Kreis Mettmann So läuft sie ganz graziös auf hohen Hacken

Kreis Mettmann · Reportage: Der High-Heel-Workshop bei Andreas Jozwiak ist anstrengend. Und es gibt Muskelkater in den Waden.

 Tanzlehrer Andreas Jozwiak erklärt, wie frau auf hohen Absätzen durchs Leben gehen kann, ohne umzuknicken. Der Workshop dauerte drei Stunden.

Tanzlehrer Andreas Jozwiak erklärt, wie frau auf hohen Absätzen durchs Leben gehen kann, ohne umzuknicken. Der Workshop dauerte drei Stunden.

Foto: Ralf Matzerath

Wer glaubt, souverän auf 15-Zentimeter-Hacken daher stolzieren zu können, sei ein Kinderspiel, der irrt. Es ist harte Arbeit. Die Autorin dieser Zeilen hat sich drei Stunden lang im High-Heel-Workshop von Andreas Jozwiak, Inhaber der Tanzschule Dancegate in Langenfeld-Immigrath, dieser Tortur unterzogen. Und nicht alleine, sondern gemeinsam mit Joana Sänger (17), Luise Bentler (18) sowie Manuela (45) und Martina (53).

Um es vorwegzunehmen: Nicht nur die beiden ganz jungen Damen schreiten heute sicher auf Stilettos umher, auch die ältere Generation, die sich anfangs nur an der Wand lang oder mit Unterstützung von Andreas Jozwiak auf Pfennigabsätzen fortbewegen konnte, steht und geht nach dem Training so gekonnt, dass sie fast bei Germany's next Topmodel mitstaksen könnte.

Wollen wir mal schweigen vom Muskelkater in den Waden und im Po am Tag nach dem schweißtreibenden Einsatz. Viel habe das Training für 59 Euro gebracht, sehr viel, waren sich alle Teilnehmerinnen einig. Denn wer die Gang-Technik beherrscht, kann nicht nur lächerliche Auftritte, peinliches Umknicken oder Stürze vermeiden, sondern auch Fußschmerzen. Erstaunlich: Der Meister selbst überzeugte mit einer ganzen Kollektion vom Pumps über die Sandalette bis zum Ankle Boot ansehnlich und entspannt auf hohen Hacken. Sicher ist: Naturtalente auf Pumps sind eher selten. Der eine geht in die Knie, der zweite macht viel zu große Schritte, dem dritten fehlt die Körperspannung, wieder andere halten sich zu steif, kippen mit dem Oberkörper nach vorn über, setzen im falschen Winkel mit dem Absatz auf - und liegen schnell auf der Nase. Der große Spiegel im Tanzsaal von Jozwiak ist gnadenlos. Er zeigt den Teilnehmern, dass Pailetten-Pumps mit roter Sohle oder der elegante Lack-Peeptoe allein noch lange keinen eleganten Auftritt machen.

Andy, wie unserer Lehrer genannt werden möchte, macht seine Aufgabe gut, kritisiert nicht, ohne zu motivieren, holt jeden auf seinem Level ab - wenn nötig, an der Hand oder untergehakt, korrigiert gewissenhaft und lobt jeden Fortschritt. Er verrät Tricks wie: zu glatte Sohlen erst mal anrauen. Er lässt jeden seine maximale Absatzhöhe und Schrittweite austesten, lässt uns im Kreuzschritt vor und rückwärts gehen, Gewichtsmanschetten von je drei Kilo pro Bein tragen, die zu kleinen Schritten zwingen, er mahnt Körperspannung an (Pobacken zusammenkneifen, Bauch rein, Schultern zurück!) und übt den "Tussi-Gang" ein. Denn ein bisschen natürlichen Hüftschwung zu zeigen, stehe auch uns taillenversteiften Deutschen gut, meint er.

"Warum tragt ihr denn hohe Schuhe? Doch nicht weil die so bequem sind, sondern weil ihr sexy aussehen wollt", sagt er. Recht hat er. Und wer auf seinen Stilettos daher schwankt wie ein Schiff auf hoher See, wird eher belächelt als bewundert.

Drei Stunden in Andys Workshop legen den Grundstein zum ersten, sicheren Auftritt auf hohen Absätzen. Wer lernen will, auch beim Treppensteigen und auf Kopfsteinpflaster zu brillieren, für den gibt es Fortgeschrittenen-Kurse. Eventuell kommen dann die teuren Hochhackigen, die seit Jahren im Schuhschrank verstauben, doch noch mal zu ihrem Einsatz.

(ik)
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