Lokalsport Machtkampf beim TuS Homberg eskaliert

Ratingen · Der Vorstand will die Fußball-Abteilung schließen. Der Grund ist ein Streit mit dem gewählten, aber nicht anerkannten Abteilungschef.

 "Ich darf hier nicht rein!" Ralf Heinze ist eigentlich gewählter Abteilungsvorstand der Homberg-Fußballer - er hat jedoch ein Hausverbot erhalten.

"Ich darf hier nicht rein!" Ralf Heinze ist eigentlich gewählter Abteilungsvorstand der Homberg-Fußballer - er hat jedoch ein Hausverbot erhalten.

Foto: Achim Blazy

Diese Geschichte hätte eine so schöne werden können. Eine Geschichte von einem Dorfverein, der in den Niederungen der Kreisliga B spielt und im Winter abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz stand. Von einem neuen Trainer, der nach kurzen Anlaufschwierigkeiten der Mannschaft neues Leben einhaucht, plötzlich Sieg um Sieg einfährt und am Ende doch noch die Klasse halten könnte.

Diese Geschichte gibt es allerdings nur im Konjunktiv. Denn das, was sich wirklich beim TuS Homberg abspielt, ist eine Provinzposse erster Güte. Sportlich berappelt sich der B-Ligist unter Trainer Daniel Ringel tatsächlich. Hinter den Kulissen tobt jedoch ein Machtkampf, der auf dem Rücken der Sportler ausgetragen wird - und der am Dienstag seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen wird.

Dann nämlich findet eine Mitgliederversammlung statt, bei der zwei Punkte auf der Tagesordnung besonders ins Auge stechen: Unter Punkt acht steht da "Ausschluss eines Mitglieds", gefolgt von "Schließung einer Abteilung". Im Klartext bedeutet dies, dass der Vorstand um Rechtsanwältin Marina Cyganek die Fußballabteilung schließen möchte. Zugleich soll der von den Fußballern gewählte, vom Vorstand aber nie anerkannte Abteilungsvorstand Ralf Heinze kaltgestellt werden. Anschließend will sich der Vorstand zur Wiederwahl stellen.

"Das Verhalten des Vorstandes nimmt diktatorische Züge an", sagt Heinze dazu. Der übernahm vor gut zwei Jahren das Zepter vom langjährigen Abteilungsleiter Heribert Bergs. "Als Heribert aufhörte, haben wir unter seiner Führung noch einen neuen Vorstand gewählt", betont Heinze. Dieser wurde jedoch vom Vorstand nicht anerkannt - aus bislang unbekannten Gründen. Heinze hängte sich trotzdem rein. Sanierte mit seinen Mitstreitern das Clubhaus am Füstingsweg. Versuchte, sich um Sponsoren zu kümmern - und holte im Winter auch Daniel Ringel, als der Klub im tiefsten Abstiegssumpf steckte.

Währenddessen hatte sich das Innenverhältnis zum Vorstand längst zugespitzt. Es gab Streit um die Finanzierung der Fußball-Abteilung, zudem stand die Nichtanerkennung des Fußball-Vorstandes weiter im Raum. Die Abteilung organisierte Anfang März eine zweite Wahl, "sogar mit Wahlleiter und geheimer Stimmabgabe. Wieder wurde das Ergebnis nicht anerkannt", wie Heinze sagt. Stattdessen sprach der Vorstand den Fußball-Mitgliedern die sofortige Kündigung aus - und erteilte Heinze ein Hausverbot.

Ringel versuchte zu vermitteln, sorgte dafür, dass seine Mannschaft wenigstens noch unter Duldung des Vorstandes die weiteren Spiele bestreiten durfte. "Das ist ein Hauen und Stechen", sagt Ringel, der die Querelen satt hat und im Sommer nach Breitscheid wechseln wird. "Der Vorstand und der Abteilungsleiter stehen auf Kriegsfuß. Dabei war Ralf Heinze der letzte Mohikaner in der Abteilung, einer, der sich wenigstens gekümmert hat."

Nach zwei Gesprächsanfragen an den Vorstand des TuS seitens der Rheinischen Post meldet sich Gerhard Kupschus aus der Kampfsportabteilung in der Redaktion. Die Vorstandsmitglieder seien entweder im Urlaub oder stünden aus beruflichen Gründen nicht für ein Gespräch zur Verfügung, sagte er. Nein, Vorstandsmitglied oder Abteilungsleiter sei er nicht, Auskünfte könne er aber geben. Kupschus betont, die Schließung der Abteilung geschehe aus rein finanziellen Gründen. Die Fußballer seien schlicht zu teuer. Warum der Abteilungsvorstand nie anerkannt wurde oder warum man Heinze ausschließen möchte? "Dazu möchte ich der Mitgliederversammlung nicht vorgreifen", sagt Kupschus. Und ob eine Schließung der Abteilung sein müsse? Schließlich könnten die Fußballer auch in einen neuen Verein - beispielsweise "TuS Homberg Fußball" - ausgegliedert werden. "Wir haben das Thema bei Daniel Ringel angesprochen", sagt Kupschus. "Er wollte das nicht. Also bleibt nur die Schließung der Abteilung."

Zur Verdeutlichung: Daniel Ringel ist Trainer - kein Abteilungsleiter. "Da es aber keinen gewählten Abteilungsvorstand gibt", so Kupschus, "ist er unser Ansprechpartner." Den Schuh mag sich Ringel aber nicht anziehen: "Natürlich habe ich nein gesagt. Der Verein wollte ja quasi eine sofortige Neugründung eines Fußball-Vereins. Ich bin ab Sommer weg. Das ist in der Kürze der Zeit nicht machbar und braucht einen ordentlichen Vorlauf. "

Zeit, die der Klub vom Fußballverband bekommen würde. "Wir würden eine Ausgliederung der Fußball-Abteilung zur übernächsten Saison unterstützen", sagt Bernd Biermann vom Fußballkreis Düsseldorf. "Wenn der Fußball beim TuS wegbricht, steht ein ganzer Stadtteil ohne Fußball dar. Deshalb habe ich mich auch an den Vereinsvorstand gewendet mit der Bitte um Gespräche. Bislang habe ich jedoch keine Antwort erhalten."

Und so steuert alles auf ein Finale bei der Mitgliederversammlung am Dienstag hin. Jugendvorstand Heinz Schulze hofft, dass auf der Versammlung "genug vernünftige Menschen anwesend sind, damit eine Lösung gefunden werden kann". Eine Vermittlung, so Schulze, scheint jedoch mit den beteiligten Personen nicht möglich. "Homberg ohne Fußball, das geht gar nicht. Man kennt die Vereinsfarben des TuS doch nur wegen uns", sagt er. Fragt sich nur, wie lange noch.

(RP)
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