Ratingen Sie zieht Pippi und Hotzenplotz an

Ratingen · Nadel und Faden sind für Kostümbildnerin Regina Strunden lebenswichtig. Nicht nur im Job. Auch privat näht sie gerne.

"Ich bin ein rheinisches Kind", sagt Regina Strunden über sich. "Deshalb habe ich wilde Ideen und will diese wilden Ideen immer unbedingt umsetzen." Als Kostümbildnerin hat sie dazu Gelegenheit.

Ihre Augen strahlen und der Redefluss ist schwer zu bremsen, wenn die gebürtige Transsilvanierin ("na gut, ich bin in Rumänien geboren"), die in Euskirchen groß wurde, über aktuelle Arbeiten spricht. Im vierten Jahr ist sie bei Theaterconcept dafür verantwortlich, dass sämtliche Bühnendarsteller gut eingekleidet sind. Erstmalig gibt es in diesem Jahr parallel zueinander zwei Produktionen (Infobox), so dass die 44-Jährige sich bei 40 Kostümen austoben konnte. "Für manche Rolle gibt es Kostüme in doppelter Ausführung", denn bekanntermaßen geht es bei Produktionen am Blauen See auch gerne mal mit spektakulären Bauchklatschern ins Wasser. Außerdem wird bei Wind und Wetter, also auch bei Regen, aufgeführt. Alles Anforderungen, die ein solches Freiluftkostüm bezüglich der Strapazierfähigkeit erfüllen muss. Weitere Kriterien an die speziellen Outfits sind: "Sie müssen praktisch sein wegen sportlicher Einlagen und sollten für schnelle Umzüge am besten an Klettverschlüssen aufreißbar sein."

"Die Kostüme sorgen dafür, dass die Kollegen sich noch schneller in ihre Rollen einfinden können.

Regina ist menschlich einfach auch eine "Type", welche perfekt in unsere Theater-Welt paßt!", schwärmte Theaterconcept-Managerin Tanja Bockelkamp über sie.

Nadel und Faden nahm die Mutter zweier Kinder bereits als kleines Mädchen gerne in die Hand. "Das ist kein Klischee, schon meine Puppen habe ich angezogen." "Extrem", sagt sie, "wurde ich als Teenager. Da habe ich schon mal was Besonderes spontan für den Discobesuch gezaubert." Noch heute ist ihr Kleiderschrank gefüllt mit Eigenkreationen, Flohmarktfundstücken und edlen Kollektionsteilen.

Nach der Schule folgte eine Schneiderlehre bei Bernd Berger. Und obwohl sie da "manches geschockt" hat, wechselte sie 1996 nach München. "Ich wollte weg von Zuhause, raus in die Welt", außerdem lockte ein Job bei Bogner im Musteratelier sowie die dortige Modeschule. Die absolvierte sie mit Bestnoten. Damit ist sie Schneidermeisterin, Schnittdirectrice sowie staatlich geprüfte Modedesignerin.

Vor fünf Jahren zog sie mit ihrem Mann nach Ratingen. "Ich liebe die Stadt", mit dem Rad kommt sie in die City, die Nähe zu Düsseldorf nutzt sie für Feiereinheiten mit ihren Freundinnen wie beispielsweise zu Karnevalsfesten. "Wir sind alle als Pfauen gegangen", in selbst geschneiderten Kostümen, was sonst. An den Job bei Theaterconcept kam sie, nachdem sie zusammen mit ihrem Sohn eine Aufführung von "Petersson und Findus" auf der Naturbühne angeschaut hatte. "Am nächsten Tag schickte ich meine Bewerbung ab", seitdem ist sie Mitglied im Team. Übrigens sehr zur Freude ihrer Kinder. Als im vergangenen Jahr die "Dschungelbuch"-Produktion anstand, reichte das Kostüm der Schlange "Kaa" vom Wohnzimmer bis in die Küche. Und wurde ebenso gerne im Selbstexperiment erprobt, wie sie sich dank entsprechender Outfits in Riesenelefanten verwandelten. Unnötig zu erwähnen, dass Regina Strunden bei Kita- oder Schultheateraufführungen fantasievolle Kostüme beisteuert.

"Authentizität" ist bei Garderobe für Kindertheaterproduktionen ihrer Meinung nach wichtig. "Ich bin selbst mit Pippi Langstrumpf groß geworden", von der damaligen Verfilmung ließ sie sich für die aktuelle Inszenierung inspirieren. "Pippi ist Kult und muss genauso aussehen, wie sie immer ausgeschaut hat." Und der Hotzenplotz, berühmtester Räuber der Kinderliteratur, kommt auch "klassisch" daher. Mit besagtem "wow!"-Effekt. Denn das ist Theater, das bedeutet für sie, in Stoffen zu denken.

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