Lintorf Segler müssen auch umfallen können

Lintorf · Kenterübungen des Ratinger Segelclubs im Hallenbad Lintorf. Nachwuchssorgen plagen die Vereine.

 Susanne Hilgenstock vom Ratinger Segelclub mit den jungen Teilnehmern des aktuellen Kurses. Dazu gehört auch das Kentertraining im Hallenbad in Lintorf.

Susanne Hilgenstock vom Ratinger Segelclub mit den jungen Teilnehmern des aktuellen Kurses. Dazu gehört auch das Kentertraining im Hallenbad in Lintorf.

Foto: Achim Blazy

Immer weniger Kinder der Fun-Generation interessieren sich für Sportarten, bei denen erst ein wenig gelernt werden muss, bevor der Spaß beginnt. Das gilt auch für den Segelsport: Der Nachwuchs fehlt. Damit überhaupt aktuell ein Grundkurs für junge Anfänger zustande kommen konnte, haben sich der Ratinger und drei Essener Segelclubs zusammengeschlossen. Trainiert wird unter anderem im Hallenbad Lintorf. Kentern mit einem Optimisten steht auf dem Programm.

Raphael und Phillip dürfen heute genau das tun, was man beim Segeln tunlichst unterlassen sollte, weil's unnötig aufhält: gezielt ihre Segeljolle zum Kentern zu bringen. "Stellt Euch beide auf die Seite, haltet Euch am Mast fest und jetzt lehnt Euch gaaaanz weit zurück", ruft Trainerin Susanne Hilgenstock den Jungs vom Beckenrand aus zu. Und tatsächlich: Allmählich kippt das kleine weiße Boot mit der blauen Aufschrift "Delfin" zur rechten Seite, Segel und Mast klatschen ins Wasser.

 Raphael und Phillip brachten das Segelboot zum Kentern und versuchen es wieder aufzurichten.

Raphael und Phillip brachten das Segelboot zum Kentern und versuchen es wieder aufzurichten.

Foto: Blazy Achim

Kenterübungen stehen heute auf dem Trainingsplan der acht Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Bis auf Phillip haben alle schon erste Segelerfahrungen, vor allem Raphael ist lange dabei und kennt sich gut aus.

"Jetzt müssen wir versuchen, das Boot wieder aufzurichten", erklärt der 13-Jährige dem Achtjährigen, "wir müssen versuchen, das Schwert zu erreichen und zu uns zu ziehen."

Das aber ist gar nicht so leicht, immer wieder rutschten die Jungs von der glatten, nassen Unterseite des Bootes und Phillips Arme sind auch irgendwie noch zu kurz. Ganz emsig probieren sie es unermüdlich, sie schlucken Wasser, verlieren an Kraft, dann aber endlich steht das Boot wieder aufrecht. Applaus von den Zuschauern, hauptsächlich Eltern. "Prima gemacht", lobt Susanne Hilgenstock. Nachdem die beiden Kinder wieder in den Optimisten geklettert sind und die Übung mehrfach wiederholt haben, sind die Nächsten an der Reihe. "Es ist wirklich schade, dass wir kaum noch Nachwuchs finden", bedauert Dieter Thurm aus Essen. Seine zwölfjährige Tochter Teresa nimmt ebenfalls am Training teil: "Ich vermute, es liegt an den Übungszeiten am Samstag. Das ist der Familientag, da stehen auch noch andere Dinge an, wie Geburtstagsfeiern oder Fußballspiel oder Anderes." Siegmar Rudakowski aus Ratingen kann das nur bestätigen. Beide Männer segeln selbst, ihre Töchter sind in den Sport hineingeboren. Von außen kommt selten jemand hinzu. "Ich finde das sehr schade, da Segeln im Freien passiert, es ein Teamsport ist, die Kinder Gemeinschaft lernen und auch, sich aufeinander verlassen zu können", findet Dieter Thurm.

Während Susanne mit anderen Kindern weiter das Kentern übt, beschäftigt sich Marco Schäfer mit den anderen Teilnehmern. Der Rettungsschwimmer übt den "Spock-Griff": "Wenn Ihr jemanden retten wollte, muss der Kopf immer über Wasser sein. Spreizt mal bitte die Ringfinger und die kleinen Finger von den anderen ab. Dann haltet Ihr mit den hinteren Fingern das Kinn, mit den vorderen die Schläfen. So geht das Abschleppen mühelos", erklärt der 25-Jährige. Auch Phillip gibt sich Mühe, wieder mit Unterstützung von Raphael. "Ich finde das ganz toll hier", japst Phillip, als er nach der Übung zum Beckenrand zurückkehrt, "zwar anstrengend, aber toll. Nächstes Mal komme ich wieder."

(dani)
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