Lokalsport Nitzschmann - das vielseitige SG-Talent

Ratingen · Der 19-Jährige spielt nicht nur mit der SG Ratingen gegen den BHC II (morgen, 16 Uhr). Er will Lehrer werden und angelt.

Wenn Yannik Nitzschmann mal richtig entspannen will, schnappt er sich Zelt und Angel und setzt sich in Wülfrath an den Teich. Dann sitzt er da, manchmal stundenlang, manchmal über Nacht. Und wartet. Manchmal alleine. Manchmal auch mit seinem Vater. "Der angelt allerdings eher Raubfische und ist dann die ganze Zeit unterwegs und wirft Köder ins Wasser. Ich entspanne mich beim Angeln, da kann ich komplett abschalten", sagt der 19-Jährige über das für sein Alter durchaus ungewöhnliche Hobby.

Üblicher ist da schon seine sportliche Betätigung - Nitzschmann ist nämlich Außenspieler bei der SG Ratingen. Und das Talent hat sich in seiner Premierensaison in der ersten Mannschaft unter Trainer Khalid Khan schon vollständig in der Mannschaft etabliert. "Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich so viele Chancen bekomme", sagt Nitzschmann. "Vor allem spüre ich das Vertrauen des Trainers, das tut richtig gut."

Khalid Khan ist bekannt dafür, junge Spieler zu fördern. "Yannik muss noch viel lernen", sagt der Coach. "Aber er hat was im Kopf. Und er ist bereit dazu, auch den unangenehmen Weg zu gehen, um besser zu werden. Es ist kein Wunder, dass er so viel Spielzeit bekommt."

78 Tore erzielte Nitzschmann in dieser Saison bereits, er wirft auch viele Siebenmeter für das Rudel. Für ihn ist das alles keine Selbstverständlichkeit. "Talent macht nur 20 bis 30 Prozent eines Handballspielers aus", betont er. "Der Rest ist Einstellung und harte Arbeit." Und so nervt es ihn auch nicht, dass er als einer der jüngsten im Löwen-Kader das Mädchen für alles ist. "Ich muss mich um die Eisbox kümmern, bin Bällewart. Und natürlich ist man als junger Spieler auch der, der mal den Kasten Wasser aus dem Auto holen muss. Aber das gehört dazu", sagt Nitzschmann, der gerade seine letzte Schulwoche hinter sich hat und nach dem Abitur gerne Grundschullehrer werden möchte.

Im Vordergrund steht jedoch eindeutig der Sport: Selbst wenn er nicht gerade als Spieler auf der Platte steht, verbringt Nitzschmann seine freie Zeit meist in Sporthallen. Gestern besuchte er das Handballspiel eines Freundes, am Sonntag schaut er erst seinem Bruder zu, der in der B-Jugend der HSG Neuss/Düsseldorf spielt. Und danach tritt er selber mit der SG Ratingen beim Bergischen HC II (morgen, 16 Uhr) an. "Die haben vergangene Woche eine richtige Rutsche bekommen", betont Nitzschmann. "Noch einmal werden sie sich sicherlich nicht abschlachten lassen wollen. Das wird ein hartes Spiel."

Immerhin sind wichtige Spieler der Ratinger wieder fit. Ace Jonovski kann wieder auflaufen. "Wir hatten endlich mal wieder einen ansatzweise normalen Trainingsbetrieb", sagt Trainer Khan. Das kommt auch Nitzschmann zugute, der gerne hart trainiert. Vor allem freut er sich schon diebisch auf die kommende Saison. "Dann kommt Fabian Claussen aus Wülfrath zu uns. Wir sind gute Freunde." Ein Selbstläufer wird es für Nitzschmann trotz der starken Saison jedoch nicht. "Nach oben kommen ist das eine", sagt Trainer Khan. "Doch oben bleiben ist eine schwerere Aufgabe."

Es spricht jedoch nichts dafür, dass der entspannte Hobby-Angler aus Wülfrath das nicht schaffen könnte.

(RP)
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