Lokalsport 04/19: Gemeinsam gegen den Abstieg

Ratingen · Beim kriselnden Fußball-Oberligisten will man gemeinsam versuchen, den Gau zu verhindern. Zu spät?

 Carlos Penan (l.), Daniel Keita-Ruel (3.v.l.) entfachen zu wenig Feuer in der Offensive. Stefan Rott (3.v.r.) spielte nur in der ersten Hälfte vorne mit.

Carlos Penan (l.), Daniel Keita-Ruel (3.v.l.) entfachen zu wenig Feuer in der Offensive. Stefan Rott (3.v.r.) spielte nur in der ersten Hälfte vorne mit.

Foto: ABZ/AR

Am Spielfeldrand des Dorfackers des SV Hönnepel-Niedermörmter stand die geballte Kompetenz. Michael Kulm, Martin Hasenpflug und Michael Schneider sind Inhaber der höchstmöglichen Fußball-Trainerlizenzen - und stehen alle auf irgendeine Art im Dienste des kriselnden Fußball-Oberligisten Ratingen 04/19. Viel Fachwissen also neben Trainer Peter Radojewski. Und auf dieses Wissen will der Verein sofort zugreifen, um den Absturz in die Landesliga noch zu verhindern.

Michael Kulm, der Sportliche Leiter, ist in den vergangenen Wochen ohnehin deutlich näher an die Mannschaft gerückt. Er hat das Team zusammengestellt. Er versucht nun, den Karren mit aus dem Dreck zu ziehen. Nachwuchsleiter Hasenpflug wurde vom Vorsitzenden Jens Stieghorst gebeten, mit nach Kalkar zu fahren, um seine Einschätzung über den Zustand der Mannschaft abzugeben.

 Die Führung um Trainer Peter Radojewski, dem Sportlichen Leiter Michael Kulm und Chef Jens Stieghorst soll noch enger zusammenarbeiten.

Die Führung um Trainer Peter Radojewski, dem Sportlichen Leiter Michael Kulm und Chef Jens Stieghorst soll noch enger zusammenarbeiten.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Nach der Partie tagte das Kompetenzteam. Und kam zu deutlichen Urteilen: Vor allem im Spiel nach vorne sind die Defizite der Mannschaft erschreckend. Konditionell war das Team bei Hö./Nie. schon Mitte der zweiten Hälfte komplett am Ende - und das trotz der schweißtreibenden Vorbereitung in der Winterpause, in der das Hauptaugenmerk auf die Fitness gelegt wurde.

Strukturiert spielt sich der RSV kaum Torchancen heraus, der Unterschied in der Laufbereitschaft zwischen Daniel Keita-Ruel und Carlos Penan, der am Sonntag viel in Bewegung war, wurde ebenfalls thematisiert. Das Positionsspiel, so das Urteil, sei mangelhaft. Allerdings muss den Angreifern zugutegehalten werden, dass sie ab Spielminute 70 fast alleine auf weiter Flur waren, da die Spieler weiter hinten arg mit ihrer Luft zu kämpfen hatten, kaum bis gar nicht mehr nachrückten. Alternativen für das kommende Spiel gegen den SC West, das am Sonntag erstmals in dieser Saison wieder im eigenen Stadion stattfindet, wurden besprochen, auch taktische Veränderungen, die den Spielfluss der Mannschaft begünstigen sollen.

Natürlich ist die neue Multi-Lösung an der Sportlichen Spitze eine zumindest zeitweise Entmachtung von Trainer Peter Radojewski. Der aber muss sich nach inzwischen zehn Spielen ohne Sieg (sieben Remis, drei Niederlagen) die Kritik gefallen lassen - und könnte am Ende gar vom neuen Weg des "acht Augen sehen mehr als zwei" profitieren und, falls der Endspurt erfolgreich verläuft, gestärkt in die kommende Saison gehen.

Aber auch Jens Stieghorst selbst will sich wieder mehr einbringen. Der nämlich hat sich in dieser Saison erstmals weitgehend aus der Führung der ersten Mannschaft herausgehalten - und ist mit dem Resultat alles andere als zufrieden. Denn Karoj Sindi ist der inzwischen fünfte Spieler, der in dieser Saison aus welchen Gründen auch immer zumindest zeitweise von Training und Spielbetrieb verbannt wurde - ein Dorn im Auge des Vorsitzenden, der in solchen Fällen gerne einvernehmliche, diplomatische Lösungen präferiert, im Falle Sindi aber im Urlaub weilte. Doch auch Stieghorst muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich als starker Mann des Vereins zu sehr rausgehalten zu haben.

Die Lage des RSV ist nicht aussichtslos, der MSV Duisburg ist als erster Verein über dem "Strich" punktgleich mit 04/19. Zumal das Gerücht herumgeistert, dass sich die Duisburger durch den Abstieg aus der Zweiten Liga den Luxus einer zweiten Mannschaft künftig nicht mehr leisten wollen. Wie in diesem Fall aber die Abstiegsregelung aussehen würde, weiß derzeit noch keiner. "Wir können uns auf nichts verlassen, müssen selber wieder über den Strich kommen", sagt Stieghorst.

Das haben sie in Ratingen nun endlich verstanden - und zwar alle gemeinsam.

(RP)
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