spielte diese Saison nicht mehr am Götschenbeck - die Zuschauerzahlen litten unter dem Wegfall des Zugpferdes der Herren 30.

Foto: Achim Blazy

Was käme nach dem Titel? Die Frage muss Daniel Meier erst einmal sacken lassen. Der sonst kaum wortkarge Manager des Ratinger Tennis-Clubs denkt nach. Und sagt dann: "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau." Es geht um die Herren 30-Mannschaft, die in der Bundesliga spielt. Sie hat sich in der laufenden Saison als Tabellenerster für die Meisterrunde qualifiziert, die am ersten September-Wochenende in Süddeutschland stattfinden wird. Dort will der RTC seinen Titel verteidigen. Zum zweiten Mal - das Triple soll her. Und genau das ist es, was Meier Gedanken macht.

"Wir hätten dann drei Titel in Folge, wären wahrscheinlich über drei Jahre in Folge ungeschlagen. Was soll da noch kommen?", fragt Meier. "Da müssten wir alle erst einmal gut nachdenken." Sätze wie diese sollten eigentlich ein Alarmsignal sein. Denn klar ist: Tritt Meier kürzer, ist Bundesliga-Tennis in Ratingen tot. Der RTC ist ein gesunder, lebendiger Verein. Doch der professionelle Sport lebt nur durch das Engagement des Bankers, dadurch, dass Meier selbst aus London noch den halben Tag telefoniert, um am Wochenende eine schlagkräftige Mannschaft in der Herren 30- und Frauen-Bundesliga auf dem Platz stehen zu haben.

Stichwort Frauen: Die Saison eins nach dem Rückzug des Mäzens, der viel Geld in den Verein gesteckt hat, war eine schwierige. Die Fallhöhe ist als Deutscher Meister nun einmal hoch. Doch abgesehen von der Auftaktniederlage gegen Stuttgart, die so nicht eingeplant war, lieferte der entthronte Meister eine saubere Spielzeit ab und unterlag selbst dem späteren Titelträger Regensburg sowie dem Tabellenzweiten aus Karlsruhe nur knapp und unglücklich. "In Anbetracht der Umstände war das eine super Saison", betont Meier. Zumal die Pleite gegen Stuttgart ganz stark mit Jelena Ostapenko zu tun hatte - die neue RTC-Spielerin aus Lettland erwischte gegen die Schwaben einen rabenschwarzen Tag und gewann keines ihrer Duelle.

Ansonsten zeigte der RTC aber, dass gutes Bundesliga-Tennis auch ohne die ganz großen Namen gespielt werden kann. Nur das Publikum - das spielt nicht so recht mit. Denn auf der Anlage am Götschenbeck verloren sich in dieser Saison weniger Zuschauer als im Vorjahr. Die beste Zahl erreichte der RTC mit 350 gegen Moers - was über einen ganzen Tag und bei der weitläufigkeit der Anlage ein nicht gerade großer Wert ist.

Man merkt: Tennis funktioniert in Ratingen gut. Öffentlichkeitswirksam jedoch nur mit großen Namen. Im überragenden Vorjahr mit sechs Siegen aus sechs Spielen kamen die meisten Zuschauer dann, wenn Mona Barthels aufschlug. Und bei den Männern waren dann viele Zuschauer da, wenn Nicolas Kiefer spielte. Der ist in diesem Jahr nicht mehr dabei - frustrierend ist es für Meier, angesichts seines hohen Aufwands, natürlich schon.

Sportlich sind die Herren 30-Saison nicht ganz so souverän wie im Vorjahr. "Wir sind alle drei jahre älter geworden und spielen die ganze Zeit in der gleichen Besetzung", sagt Meier, "während die anderen Teams jüngere Spieler nachholen." Dazu kamen Formtiefs wie das von Boy Wijnmalen, der in dieser Spielzeit nicht eines seiner Einzel gewann. Maximal zwei Spiele gibt es in dieser Saison noch. Für Wijnmalen, um seine Bilanz zu verbessern - und für den RTC, um das Triple zu holen.

(RP)
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