Lokalsport Die SG stellt alles auf den Prüfstand

Ratingen · Nach dem Fehlstart in die Dritte Handball-Liga will Geschäftsführer Bastian Schlierkamp einiges ändern.

Richard Ratka wirkte ganz entspannt. "Ich bin als Spieler schon einmal mit 1:21 Punkten gestartet", sagte der Ex-Trainer der SG Ratingen, der am Samstag bei der Heimpleite des Löwenrudels gegen Ahlen zu Besuch war. "Und ich bin auch nicht abgestiegen." Aktuell ist die SG auf Kurs, Ratkas Marke zu erreichen: Sieben Spiele hat das Team in der Dritten Handball-Liga nun absolviert - und in der Tabelle stehen 1:13 Punkte zu Buche. "Die nächsten beiden Aufgaben werden nicht leichter", sagt Simon Breuer angesichts der Duelle gegen die Zweitliga-Absteiger Dormagen und Hagen. Wären also - bei normalem Verlauf - 1:17 Zähler. Ein Trauerspiel. Das sieht auch Manager Bastian Schlierkamp so. Und deshalb setzte er sich gestern Abend mit Spielertrainer Simon Breuer zusammen, um die Krise zu besprechen - und Lösungen zu finden. "Wir müssen auf jeden Fall ein paar Sachen ändern", sagt der Geschäftsführer.

Diese betreffen auch Breuer selbst. Der Spielertrainer hat aktuell angesichts der großen Belastung Probleme, auf der Platte seine Leistung zu bringen. "Es ist richtig, früher habe ich mehr getroffen", sagte Breuer nach dem Ahlen-Spiel. "Wir haben zwei Leute im Kader, die höherklassig gespielt haben", sagt Schlierkamp. "Breuer und Ben Schütte. Letzterer spielt aber auf Außen und war zuletzt wegen seiner Hochzeit nicht dabei. Und Simon kann in der jetzigen Konstellation auch nicht so führen, wie er sollte." Schlierkamp will indes keine Kritik an seinem Spielertrainer üben: "Wir sind absolut überzeugt von Simon als Trainer. Aber er hat unfassbar viele Aufgaben - da müssen wir ihn ein wenig entlasten."

Das taten sie bisher schon: Während der Spiele führt nämlich der, der als Co-Trainer auf der Bank sitzt, das Kommando. Das tat schon Leszek Hoft, gegen Ahlen war es Schlierkamp selbst, der entschied, Breuer zu Beginn der zweiten Hälfte lange auf der Bank zu lassen. "In der Schlussphase kam er ausgeruht ins Spiel und konnte neue Akzente setzen", sagte Schlierkamp.

Es gibt allerdings viele weitere Gründe, warum das Löwenrudel aktuell weitgehend krallenlos unterwegs ist. Vor allem in der Abwehr stimmt es bei der SG überhaupt nicht. "Wir sind zu lieb", bemerkt Schlierkamp dazu. "Da fehlt einer, der beißt, kämpft und spuckt" - und genau so einen Spieler sucht die SG nun in- oder extern, um die Deckung ein wenig zu verstärken. Und auch, wie Schlierkamp betont, die Intensität im Training ein wenig zu erhöhen. "Aktuell geben einige vielleicht nur 90 Prozent, weil sie denken, wir steigen schon nicht ab", sagt der Geschäftsführer. "Aber das ist brandgefährlich. Angesichts der Tabelle müssen wir uns eben mit der Situation anfreunden. Aber da wünsche ich mir insgesamt mehr Härte - auch im Training."

Einer der Hauptgründe für die SG-Misere ist jedoch auch ein Handbruch - der von Arthur Giela. Der Rückraumspieler ist nämlich der einzig effektive Distanz-Schütze der SG. "Ohne Arthur werfen wir leider keine einfachen Tore aus dem Rückraum", sagt Schlierkamp. "Allerdings gibt es solche Spieler auch nicht auf dem Markt. Und wenn, sind sie für uns unbezahlbar." Giela soll nach den beiden Spielen gegen Dormagen und Hagen immerhin wieder einsetzbar sein.

Unerreichbar wird wohl bald der tunesische Torhüter, mit dem sich die SG verstärken wollte. Immer neue bürokratische Hürden tun sich auf - ob der Schlussmann noch ein Visum bekommt, ist aktuell fraglich. "Ich habe mir eine Frist bis Ende der kommenden Woche gesetzt", sagt Schlierkamp. "Wenn es bis dahin nicht klappt, müssen wir uns eingestehen, dass wir viel investiert haben, es nicht funktioniert hat und einen anderen Torhüter holen."

(RP)
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