Turnen Glander wiedergewählt

Silvia Glander ist mit überwältigender Mehrheit erneut zur Vorsitzenden des TV Ratingen gewählt worden. Die juristischen Streitereien mit Horst Becker standen wieder im Mittelpunkt.

Die Resonanz einer Mitgliederversammlung ist ein untrügliches Indiz dafür, ob sich ein Verein in ruhigem Fahrwasser befindet oder ob es Unruhe und Querelen gibt. Gestern Abend jedenfalls kreisten die Autofahrer am Stadionring, denn Parkplätze waren rar. Und die Mitgliederversammlung, die vorsorglich in die vereinseigenen Turnhalle gelegt worden war, begann mit einer Viertelstunde Verspätung — so groß war der Andrang. Weit über 200 Mitglieder waren gekommen. Das hatte es in der fast 145-jährigen Vereinsgeschichte noch nicht gegeben.

Silvia Glander kam auch recht schnell zur Sache. Der Turnverein habe — anders als oft dargestellt — keinen Prozess verloren, sondern mit Willi Wülbeck einen Vergleich erzielt und die Klage gegen den langjährigen Vorsitzenden Horst Becker sei nicht verhandelt worden. Insgesamt habe der Verein im vergangenen Jahr 10 721 Euro für rechts- und Beratungskosten gezahlt.

"Keinen Prozess verloren"

Silvia Glander und Schatzmeisterin Heidi Brebeck hatten Willi Wülbeck und Horst Becker verklagt, weil sie angeblich Tantiemen kassiert hatten, die ihnen nicht zustanden. Mal wurde die Klage abgewiesen, mal ein vergleich erzielt. Gewonnen hat der Turnverein vor Gericht kein einziges Mal.

Silvia Glander, die seit 1981 dem geschäftsführenden Vorstand angehört und 18 Jahre lang stellvertretende Vorsitzende war, ehe sie das Amt vor einem Jahr von dem zurückgetretenen Bernd Streckmann übernahm, wies aber ausdrücklich darauf hin, dass sie es gewesen sei, die einst das Bundesverdienstkreuz und später die Sportplakette für Horst Becker, der damit ausgezeichnet wurde, beantragt habe. Doch er habe "das Vertrauen missbraucht". Der Beschuldigte, der 27 Jahre lang an der Spitze des Vereins stand, war nicht anwesend.

Neue Attacken gegen Becker

Diverse Anträge, die darauf abzielten, Horst Becker zu rehabilitieren und seine Lebensleistung für den Verein anzuerkennen, fanden keine Mehrheit. Im Gegenteil, Rüdiger Matyssek sprach von seinen Bemühungen der Befriedung, griff dann aber erneut scharf an: Becker habe Informationen an die Öffentlichkeit lanciert, obwohl Stillschweigen vereinbart worden sei. Und dann deutete er an, dass die juristische Auseinandersetzung weitergehe: "Sie geht von Becker aus."

Silvia Glander und Heidi Brebeck wurden bei wenigen Enthaltungen einmütig wiedergewählt. Matysseks Fazit: "Ich hatte eine Befriedung angestrebt. Das es nicht so ist, zeigt die heutige Versammlung."

(RP)
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