Lokalsport 04/19: Katerstimmung trotz späten Tores

Ratingen · Der Fußball-Oberligist rettet in der letzten Sekunde das 2:2 gegen Kapellen-Erft. Verdient war das indes nicht.

 Ein Hammer zum 1:0: Durch drei Abwehrspieler hindurch fliegt der Volley-Schuss von Daniel Keita-Ruel (2.v.l.) - und landet unhaltbar im Netz.

Ein Hammer zum 1:0: Durch drei Abwehrspieler hindurch fliegt der Volley-Schuss von Daniel Keita-Ruel (2.v.l.) - und landet unhaltbar im Netz.

Foto: Achim Blazy

Es war die 94. Minute im Fußball-Oberligaspiel zwischen Ratingen 04/19 und dem SC Kapellen-Erft. Vielleicht war es auch die 95. oder 96., so genau wusste das keiner mehr. Die Gäste führten 2:1, es gab noch einen letzten Freistoß für den RSV. Irgendwie landete der Ball im Gewühl bei Orhan Dombayci. Der fasste sich ein Herz und hämmerte die Kugel unter die Latte zum 2:2 - bevor er unter einer weißen Jubeltraube begraben wurde.

Einige Minuten später war von Feierstimmung nicht mehr viel zu spüren. "Für mich fühlte sich das wie eine Niederlage an, trotz des späten Tores", sagte Trainer Peter Radojewski. "Ich bin sehr enttäuscht." Die Reaktion war verständlich. Denn nach einer starken ersten Hälfte ließ 04/19 nach dem Seitenwechsel so ziemlich alles vermissen, was mit gediegenen Fußball-Tugenden zu tun hatte. Der RSV agierte passiv, unkonzentriert - und vor allem ohne Offensivdruck.

Das mit der Offensive war ja schon in der ersten Hälfte ein Thema. Abgesehen von Daniel Keita-Ruel passiert im Spiel nach vorne bei den Ratingern erschreckend wenig. Natürlich war es auch der Top-Torschütze, der das 1:0 erzielte. Einen Abpraller nahm der 26-Jährige an der Strafraumgrenze per Volleyschuss und hämmerte den Ball unhaltbar ins lange Eck. Es war indes auch mehr oder minder die einzig echte Chance vor der Pause. "Wir hatten Kapellen aber im Griff, haben die Zweikämpfe gewonnen und ein ordentliches Spiel abgeliefert", sagte Radojewski. "Wir haben in der Pause die Dinge sogar noch explizit angesprochen, die dann in der zweiten Hälfte schiefgingen."

Fatal waren vor allem die Fehler in der Vorwärtsbewegung. Keita, der sonst ein gutes Spiel ablieferte, verlor den Ball beim Ausgleich, später waren es Damian Bartsch und Phil Spillmann, die mit unüberlegten Pässen gefährliche Konter provozierten. Einmal ging das gut, weil Andrej Hildenberg alleine vor dem Tor den Ball drüberlupfte. Beim zweiten Mal machte er es nach einem Traumpass von Benjamin Schütz besser und schob den Ball zum 1:2 ins lange Eck. "Zu viele Chancen darf man denen echt nicht lassen", sagte Sascha Meier. Der Ex-Ratinger war zum ersten Mal nach seinem Karriere-Ende wieder beim RSV zu Besuch. Und sah, dass gerade sein Kampfgeist und seine Kreativität dem strauchelnden Oberligisten gutgetan hätte.

Erst in der allerletzten Schlussphase bäumte sich der RSV noch einmal richtig auf, kam noch zu gefährlichen Standardsituationen. Einen davon nutzte Dombayci zum Ausgleich. "Ich habe nicht mehr nachgedacht, den Ball nur noch draufgehauen", gab der Torschütze zu. "Das war schon ein sehr unglücklicher Punktgewinn."

Ein Zähler indes, der dem RSV nur bedingt weiterhilft. In der Tabelle muss der Blick nun nach unten gehen. Denn die Abstiegszone ist nur noch drei Zähler entfernt. "Wir müssen uns jetzt mit den Verantwortlichen zusammensetzen", sagte Trainer Radojewski. "Vielleicht müssen wir uns bei dem einen oder anderen eingestehen, dass es für die Oberliga auch nicht reicht." Harte Worte - nach der Leistung jedoch durchaus verständlich.

(RP)
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